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- DAZ 49/2010
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Arzneimittel und Therapie
Alkohol ist die Nummer 1
Eine britische Studiengruppe um Professor David Nutt hat erstmals für Großbritannien die Auswirkungen des Drogenkonsums für das Individuum selbst und für sein Umfeld untersucht. Eine alleinige Abschätzung entweder der medizinischen oder sozialwirtschaftlichen Folgen erschien den Autoren als zu kurzsichtig. Neben den physischen und mentalen Folgen hielten die Autoren auch gesellschaftliche Auswirkungen, Gewaltverbrechen, Autounfälle, negativen Einfluss auf die internationalen Beziehungen, Schäden an der Umwelt, Armut, Jobverlust und anfallende direkte und indirekte Gesundheitskosten für nicht weniger relevant. Dafür nutzten die Wissenschaftler das Multi Criteria Decision Analysis Modell (MCDA), das sich insbesondere für die Beurteilung komplexer Fragestellungen bewährt hat.
In der im November im Lancet veröffentlichten Studie wurden neun individuelle Gefährdungskriterien für den Drogenkonsumenten und sieben Gefährdungskriterien berücksichtigt, die Einfluss auf das Umfeld des Drogenkonsumenten haben. Dabei wurden körperliche, psychische und soziale Gefährdungen einbezogen. Die Kriterien wurden in fünf Gruppen geclustert (s. Tabelle). Die Bewertung der einzelnen Kriterien erfolgte über eine Scala von 0 bis 100, wobei 0 kein Gefährdungspotenzial und 100 das höchste Gefährdungspotenzial bedeutet. Kritisch anzumerken ist, dass die Cluster beziehungsweise die Kriterien nicht differenziert gewichtet wurden. Ebenfalls nicht in die Studie eingeflossen ist zudem der gleichzeitige Abusus mehrerer Substanzen und inwiefern sich das auf die Schädlichkeit auswirkt.
Drogenexperten beurteilen Risiken
Durch Drogenexperten in Großbritannien – Mitglieder des Independent Scientific Committee on Drugs (ISCD) sowie zwei externe Experten – wurde die Bewertung der zwanzig in Großbritannien relevanten Substanzen vorgenommen. Die verfolgten Ziele dieses Konsensuspapiers sind Prävention, Drogenpolitik und Public-Health-Maßnahmen in Großbritannien zielgruppengerecht und effektiver zu gestalten. Bewusst wurden deshalb in der Studie die beiden legalen Drogen Alkohol und Tabak berücksichtigt.
Das Ergebnis der Studie macht deutlich, dass Alkohol noch vor Heroin (55/100) und Crack (54/100) mit 72 von 100 Punkten die gefährlichste Droge ist. Andere Drogen wie Metamphetamin, Kokain, Tabak, Amphetamin, Cannabis, Gamma-Hydroxybuttersäure wurden von den Experten zwischen 19 und 33 von 100 Punkten einge-stuft, Benzodiazepine, und Ketamin – beide 15/100 – führen dann die Gruppe mit einem relativ geringen Risiko an. Dazu zählen Methadon, Mephedron, Butan, Khat, Anabolika, Ecstasy, LSD, Buprenorphin und halluzinogen wirkende Pilze.
Folgen auch für deutsche Drogenpolitik
Zusammenfassend stellen die Autoren fest, dass das derzeitige britische Drogenklassifikationssystem nicht die durch die einzelnen Substanzen bedingten Schäden hinreichend widerspiegelt. Hier sollte eine Anpassung für eine bessere Prävention erfolgen. Auch wenn die Studie sich auf Großbritannien bezieht, geben die Ergebnisse durchaus Hinweise, wie beispielsweise in Deutschland in den Bereichen der Drogenprävention und Drogenhilfe Schwerpunkte gesetzt werden sollte, zumal Studien aus den Niederlanden zu vergleichbaren Ergebnissen ge-kommen sind.
Quelle
Nutt, D.J.; King, L.A.; Phillips, L.D.: Drug harms in the UK: a multicriteria decision analysis. Lancet (2010) 376: 1558 – 1565
Amsterdam, J.; Brink, W.: Ranking of drugs: a more balanced risk-assessment. Lancet (2010) 376: 1524 – 1525
Apothekerin Dr. Constanze Schäfer
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