Arzneimittel und Therapie

Metaanalyse zum Therapieansatz Lp-PLA2 -Hemmung

Ergebnisse einer Metaanalyse zeigen, dass hohe Konzentrationen des Entzündungsmarkers Lp-PLA2 (Lipoprotein-assoziierte Phospholipase A2) mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und vaskulär bedingte Todesfälle verknüpft sind. Daher ist dieses Enzym ein interessantes Target für die Entwicklung von Arzneistoffen zur Prävention vaskulär bedingter Erkrankungen.

Die Lipoprotein-assoziierte Phospholipase A2 (Lp-PLA2) ist ein Enzym, das im Blut zu finden ist und dort hauptsächlich von Low density lipoproteins (LDL) transportiert wird. Besonders hohe Konzentrationen wurden jedoch auch im nekrotischen Kern von atherosklerotischen Plaques nachgewiesen, die Ursache einer zunehmenden Verengung von Gefäßen sein können. Die Lp-PLA2 katalysiert die hydrolytische Spaltung von Phospholipiden. Sie ist dadurch in der Lage, aus Membranlipiden Arachidonsäure-Vorstufen freizusetzen, was Entzündungsprozesse fördern kann. Darüber hinaus hydrolysiert sie oxidierte Phospholipide, die zellschädigend wirken können.

Metaanalyse aus 32 Studien

Bereits seit mehreren Jahren wird in prospektiven Studien nach Zusammenhängen zwischen der Lp-PLA2 -Aktivität und dem Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen gesucht. Die Autoren einer kürzlich veröffentlichten Metaanalyse hatten sich zum Ziel gesetzt, die Daten von 79.036 Teilnehmern aus 32 prospektiven Studien im Hinblick auf Zusammenhänge zwischen der im Blut zirkulierenden Lp-PLA2 -Aktivität bzw. -Masse und dem Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Mortalität unter verschiedenen Bedingungen auszuwerten. Primärer Endpunkt war die koronare Herzkrankheit. Das mittlere Alter der Patienten betrug 64 Jahre, 64% waren männlich, 59% stammten aus Westeuropa.

Vergleichbarkeit mit bekannten Risikofaktoren

Die Metaanalyse ergab, dass hohe Lp-PLA2–Aktivitäten eng mit einem erhöhten Risiko für Koronare Herzkrankheit (risk ratio, RR = 1,10; 95% CI 1,05 bis 1,16), Schlaganfall (1,08; 0,97 bis 1,20) und vaskulär bedingte Todesfälle (1,16; 1,09 bis 1,24) verknüpft sind. Das Ausmaß dieses erhöhten Risikos bewegte sich etwa in der gleichen Größenordnung wie bei den bereits bekannten Risikofaktoren Bluthochdruck (1,10; 1,00 bis 1,21) und LDL-Cholesterin (1,10; 1,02 bis 1,18).

Lp-PLA2 –Hemmer in der Entwicklung

Ein Kommentator der Studie weist darauf hin, dass prospektive Studien nun zeigen müssen, ob eine Lp-PLA2 -Hemmung die Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse zu reduzieren vermag. Ein Lp-PLA2 -Inhibitor hat bereits die Phase III der klinischen Prüfung erreicht (siehe Kasten).

Darapladib: Lp-PLA2-Hemmer Darapladib in Phase III der klinischen Prüfung

Ein selektiver Lp-PLA2-Hemmer ist der von der Firma GlaxoSmithKline entwickelte Wirkstoff Darapladib. In einer Phase-II-Studie hatte sich gezeigt, dass die zusätzliche Gabe von Darapladib zur KHK-Standardtherapie atherosklerotische Plaques stabilisieren konnte. Die 2009 gestartete placebokontrollierte, doppelblinde, multizentrische, Phase-III-Studie STABILITY (STabilisation of Atherosclerotic plaque By Initiation of darapLadIb TherapY) soll die klinische Wirksamkeit einer Langzeitbehandlung mit Darapladib untersuchen. Die Patienten (geplant ist der Einschluss von mehr als 15.000 KHK-Patienten) erhalten dabei weiterhin ihre KHK-Standardtherapie (Statine, ASS, Blutdrucksenker) und zusätzlich einmal täglich Darapladib oder Placebo.

Primärer Endpunkt der Studie ist das Auftreten eines sogenannten MACE (Major Adverse Cardiovascular Event); dazu zählen Tod aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, nicht-tödlicher Herzinfarkt oder nicht-tödlicher Schlaganfall. Ergebnisse der Studie werden für 2012 erwartet.

Quelle The Lp-PLA2 Studies Collaboration: Lipoprotein-associated phospholipase A2 and risk of coronary disease, stroke and mortality: collaborative analysis of 32 prospective studies. Lancet, 375:1536 – 1544 (2010). Rosenson, R.S.: Lp-PLA2 and risk of atherosclerotic vascular disease. Lancet, 375:1498 – 1500 (2010). Phase lll-Studie mit Darapladib gestartet. Pressemeldung der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG vom 26. Januar 2009.

 


Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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