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- DAZ 17/2010
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DAZ aktuell
Wenig erfreulich
Trotz eines leichten Umsatzplus sinkt der Rohgewinn der Apotheken prozentual, und dies schon seit 2006. Schuld daran haben die Gesundheitsreform und die allgemeine Marktentwicklung. In den östlichen Bundesländern sind sogar noch schlechtere Rohgewinne festzustellen, da der Anteil der verschreibungspflichtigen Arzneimittel hier noch größer ist. Diese Feststellung trifft auch für Landapotheken zu.
Am Beispiel der "typischen Apotheke" – das ist die Apotheke, die von ihrer Umsatzgröße her gesehen am häufigsten vorkommt – zeigte Hasan-Boehme, wie sich das Betriebsergebnis im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr entwickelt hat (siehe Tabelle). Bei einem Umsatz von 1,27 Millionen Euro bleiben als Betriebsergebnis vor Steuern 76.000 Euro, 2,6% weniger als noch 2008. Von diesem Betrag zahlt sich der Leiter sein Gehalt und er muss davon seine Altersvorsorge und Sozialbeiträge bestreiten. Positiver sähe es aus, wenn die Krankenkassen die Entscheidung der Schiedsstelle akzeptiert hätten, den Kassenabschlag zu senken. Dies hätte pro Apotheke ein Plus von rund 11.000 Euro bedeutet.
Betriebsergebnis einer "typischen Apotheke" | |||||
Euro
2009
|
% |
Euro
2008
|
% |
Veränderung
in %
|
|
Jahresumsatz |
1.270.000 |
1.232.000 |
3,1 |
||
./. Wareneinsatz |
940.000 |
74 |
910.000 |
73,9 |
3,3 |
= Rohgewinn |
330.000 |
26 |
322.000 |
26,1 |
2,5 |
./. Personalkosten |
140.000 |
11 |
133.000 |
10,8 |
5,3 |
./. übrige Kosten |
114.000 |
9 |
111.000 |
9 |
2,7 |
Kosten gesamt |
254.000 |
20 |
244.000 |
19,8 |
4,1 |
steuerliches Betriebsergebnis |
76.000 |
6 |
78.000 |
6,3 |
– 2,6 |
Düstere Aussichten für 2010
Betrachtet man den Ereignisrahmen für 2010, ist kaum Besserung für das Betriebsergebnis in Sicht. Beim HV-Umsatz ist Stagnation festzustellen, Wachstum findet hier eher auf der Ebene der Versandapotheken statt. Der Rohgewinn wird prozentual gesehen weiter sinken, auch die Einkaufskonditionen werden nicht besser. Zum 1. Januar 2010 sind die Tariflöhne um 1,5% gestiegen, Personalkostensteigerungen werden leicht darüber hinausgehen. Außerdem steht die GKV unter Kostendruck, was sich letztlich über das Verschreibungsverhalten der Ärzte auch auf die Apotheken auswirken wird.
Und: die nächste Gesundheitsreform steht ins Haus, Spargesetze drohen. Selbst wenn die Apotheken nicht im Focus der Spargesetze stehen: Sollten die vorgeschlagenen Maßnahmen, wie sie im Eckpunktepapier stehen, kommen, werden sie die Apotheken mittelbar tangieren. Deutlich zu spüren bekämen sie allerdings die Umstellung der Großhandelsvergütung auf einen preisunabhängigen Fixzuschlag und einen prozentualen Aufschlag bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Der Großhandel könnte nicht mehr die heute üblichen Rabatte gewähren. Zwar steht im Eckpunktepapier, dass Funktionsrabatte der Apotheken "berücksichtigt" werden, doch was dies genau bedeutet, wurde bisher noch nicht ausgeführt. Laut einem Pressegespräch zu diesem Thema soll die Politik davon ausgehen, über 400 Millionen mit dieser Maßnahme einzusparen. Dies würde für eine typische Apotheke etwa eine Rohgewinneinbuße und damit auch vom Gewinn von 11.000 Euro zur Folge haben. Bei einer durchschnittlich großen Apotheke kann dies auch 20.000 Euro und mehr an Einbuße bedeuten, so Hasan-Boehme. Allein durch diese gesetzgeberische Maßnahme, die Großhandelsmarge zu senken, würden rund 20% der deutschen Apotheken in ihrer Existenz gefährdet bzw. müssten sich verschulden. Die Steuerberaterin warnte aber davor, sich angesichts dieser potenziellen Bedrohung dem Schicksal zu ergeben. Besser sei es, strategisch zu handeln und Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehöre beispielsweise die Kernkompetenz als Heilberuf zu stärken, die Profilierung der Apotheke, eine konsequente Kundenorientierung voranzutreiben oder Expansionsmöglichkeiten zu prüfen (Filialisierung).
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