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Weiter auf Wachstumskurs
Im Geschäftsjahr 2009/2010 stieg der Umsatz der Noweda-Gruppe um 9,5 Prozent auf 3,49 Mrd. Euro und wuchs damit erneut stärker als der Gesamtmarkt des deutschen Pharmagroßhandels. Den unterproportionalen Zuwachs des Rohertrags um 4 Prozent auf 194,8 Mio. Euro erklärte Hollmann mit reduzierten Leistungen der Industrie, insbesondere im Zusammenhang mit den Rabattverträgen, und einem größeren Anteil hochpreisiger Artikel. Der Jahresüberschuss stieg hingegen deutlich auf 25,1 Mio. Euro (Vorjahr: 17,1 Mio. Euro). Der Bilanzgewinn wuchs auf 19,5 Mio. Euro (Vorjahr: 17,7 Mio. Euro; zu weiteren Aspekten der Ertragsseite siehe AZ 2010, Nr. 48, S. 1).
Vielfältiges Wachstum
Das jüngste Wachstum der Noweda erklärte Hollmann teilweise mit Verlagerungen aus dem Direktgeschäft als Folge des Belieferungsanspruchs gemäß der 15. AMG-Novelle. Vorher habe das Direktgeschäft 18 Prozent betragen, derzeit etwa 16 Prozent. Dies sei aber immer noch zu hoch, meinte Hollmann, vor 15 Jahren seien es nur knapp 8 Prozent gewesen. Als weiteren Grund für das Wachstum führte er an, dass über 1000 Apotheken mit der Noweda als einziger Großhandlung arbeiten würden. Das Wachstum beruht zudem auf der Vergrößerung des Liefergebietes, insbesondere nach der Übernahme von Kapferer im Jahr 2008. Die Umsätze der Kapferer-Häuser hätten sich im Berichtsjahr überdurchschnittlich entwickelt, so Hollmann. Er sei damit sehr zufrieden. Grundlage dafür seien die Übertragung des geschäftspolitischen Konzepts der Noweda und die Leistungen im Tagesgeschäft. Die letzten nötigen Umstellungen im Zuge der Integration würden in Kürze abgeschlossen. Im Frühjahr werde Kapferer in Noweda umfirmieren.
"Jede dritte Apotheke in Deutschland arbeitet heute mit der Noweda."
Noweda-Vorstandsvorsitzender Wilfried Hollmann zum Mitgliederwachstum seines Unternehmens
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Die Ausdehnung des Liefergebietes zeigt sich auch in der Mitgliederentwicklung. Von Juli 2009 bis Juni 2010 stieg die Mitgliederzahl von 7108 auf 8003. "Jede dritte Apotheke in Deutschland arbeitet heute mit der Noweda", so Hollmann. Diesen Kurs verfolgt die Noweda mit ihren Investitionen weiter. Im Berichtszeitraum wurden 26 Mio. Euro investiert. Der größte Teil davon floss in die neue Niederlassung in Bergkirchen bei München, die den alten Kapferer-Standort Garching ersetzt und im September 2010 eröffnet wurde. Dies sei ein "Meilenstein", weil die Noweda nun auch in Bayern tätig sei. Mit 5 Mio. Euro wurden Lager, Wareneingang und Expedition der Niederlassung Erfurt/Neudietendorf um etwa die Hälfte erweitert. Derzeit wird in Peine bei Hannover die 15. Noweda-Niederlassung nach dem Vorbild von Bergkirchen errichtet. Sie soll im Herbst 2011 eröffnet werden.
Eigenkapital gesteigert
Zum Ende des Berichtsjahres am 30. Juni 2010 stieg die Bilanzsumme der Noweda-Gruppe auf 736,5 Mio. Euro (plus 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Das Eigenkapital sei um bemerkenswerte 38,2 Mio. Euro auf 217,5 Mio. Euro gestiegen, erklärte Hollmann. Mit 29,5 Prozent sei die Eigenkapitalquote nun sogar höher als vor der Kapferer-Übernahme. Die Verbindlichkeiten sanken um 33,3 auf 446,0 Mio. Euro. Neben den Geschäftszahlen verwies Hollmann auf die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeitsoffensive der Noweda. Das Unternehmen beziehe Strom aus Wasserkraft, der Stromverbrauch sei trotz des Wachstums gesunken und die Zahl der Auszubildenden habe sich in den vorigen vier Jahren verdoppelt.
Guter Start ins neue Geschäftsjahr
Für die weitere Entwicklung der Noweda gab Hollmann einen positiven Ausblick. Das neue Geschäftsjahr habe im Rahmen der Erwartungen begonnen. Die Umsatzzuwächse lägen weiterhin oberhalb der Marktentwicklung. Alle Investitionen lägen im Plan. Mit der Übernahme der Mehrheit an der Anzag durch Alliance Boots trete künftig ein großer Akteur auf die deutsche Großhandelsbühne, der in 13 Ländern aktiv sei und 3150 Kettenapotheken besitze. Der von der Noweda gehaltene Anzag-Anteil von knapp 6 Prozent habe nun keine strategische Bedeutung mehr. Eine Entscheidung über einen möglichen Verkauf sei noch nicht gefallen. Die Noweda warte auf das vorgeschriebene Übernahmeangebot.
Eine tabellarische Übersicht zur Entwicklung der Noweda finden Sie hier.
"Die Apotheken werden erneut privilegiert rasiert und privilegiert zur Kasse gebeten."
Dr. Klaus G. Brauer, Aufsichtsratsvorsitzender der Noweda,
zum AMNOG
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Folgen des AMNOG
Im größten Teil seiner zukunftsorientierten Aussagen äußerte Hollmann deutliche Kritik am AMNOG (siehe auch AZ 2010, Nr. 48, S. 1). Für eine Durchschnittsapotheke bedeute der erhöhte Kassenabschlag von 2,05 Euro eine Gewinnschmälerung von jährlich 9000 Euro. Der pauschale Großhandelsabschlag für 2011 und die neue Spanne ab 2012 würden die Großhandelsmarge um 170 Mio. Euro reduzieren. Für die Noweda ergebe sich ein Rohertragsverlust von rund 26 Mio. Euro, also von 70 Prozent des Vorsteuergewinns. "Der unangemessene Eingriff der Staatsmacht gefährdet die hohe Qualität der Arzneimittelversorgung", so Hollmann. "Kleinere Apotheken, Apotheken mit einem deutlich überdurchschnittlichen GKV-Anteil, aber auch größere Apotheken mit hohen Kosten können in eine existenzbedrohende Lage geraten", erwartet der Noweda-Chef.
Für die Zukunft sei es erklärter Wille des Gesetzgebers, Funktionsrabatte des Großhandels auf maximal 3 Prozent zu begrenzen. Bei den nötigen Anpassungen werde nach individuellen Lösungen gesucht. "Jetzt hilft nur die Bündelung der Kräfte", damit die Noweda noch erfolgreicher für die Mitglieder sein könne, warb Hollmann. Er verwies auf zahlreiche Servicekonzepte der Noweda, die die Apotheken unterstützen könnten. Zugleich gab er sich optimistisch: "Die inhabergeführte Apotheke hat unverändert eine gute Zukunft." Denn der Arzneimittelmarkt bliebe wachstumsdynamisch, insbesondere wegen der demografischen Entwicklung. Außerdem entstehe der ökonomische Erfolg einer Apotheke im direkten persönlichen Kontakt mit den Patienten.
Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Klaus G. Brauer beklagte die jüngsten gesundheitspolitischen Entscheidungen. Die massive Belastung von Großhandel und Apotheken sei skandalös, weil der Distributionssektor bereits seit eineinhalb Jahrzehnten beim Ertrag weit unterproportional zugelegt habe. Der Staat dagegen habe über die Mehrwertsteuer sogar mehr als die Pharmaindustrie profitiert. Außerdem beklagte Brauer die massive Ungleichbehandlung im Vergleich zu Krankenhäusern und Ärzten.
Beschlüsse und Wahlen
Die Generalversammlung beschloss wieder die seit vielen Jahren unveränderte Bruttodividende von 11 Prozent auf die Grundanteile und 13,2 Prozent ab dem sechsten Geschäftsanteil. Die Bardividende beträgt damit 9,35 bzw. 11,22 Prozent. Vorstand und Aufsichtsrat wurden einstimmig entlastet. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Klaus G. Brauer und Aufsichtsratsmitglied Ulrich Pollmann stellten sich turnusmäßig zur Wiederwahl. Bei 291 gültigen Stimmen wurde Brauer mit 284 und Pollmann mit 274 Stimmen für eine neue dreijährige Amtszeit gewählt.
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