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Seite 3
Veränderungen kommen langsam, aber sie kommen …
"Apotheker jammern immer – auf hohem Niveau. Das gehört zum Geschäft. Dabei es geht ihnen immer noch gut." Eine Meinung, die man "draußen" in der Welt der Nicht-Apotheker immer wieder hört. Geht es uns wirklich noch gut? Oder: Wie gut geht es uns eigentlich? Haben wir nicht längst viele Gründe zu jammern? Die jüngsten Zahlen des Apothekenwirtschaftsberichts zeigen Trends, wohin die Reise geht, wenn es so weitergeht – nämlich abwärts.
Das erste Anzeichen einer Veränderung: Apothekenschließungen nehmen zu, Apothekenneueröffnungen gehen deutlich zurück. Das ist "draußen" in der Wirtschaftswelt noch kein Thema, aber wir wissen ja: Apotheken sterben leise. Vorboten von Schließungen zeigen sich bereits häufiger: Rechnungen werden später bezahlt, die Zahl der Mitarbeiter verringert, erste Anzeichen einer Insolvenz kündigen sich an – bis es dann endgültig nicht mehr geht. Meist sind es kleinere Apotheken, die nicht mehr mithalten können, die aber für eine gute Infrastruktur der Arzneimittelversorgung wichtig sind, beispielsweise Apotheken auf dem Land. Schon heute ist deutlich zu sehen: Wenn eine neue Apotheke eröffnet wird, dann meist in guten Lauf- und Innenstadtlagen, also dort, wo ein Verdrängungswettbewerb herrscht. Neueröffnungen auf dem Land, die zur Verbesserung der Infrastruktur dienen könnten, finden sich tendenziell seltener.
Schauen wir uns diesen Trend genauer an, zeigt sich: Es gab 2009 in der Summe (Haupt- und Filialapotheken) 54 Apotheken weniger in Deutschland. Das klingt nicht dramatisch. Aber betrachtet man die Hauptapotheken allein, so nahm ihre Zahl um 427 ab! Viele von ihnen wurden in eine Filialapotheke umgewandelt. Heute sind 15 Prozent aller Apothekenbetriebsstätten bereits Filialbetriebe. Viele von ihnen entstanden aus einer ehemaligen Hauptapotheke, die alleine nicht mehr lebensfähig gewesen wäre und ohne die Möglichkeit zur Filialisierung hätte schließen müssen.
Der Trend, eine neue Filiale zu gründen, hat deutlich nachgelassen – in diesem Bereich ist die Luft weitgehend raus.
Anders die Entwicklung im Bereich der Arbeitsplätze in Apotheken: Hier ist in den letzten drei Jahren kontinuierlich eine Zunahme festzustellen – trotz rückläufiger Neueröffnungen von Apotheken und weniger neuer Filialbetriebe. Der neue Rekord: Ende 2009 boten Deutschlands Apotheken 146.848 Arbeitsplätze. Woher diese Steigerungen kommen, darüber lässt sich spekulieren. Hat die enorm gestiegene Belastung durch den gestiegenen Arbeitsaufwand bei Rabattverträgen dazu beigetragen? Haben die größeren Anforderungen bei der Beratung für ein anhaltendes Wachstum bei den Arbeitsplätzen gesorgt? Tragen die immer stärker steigenden bürokratischen Vorschriften dazu bei, dass der Apothekenbetrieb nur mit mehr Personal aufrecht erhalten werden kann?
Mehr Personal bedeutet aber auch mehr Personalkosten, die wiederum eher größere Apotheken schultern können. Auch das könnte ein Trend hin zu größeren Apotheken sein – die kleinen Apotheken in der Fläche bleiben auf der Strecke. Keine gute Entwicklung.
Und wie sieht es mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Apotheken aus? Auch 2009 ist das Betriebsergebnis einer typischen Apotheke – das ist die Apotheke, die von ihrer Umsatzgröße her gesehen mit einem Jahresumsatz von 1,27 Millionen Euro am häufigsten vorkommt – zurückgegangen, nämlich um 2,6% auf 76.000 Euro (6% vom Jahresumsatz) vor Steuern wohlgemerkt. Das klingt nicht gut. Hinzu kommt, dass Besserung vorerst nicht in Sicht ist. Die Anpassung des Kassenabschlags auf 1,75 Euro ist auf Eis gelegt. Bis das Gericht entscheidet, vergehen Jahre – wenn keine Hilfe von der Politik kommt. Wir müssen also weiterhin den hohen Rabatt von 2,30 Euro pro Arzneimittel, das wir zulasten der GKV abgeben, an die Krankenkassen abtreten.
Ein Desaster könnte es geben, wenn eine Umstellung der Großhandelsvergütung, wie im Eckpunktepapier der Bundesregierung vorgeschlagen, käme. Der Großhandelsrabatt, auf den heute bereits viele Apotheken angewiesen sind, würde drastisch verringert werden. Das Apothekensterben würde sich beschleunigen. Auch bei diesem Szenario träfe es wohl die kleinen Apotheken in Randgebieten oder auf dem Land, die für eine Arzneimittelversorgung in der Fläche wichtig sind, am ehesten.
Was tun? Jammern hilft nicht. Selbst wenn wir jetzt wirklich Grund dazu haben. Aber das kommt draußen eh nicht an. Besser ist es nach dem Motto zu verfahren: Wem das Wasser bis zum Hals steht, sollte den Kopf nicht hängen lassen. Also, die Tipps von Steuerberatern befolgen: Stärkung der Kernkompetenz als Heilberuf, konsequente Kundenorientierung, Profilierung der Apotheke, Optimierungs- und Expansionsstrategien überprüfen.
Peter Ditzel
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