Wirtschaftsbericht

Wie geht es den Apotheken?

2009: Weniger Apotheken, mehr Arbeitsplätze, höhere Belastungen

Von Karl-Heinz Resch, Berlin

Weniger Apotheken mit mehr Arbeitsplätzen bei höheren Belastungen – das ist die Kernbotschaft der Zahlen, Daten und Fakten zu Apotheken 2009. Man muss kein Prophet sein, um in einem einfachen Rechenmodell die sich daraus ergebende wirtschaftliche Lage der Apotheken zu beleuchten. Sie lautet in schlichter mathematischer Logik: Wo mehr Arbeitsplätze bei steigenden Belastungen in weniger Apotheken finanziert werden, geht bei nur gering steigenden Packungszahlen die Umsatzrendite zurück. Und dies bereits ein weiteres Mal. Vor allem kleine Apotheken auch auf dem Land sind zunehmend in ihrer Existenz bedroht.

Apothekenbetriebsstätten

Betrachten wir die Situation genauer. Mit 21.548 Betriebsstätten liegt die Zahl der Betriebsstätten um 54 niedriger als im Jahr 2008, aber immer noch über dem Niveau von 2003. Dies ist deshalb wichtig festzustellen, weil seinerzeit der Gesetzgeber zum Erhalt einer flächendeckenden, wohnortnahen Versorgung die Möglichkeit von bis zu drei Filialapotheken je Hauptapotheke eingeräumt hat. Dieses Instrument – später auch im Bereich der vertragsärztlichen Versorgung eingeführt, um einer Unterversorgung gegenzusteuern –, hat die mittelständische Struktur der unabhängigen deutschen Apotheken gestärkt und zum Erhalt einer größeren Zahl von Betriebsstätten geführt, die ansonsten geschlossen worden wären. Dass diese Entwicklung kein Selbstläufer ist und der Erhalt einer flächendeckenden Versorgung mittel- und langfristig gefährdet sein könnte, zeigen der Rückgang der Apotheken im Jahr 2009 sowie eine vertiefendere Betrachtung. So bleibt festzustellen: Die Zahl der Apothekenneueröffnungen geht zurück: von 370 im Jahr 2007 über 360 in 2008 auf nur noch 298 in 2009 (siehe Abb. 1 und Abb. 2).

→ weniger Apotheken

→ mehr Arbeitsplätze

→ höhere Belastungen

→ weniger Apothekenneueröffnungen

→ weniger neue Filialapotheken

→ weniger Umwandlungen in Filialapotheken

 

Abb. 1: Apothekenbetriebsstätten
Abb. 2: Apothekenneueröffnungen und -schließungen

Auch die Umwandlungen von Apotheken in Filialapotheken sind rückläufig: von 413 in 2007 über 335 in 2008 auf nur noch 273 in 2009. Eine rückläufige Zahl an Neueröffnungen von Apothekenbetriebstätten (Haupt- und Filialapotheken) zusammen mit einer rückläufigen Zahl an Umwandlungen von Apotheken in Filialapotheken gibt Anlass, einen ernsthaften Dialog mit den politisch Verantwortlichen über den Erhalt der aktuell noch hohen Qualität der flächendeckenden pharmazeutischen Versorgung zu beginnen (siehe Abb. 3).

Abb. 3: Umwandlungen in Filialapotheken

Dies vor allem auch deshalb, weil auch die ursprüngliche Dynamik hin zu mehr Filialapotheken deutlich nachgelassen hat. Gab es 2007 noch per Saldo 560 neue Filialapotheken, so ist deren Zahl 2008 auf 495 zurückgegangen. 2009 kamen nur noch 373 neue Filialen dazu. Insgesamt ist die Zahl der Filialapotheken auf 3224 gestiegen. Damit sind 15,0% aller Apothekenbetriebsstätten Filialbetriebe – mit angestellten Betriebsleitern. Im Gegenzug dazu ist die Zahl selbstständiger Apotheker weiter zurückgegangen auf 18.324. Prozentual ausgedrückt werden danach 85,0% aller Apothekenbetriebsstätten von selbstständigen Apothekenleitern geführt.

Interessant ist, dass ein Großteil der selbstständigen Apothekenleiter, die Filialen betreiben, sich nur auf eine zusätzliche Betriebsstätte beschränkt. 2009 hatten 1920 Apotheker eine Filiale zusätzlich zur Hauptapotheke, 445 führten 2 Filialen, lediglich 138 schöpften das Maximum von 3 Filialbetrieben aus.

Trotz der rückläufigen Zahl von Apotheken, trotz rückläufiger Neueröffnungen von Apothekenbetriebsstätten und trotz weniger neuer Filialapotheken bleiben die Apotheken in Deutschland ein Beschäftigungsmotor. Mit 146.848 Arbeitsplätzen in deut-schen Apotheken wurde abermals ein Beschäftigungsrekord erzielt (siehe Abb. 4 und Tab. 1). Die Apotheken in Deutschland sind Job-Motor. Und es sind attraktive Arbeitsplätze, die die Apotheken anbieten – frauenfreundlich, familienfreundlich, interessant, vielfältig, mit vielen sozialen, kommunikativen Kontakten zu Patienten, immer im Dienst, Gutes zu tun für kranke Menschen. Auch als Ausbildungsplatz ist die Apotheke begehrt: Über 10.000 Ausbildungsplätze bieten jungen Menschen eine berufliche Perspektive. Darauf setzen auch die Pharmaziestudierenden, deren Zahl wieder auf über 12.000 pro Jahr gestiegen ist. Und sie tun gut daran, Pharmazie zu studieren.

Denn die Beschäftigungsstatistik weist vielfältige Perspektiven für den pharmazeutischen Nachwuchs aus: Der Sachverstand des Apothekers wird zunehmend auch in anderen Dienstleistungsbereichen gebraucht. Vor allem in Industrie, Verwaltung, Fachorganisationen und Wissenschaft steigt die Zahl der Apothekerinnen und Apotheker an. Das ist sehr erfreulich, weil es zeigt, in welcher Breite das Fachwissen von Apotheker(innen) auch außerhalb der Apotheke gefragt ist. Was aber, wenn der pharmazeutische Sachverstand eher in andere Bereiche abwandert und langfristig in der Patientenversorgung in der Fläche nicht mehr ausreichend gewährleistet ist? Zieht man eine Analogie zur aktuellen Situation der Ärzte und den dort diskutierten Problemlösungen, dann liegt eines auf der Hand: Die Tätigkeit der Pharmazeuten am Patienten in der Fläche muss regionalpolitisch beworben und gefördert werden, um sie flächendeckend zu erhalten. Und sie muss gerecht entlohnt werden.

Abb. 4: Beschäftigte in öffentlichen Apotheken

Tatsächlich geht die Entwicklung jedoch in eine andere Richtung. Zum einen drücken politisch verordnete Sparmaßnahmen wie z. B. die Halbierung der Großhandelsspanne ab 2004, das Verbot von Naturalrabatten und die Begrenzung der Barrabatte ab 2006 sowie die Erhöhung des GKV-Abschlages seit 2007 auf das Betriebsergebnis der Apotheken. Weit gravierender jedoch sind die Mehrbelastungen, die sich für Apotheken durch die Verpflichtung zur Umsetzung des problematischen Steuerungsinstrumentes des Rabattvertrages nach § 130a SGB V ergeben. Jeder Suchlauf für jedes Rabattarzneimittel kostet Zeit. Die Beratung zur Umstellung der Patienten auf andere Arzneimittel sowie die zunehmende bürokratische Kontrolle der Krankenkassen über das Abgabeverhalten der Apotheken erfordern mehr Personal und eine kassenindividuelle Lagerhaltung verursacht mehr Kosten.

Bringen wir es auf den Punkt: De facto sind die Apotheken für die Umsetzung der Rabattverträge durch mehr Personal, durch höhere Belastungen und durch höhere Kosten in Vorleistung getreten. Bis heute aber wissen sie nicht, ob sie dafür die über die Schiedsstelle erstrittene leistungsgerechte Vergütung je erhalten werden. Denn der GKV-Spitzenverband hat mit seiner Klage gegen die Entscheidung der Schiedsstelle erreicht, dass die Krankenkassen weiterhin den Abschlag in Höhe von 2,30 Euro abziehen. Versucht man, die Summe der direkten Sparmaßnahmen und der zusätzli-chen Belastungen für die Apotheken in einer Kennziffer auszudrücken, so ist dies die Entwicklung der Umsatzrendite. Diese ist in den vergangenen Jahren drastisch gesunken (siehe Abb. 5).

Abb. 5: Apotheken-Umsatzrendite in % des Bruttoumsatzes. Ergebnis 2009 vorläufig.

Um dieser Entwicklung gegenzusteuern, ist vor allem wichtig hervorzuheben, wofür Apotheken in Deutschland stehen: für eine Versorgung rund um die Uhr, auch am Wochenende, für jedermann und überall, mit umfassendem Service auch der Hausbelieferung. Diesen Standard zu entwickeln und zu gewährleisten wurde erreicht durch unternehmerisches Engagement, durch Flexibilität und den Mut der Beschäftigten in den 21.548 Apotheken in Deutschland zu Neuem. Die Apotheker in Deutschland stehen für Qualität der Beratung und für Vertrauen in Kompetenz. Sie bewahren die Tradition der solidarischen und zuverlässigen Versorgung. Und sie verkörpern den Wandel, Schritt für Schritt, zum Wohl ihrer Patienten. Fortschritt findet evolutionär statt, auf solidem Grund, organisch, nicht waghalsig, überstürzt, un-solide. Gerade vor dem Hintergrund der Finanzkrise und deren Ursachen durch windige Geschäftemacher und unseriöse Spekulanten, immer auf der Suche nach dem schnellen Profit, sollte eine verantwortliche Politik wertschätzen, für welche Werte die Apotheken in Deutschland stehen, für den Einzelnen und die Gesellschaft.

Um die Qualität der Beratung zu erhalten und das Vertrauen in Kompetenz zu rechtfertigen, wird in den Apotheken der Fort- und Weiterbildung ein hoher Stellenwert eingeräumt. So haben im vergangenen Jahr 119.000 Teilnehmer(innen) an fast 2300 Fortbildungsveranstaltungen teilgenommen. Das ist neuer deutscher Rekord! Und es ist ein ganz besonderes Markenzeichen der deutschen Apotheken vor dem Hintergrund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs vom 19. Mai 2009. Dieser hat die Unabhängigkeit des Apothekers insbesondere von Kapitalinteressen als hohes schützenswertes Gut bestätigt. Zum Erhalt der Unabhängigkeit wiederum gehört eine Infrastruktur unabhängiger Fortbildungen über die Apothekerkammern in den Ländern sowie die Bundesapothekerkammer.

Auch die Inhalte der Fort- und Weiterbildungen sind Ausdruck einer Entwicklung in deutschen Apotheken. Diese Entwicklung geht hin zu mehr Interdisziplinarität und ganzheitlicher Versorgung. So haben z. B. insgesamt über 7600 Teilnehmer(innen) an der Fortbildung zur pharmazeutischen Betreuung von Diabetes-Patienten und über 4600 Teilnehmer(innen) an der Fortbildung zur pharmazeutischen Betreuung von Asthma-Patienten teilgenommen.

Veränderungen bei Absatz und Umsatz

Die Absatz- und Umsatzentwicklung in Apotheken ist im längerfristigen Verlauf durch markante Veränderungen gekennzeichnet. Sie vollziehen sich innerhalb nach wie vor steigender Gesamtumsätze (2008: 37,9 Mrd. Euro, 2009: 39,2 Mrd. Euro). Bemerkenswert ist der kontinuierliche Anstieg von rezeptpflichtigen Packungen um weitere 9 Millionen im Jahr 2009 – nach plus 30 Millionen im Jahr 2008 sowie plus 25 Millionen im Jahr 2007 (siehe Abb. 6).

Abb. 6: Mengenentwicklung der abgegebenen Packungen in Apotheken

 Dieser diesmal leichte Anstieg dürfte unter anderem Ausdruck der sich verändernden Altersstruktur der Bevölkerung sein. Allein für diesen Veränderungsfaktor hat der GKV-Spitzenverband für die Jahre 2006 bis 2010 mit den niedergelassenen Vertragsärzten eine Steigerung der Arzneimittelausgaben um 900 Millionen Euro vereinbart. Ein weiterer Grund für diese Entwicklung dürfte die dramatisch gesunkene Verweildauer in deutschen Krankenhäusern im Zusammenhang mit der Einführung des fallbezogenen, verweildauerunabhängigen Systems der DRGs sein. Auch hierfür hat der GKV-Spitzenverband mit den niedergelassenen Vertragsärzten Steigerungen der Arzneimittelausgaben im ambulanten Bereich vertraglich vereinbart: nämlich 1 Mrd. Euro mehr für 2010 gegenüber 2006. Darüber hinaus dürfte der von der Gesundheitspolitik betriebene Auf- und Ausbau von Disease-Management-Programmen und damit einer an Leitlinien orientierten Patientenversorgung zum Zuwachs rezeptpflichtiger Arzneimittelpackungen beigetragen haben. Veränderte Altersstruktur sowie verbesserte Versorgungsstrukturen im ambulanten Bereich stellen somit die Apotheken vor neue Herausforderungen.

Die Kehrseite der Medaille spiegelt sich im Bereich der rezeptfreien Arzneimittel. Hier haben die Apotheken weitere 11 Millionen Packungen verloren – nach 29 Millionen in 2008. Grund hierfür dürfte der Versandhandel inklusive seiner Auswüchse über Pick-up-Stellen in Drogeriemärkten sein. Die Umsatzentwicklung verharrt 2009 mit 4,7 Mrd. Euro auf dem Niveau von 2008.

Beide Entwicklungen zusammen führen zu einer kontinuierlich steigenden Bedeutung von rezeptpflichtigen Arzneimitteln für die Apotheken – sowohl beim Umsatz wie beim Absatz von Arzneimittelpackungen (siehe Abb. 7 und Abb. 8). In der mittelfristigen Betrachtung steigt der Anteil rezeptpflichtiger Arzneimittel von 75,9% im Jahr 2006 auf 78,6% im Jahr 2009. Beim Absatz steigt er von 50,3% im Jahr 2006 auf 53,7% im Jahr 2009.

Abb. 7: Apotheken – in der Umsatzstruktur  Quellen: ABDA-Statistik, AC Nielsen, IMS Health, Verein Deutsches Arzneiprüfungsinstitut e.V.

Apotheker-Honorierung

Vor dem Hintergrund der steigenden Bedeutung rezeptpflichtiger Arzneimittel ist für eine gute und stabile Versorgung wichtig, dass die Honorierung der Apotheken Schritt hält mit steigenden Einnahmen der Krankenkassen. Erinnern wir uns: Die Umstellung der Apothekenhonorierung 2004 auf ein fixes Honorar von 8,10 Euro je abgegebener Packung sowie einen fixen packungsbezogenen GKV-Abschlag war richtig. Denn sie macht den Apotheker unabhängig bei der Beratung und Arzneimittelversorgung vom Preis und entlastet hochpreisige Arzneimittel. Allerdings: Bereits 2004 hat die seinerzeit rot/grüne Bundesregierung statt einer aufkommensneutralen Umrechnung der Apothekenvergütung ein jährliches Sonderopfer der Apotheker zur Entlastung der GKV in Höhe von 500 Mio. Euro eingefordert und umgesetzt.

Zugleich gab es keine Anpassungsregel für steigende Personal- und Sachkosten wie bei Ärzten, Zahnärzten und Krankenhäusern. Deren Honorierung ist wie selbstverständlich gekoppelt an die steigenden Einnahmen der Krankenkassen; bei den Ärzten wurden 2007 per Gesetz sogar darüber hinausgehende Anpassungen ermöglicht. Erst die Große Koalition hat 2007 festgelegt, dass auch die Apothekenvergütung anzupassen ist – und zwar ab 2009 über den GKV-Abschlag.

Abb 8: Apotheken – in der Absatzstruktur Quellen: ABDA-Statistik, AC Nielsen, IMS Health, Verein Deutsches Arzneiprüfungsinstitut e.V.

 

Demnach sollte mit dem Jahr 2009 eine Anpassung des Apothekenabschlages durch die Selbstverwaltung wie folgt ausgehandelt werden:

"Der Abschlag nach Satz 1, erster Halbsatz, ist erstmalig mit Wirkung für das Kalenderjahr 2009 von den Vertragspartnern in der Vereinbarung nach § 129 Absatz 2 so anzupassen, dass die Summe der Vergütung der Apotheken für die Abgabe ver-schreibungspflichtiger Arzneimittel leistungsgerecht ist unter Berücksichtigung von Art und Umfang der Leistungen und der Kosten der Apotheken bei wirtschaftlicher Betriebsführung." (§ 130 SGB V laut WSG).

Gemäß den gesetzlichen Vorgaben des Wettbewerbs-Stärkungs-Gesetzes (WSG) hat der Deutsche Apothekerverband die Verhandlungen zum Apothekenabschlag mit dem GKV-Spitzenverband Mitte 2008 aufgenommen. Aufgrund politischer Interventionen des damals SPD-geführten Bundesministerium für Gesundheit (BMG) lehnte der GKV-Spitzenverband eine zuvor gefundene Einigung auf 1,70 Euro jedoch nachträglich ab. Die angerufene unabhängige Schiedsstelle hat – unter Berücksichtigung der Sach- und Personalkostensteigerungen (ab April 2007) sowie der Mehrleistungen in Apotheken (z. B. für die Umsetzung der Rabattverträge) – die Anpassung des Apothekenabschlages auf 1,75 Euro für 2009 festgesetzt. Der GKV-Spitzenverband hat nun das Sozialgericht angerufen. Die gerichtliche Bestätigung der Schiedsstellenentscheidung steht noch aus. Bis zum heutigen Tag ziehen die Krankenkassen weiterhin 2,30 Euro vom Apothekenhonorar ab.

Von den verantwortlichen Gesundheitspolitikern fordern wir, gesetzlich festzulegen, dass erzielte Schiedsstellenergebnisse zum Apothekenabschlag von den beteiligten Parteien auch anzuerkennen sind. Es macht keinen Sinn, Markt- und Selbstverwaltungslösungen Vorrang einzuräumen, wenn die Beteiligten im Nachhinein keinen Verlass darauf haben, dass gefundene Entscheidungen auch Gültigkeit erlangen und rasch umgesetzt werden. Hier besteht dringender politischer Handlungsbedarf. Verzögerungen müssen gesetzlich ausgeschlossen werden. Schließlich garantieren die Apotheken Tag für Tag eine flächendeckende und umfassende Versorgung gesunder und kranker Menschen.

Die Apotheken sind nicht das Kernproblem steigender Arzneimittelausgaben. Denn tatsächlich ist der Anteil der Apotheken an den Arzneimittelausgaben der GKV (Wertschöpfungsanteil) kontinuierlich gesunken. Von 100 Euro Ausgaben entfielen im Jahre 2009 nur noch 14,90 Euro auf die Apotheken, im Jahr 2004 waren es noch 17,80 Euro. Bezogen auf die GKV-Gesamtausgaben liegt der Anteil der Apotheken mittlerweile bei nur noch 2,5% (siehe Abb. 9 und Tab. 2).

 

Quellen: BMG (KV45, KJ1), eigene Berechnungen

Arbeitet man die wahren Ausgabenprobleme der GKV heraus, dann zeigt sich: Diese liegen im Arzneimittelbereich bei den Preisen patentgeschützter Arzneimittel. Hierfür hat die Politik aktuell Reformvorschläge entwickelt. Für andere Bereiche lässt sich feststellen: Die Krankenhausausgaben steigen weiterhin ungebremst auf hohem Niveau. Und es steigen auch die Verwaltungskosten der Krankenkassen weiter deutlich an (siehe Abb. 10) – trotz immer weniger Kassen!

Abb. 9: Wertschöpfungsanteile an den GKV-Arzneimittel-Ausgaben (in %). Wert für 2009 vorläufig.

 

Ausblick

Weniger Apotheken, mehr Arbeitsplätze, höhere Belastungen – das sind die Kernbotschaften aus 2009. Dabei gibt es Licht und Schatten. Die Apotheken in Deutschland bleiben weiterhin ein Beschäftigungsmotor für attraktive Arbeitsplätze. Zugleich gibt es erste Alarmsignale im Hinblick auf den Erhalt der flächendeckenden Versorgung, die ernst genommen werden sollten. Politischen Handlungsbedarf gibt es insbesondere zur sofortigen Vollziehung von Ergebnissen der Schiedsstelle. Wie bei Ärzten und Zahnärzten muss dies auch für die Apotheken gesetzlich sichergestellt werden. Hier kann und muss uns die neue Bundesregierung helfen.

Abb. 10: Ausgaben der GKV für ...

 

Die Apothekerschaft wiederum kann und will der Politik wie auch den Krankenkassen helfen. Dazu haben Apotheker und Ärzte ein in sich stimmiges Konzept entwickelt, das nachhaltig die Versorgungsstrukturen im Arzneimittelbereich verändern kann – mit enormen Spareffekten. Sparen mit Arzneimitteln ist keine Chimäre. Sparen mit Arzneimitteln hat enormes Potenzial, wenn die Politik bereit ist, den patientennahen Heilberufen mehr Freiheiten und mehr Kompetenzen einzuräumen. Die Stichworte hierzu lauten: Ärzte verordnen grundsätzlich wirkstoffbezogen, die Apothekerschaft übernimmt die Präparateauswahl und wirtschaftliche Verantwortung durch Garantiepreise für Generika.

Die Apothekerschaft ist bereit, verantwortungsvoll neue Aufgaben zu übernehmen.

Autor 
Karl-Heinz Resch, 
Geschäftsführer Wirtschaft und Soziales der 
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, 
Berlin

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