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Leserbrief zum Thema: Nichtanerkennung von Fachkräften in Deutschland

Zu unserem Beitrag über die Schwierigkeiten, die qualifizierte Zuwanderer mit der Anerkennung ihrer Abschlüsse in Deutschland haben, in der letzten DAZ Nr. 43 (siehe auch www.adexa-online.de/2680_1) möchten wir folgenden Brief eines betroffenen ADEXA-Mitglieds veröffentlichen:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin Apothekerin, komme aus Russland und lebe seit 2001 in Deutschland. Im Jahr 2006 habe ich meine Zulassung als Apothekerin bekommen und arbeite seitdem in einer öffentlichen Apotheke in einer deutschen Großstadt. Weil ich keine deutsche Staatsbürgerschaft habe, muss ich alle vier Jahre eine neue Berufserlaubnis beantragen. Im März 2010 habe ich alle Papiere termingerecht bei der Landesregierung eingereicht – inklusive einer formlosen Bestätigung von meinem Ehemann über die gemeinsame Ehe und Kopie seines Ausweises. Laut Aussage meiner Sachbearbeiterin sollte die Bearbeitung vier bis sechs Wochen dauern. Nachdem ich nach zwölf Wochen noch immer keine Rückmeldung erhalten hatte, versuchte ich mich telefonisch bzw. per Fax mit der Sachbearbeiterin in Verbindung zu setzen. Auf mein Fax vom 25. Juni 2010 habe ich keine Antwort erhalten. Die erste Antwort bekam ich erst, als ich einen Anwalt eingeschaltet habe. Laut Aussage der deutschen Behörden sollte ich mich nach Beendigung meiner Berufserlaubnis im April 2010 arbeitslos melden und bis zur Entscheidung abwarten. Und das, obwohl ich alle Anforderungen erfüllt habe wie ein einjähriges Praktikum, Begleitunterricht für Pharmazeuten im Praktikum und die Gleichwertigkeitsprüfung erfolgreich absolviert habe.

Was aber verwunderlich ist: Hätte ich die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, wäre mein Beruf mit dem gleichen Ausbildungsstand ohne weitere Prüfungen anerkannt worden. Bin ich nun, weil ich die russische Staatsangehörigkeit habe, ein Mensch zweiter Klasse? Wie auch immer, inzwischen erhielt ich eine vorläufige Berufserlaubnis bis zum 14. November 2010. In dieser Zeit musste ich das 3. Staatsexamen absolvieren ohne Vorbereitung. Das habe ich nicht bestanden, da die Theorie meist weit entfernt von der Praxis ist. So schnell ging meine Karriere als Apothekerin zu Ende und ich bin im Nu keine Fachkraft mehr, obwohl ich bereits fünf Jahre in Deutschland arbeite. Da stellt sich mir die Frage: Wie kann es sein, dass ich die letzten Jahre in meinem Beruf arbeiten konnte und auf einmal nicht mehr? Braucht man keine Fachkräfte mehr oder ist es einfach nur Behördenwillkür? Denn nach meinen Informationen muss nur ein geringer Teil der Zuwanderer diese Prüfungen absolvieren, obwohl sie die gleiche oder eine schlechtere Ausbildung genossen haben als ich. Natürlich kann es auch sein, dass es auf den Sachbearbeiter ankommt, der mal mehr oder weniger Ahnung von den Gesetzen seines Landes hat, aber das ist keine Lösung des Problems.

Es sollten doch klare Richtlinien geschaffen werden, die für alle gelten und nicht nur für einige! Es wäre auch nützlich, Regelungen zu schaffen, die jeder versteht!

Das Ende von der kleinen Geschichte ist, dass eine Filialapotheke geschlossen werden musste, da kein Fachpersonal mehr zur Verfügung steht, PTA und Aushilfen gekündigt wurden und ich, wenn ich keine Verlängerung bekomme, arbeitslos bin und wie so viele andere Akademiker unterqualifizierte Arbeiten verrichten werde.


Mit freundlichen Grüßen

N.N. (der Name ist in der ADEXA-Rechtsberatung bekannt)

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