Arzneimittel und Therapie

Hantaviren auf dem Vormarsch

Die Zahl der Hantaviren-Infektionen in Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen. Bis zum Juli 2010 wurden dem Robert-Koch-Institut bereits 1148 Fälle gemeldet. Im Vergleichszeitraum 2009 waren es lediglich 25 Fälle. Die Virusinfektion wird vorwiegend durch Rötelmäuse übertragen und verursacht zumeist plötzlich einsetzendes hohes Fieber mit unspezifischen grippeähnlichen Symptomen. Bei einem Teil der Patienten kann es zu einer dialysepflichtigen Niereninsuffizienz kommen, die reversibel ist.

Hantavirus-Infektionen sind in Deutschland erst seit 2001 meldepflichtig. Typisch für die Erkrankung ist ein abrupt einsetzendes hohes Fieber, das einige Tage anhält. Dabei treten grippeähnliche Symptome wie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen, Muskelschmerzen und Blutungen im Auge auf. Bei einem Teil der Patienten kommt es zu einer reversiblen Niereninsuffizienz. Die Inkubationszeit beträgt zumeist ein bis vier Wochen, bisweilen aber auch bis zu zwei Monate. Derzeit gibt es weder einen zugelassenen Impfstoff noch eine gegen Hantaviren spezifisch gerichtete Therapie.

Rötelmäuse als wichtigste Überträger

Eine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch wird gegenwärtig ausgeschlossen. Das Reservoir der Erreger sind wildlebende Nagetiere, die das Virus über Speichel, Kot oder Urin ausscheiden. Nagetierbisse scheinen bei der Übertragung kaum eine Rolle zu spielen. Unterschiedliche Virustypen bevorzugen offensichtlich auch unterschiedliche Reservoirtiere; der in Deutschland vorherrschende Typ "Puumala" die Rötelmaus Myodes glareolus.

Die meisten Infektionen werden von der Schwäbischen Alb, dem Spessart, aus dem Osnabrücker Land und dem Münsterland gemeldet, dazu vereinzelte Fälle aus verschiedenen Bundesländern (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen). Die Mäuse, die normalerweise in Wäldern leben, kommen offensichtlich immer häufiger auch auf Dachböden und in Kellern vor. Durch eine ausreichende Versorgung mit Bucheckern im vergangenen Herbst und eine schützende Schneedecke vor natürlichen Feinden in diesem langen Winter haben sie sich stark vermehrt. Schon 2007 war ein starker Anstieg von Hantaviren-Infektionen auf eine Vermehrung von Rötelmäusen zurückzuführen.

Das RKI empfiehlt vor allem in ländlichen Gebieten präventive Maßnahmen. Der Kontakt zu Mäusen und deren Ausscheidungsprodukten sollte grundsätzliche vermieden werden, beim Aufenthalt oder der Säuberung von potenziell kontaminierten Bereichen wie Kellern oder Dachböden gründlich gelüftet und das Arbeits- und Wohnumfeld weitestgehend von Mäusen frei gehalten werden.

Eine Staubentwicklung sei grundsätzlich zu vermeiden und falls dies nicht möglich sei, sollte eine Atemschutzmaske getragen werden. Für die Beseitigung von toten Mäusen, Mäusekot und -urin wird der Einsatz von Einmalhandschuhen und das Entsorgen von Putzlappen und Mäusekadavern in verschlossenen Plastikbeuteln über den Hausmüll empfohlen. Gezielte Informationen zu HantavirusInfektionen und deren Prävention werden für Tätigkeitsbereiche mit einem beruflichen Infektionsrisiko empfohlen.

Quelle www.rki.de Robert-Koch-Institut: "Epidemiologisches Bulletin" 7/2010

 


Dr. Hans-Peter Hanssen

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