Arzneimittel und Therapie

Kreuzprotektiver Effekt des HPV-Impfstoffs berücksichtigt

Der HPV-Impfstoff Cervarix® ist nach der Zulassungserweiterung durch die europäischen Behörden nun indiziert zur Prävention von prämalignen Läsionen der Zervix und von Zervixkarzinomen, die durch bestimmte onkogene humane Papillomviren (HPV) verursacht werden. Die Vakzine schützt nicht nur vor durch die HPV-Typen 16 und 18 verursachten Erkrankungen, sondern verfügt in gewissem Umfang auch über eine kreuzprotektive Wirksamkeit.
Anatomie Der Gebärmutterhals (Zervix) ist die Verbindung des unteren, schmalen Teils der Gebärmutter (Uterus) zur Scheide. Der Gebärmutterhals dient als Schutz­barriere und verhindert, dass Keime in die Gebärmutter gelangen. Die humanen ­Papillomviren dringen durch kleine Verletzungen in die Schleimhaut des Gebärmutterhalses ein und infizieren die Basalzellen.

Gebärmutterhalskrebs ist eng mit Infektionen durch humane Papillomviren (HPV) assoziiert. Es gelten zur Zeit mindestens 13 HPV-Typen als Hochrisikotypen, die zelluläre Veränderungen am Gebärmutterhals bis hin zum Zervixkarzinom induzieren können. Nach wie vor ist es schwierig, die Wirksamkeit einer Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs einzuschätzen. Als ein primäres Ziel einer HPV-Impfung gilt die Senkung der Krankheitslast durch Gebärmutterhalskrebs. Da diese Tumorart sich über viele Jahre entwickelt und relativ selten ist, wird in Studien zum Nachweis der klinischen Wirksamkeit von HPV-Impfstoffen als klinischer Endpunkt nicht das Auftreten von Zervixkarzinomen, sondern der Nachweis von hochgradigen Dysplasien der Zervixschleimhaut festgelegt: Die Wirksamkeit gegen diese potenziellen Krebsvorstufen CIN2 (CIN: zervikale intraepitheliale Neoplasien), CIN3 sowie das Carcinoma in situ (zusammengefasst: CIN2+) wird als Surrogatparameter akzeptiert.

Die Wirksamkeit des HPV-Impfstoffes Cervarix® war bisher auf die Reduktion hochgradiger HPV-16- und HPV-18-assoziierter Dysplasien (CIN 2/3) begrenzt. Grundlage der Zulassungserweiterung auf die "Reduktion prämaligner Läsionen der Zervix und von Zervixkarzinomen, die durch bestimmte onkogene humane Papillomviren verursacht werden", ist die PATRICIA (Papilloma Trial against Cancer in young Adults)-Studie, an der Frauen zwischen 15 und 25 Jahren teilnahmen. Sie erhielten eine Impfung mit Cervarix® nach 0, 1 und 6 Monaten; 18.644 Frauen erhielten mindestens eine Dosis. Primärer Endpunkt war die Wirksamkeit des Vakzins gegen CIN2+ assoziiert mit HPV-16 oder -18 bei Frauen, die zu Studienbeginn und nach sechs Monaten Sero- und DNA-negativ für die HPV-Typen waren. Sekundäre Endpunkte waren persistierende HPV-16- und HPV-18-Infektionen oder weitere onkogene HPV-Typen; CIN assoziiert mit HPV-16 und -18 oder anderen onkogenen HPV-Typen sowie CIN ungeachtet der HPV-DNA in den Läsionen. Das Follow up der Teilnehmerinnen endete nach einem Ereignis oder nach 48 Monaten. Dabei lag der durchschnittliche Beobachtungszeitraum bei 34,9 Monaten nach der 3. Dosis.

HPV-Impfstoffe

Es stehen in Deutschland zwei Impfstoffe gegen humane Papillomviren (HPV) zur Verfügung:

  • Cervarix ® (GlaxoSmithKline) ist ein adjuvantierter, rekombinanter Impfstoff, der die hochgereinigten, virusähnlichen Partikel der onkogenen HPV-Typen 16 und 18 enthält.
  • Gardasil ® (Sanofi Pasteur MSD SNC) ist ein rekombinanter Impfstoff, der die HPV-Typen 6, 11, 16, 18 adsorbiert an amorphes Aluminiumhydroxyphosphatsulfat-Adjuvans enthält.

Die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen CIN2+ assoziiert mit HPV-16 oder -18 (primärer Endpunkt) betrug 93%, und 98% in einer sekundären Auswertung, in denen der HPV-Typ in Läsionen, die von mehreren onkogenen Typen infiziert waren, bestimmt wurde. Das Fazit: die Vakzine kann vor präkanzerösen Zervixläsionen schützen und sie schützt außerdem zusätzlich vor anderen onkogenen HPV-Typen, die eng mit HPV-16/18 verwandt sind.

Quelle Fachinformation Cervarix® , Stand August 2010. Cervarix® schützt in gewissem Umfang über die HPV-Typen 16 und 18 hinaus. Presseinformation der GlaxoSmithKline GmbH vom 9. September 2010.

ck

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