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Bayerischer Apothekertag
Im Zeichen der Fortbildung
Er musste Luft ablassen: Kammerpräsident Dr. Ulrich Krötsch empörte sich über die Berichte, die unlängst durch die Medien gingen. Dass zytostatikaversorgende Apotheker Krankenkassen betrogen haben, sei ein alter Fall, der wieder hervorgeholt worden sei und ein schlechtes Licht auf die Apotheker werfe. Er forderte, dass diese Apotheker endlich zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Er verwahrte sich auch dagegen, dass Apotheken aufgrund des Apothekentests der Stiftung Warentest jetzt schlecht gemacht würden. Bei genauer Betrachtung sei die Beurteilung der Vor-Ort-Apotheken nicht so schlecht ausgefallen: Ein richtig schlechtes Ergebnis hatten nur 3 von 27 Vor-Ort-Apotheken, während dagegen 8 von 20 Versandapotheken negativ beurteilt wurden.
Die Apotheker haben bereits vor einiger Zeit Gegenmaßnahmen ergriffen: Sie haben eine Qualitätsoffensive gestartet und das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) gegründet. Bayerns Apotheker setzen auf Fort- und Weiterbildung. Jährlich werden 1000 Pseudocustomer-Tests durchgeführt, viele Apotheken beteiligen sich an den Ringversuchen. Darüber hinaus ist Bayern das Bundesland mit der höchsten Anzahl an Apotheken, die ein Qualitätsmanagementsystem eingeführt haben. Zusammen mit der Universität Würzburg wurde eine Akademie für klinische Pharmazie gegründet, über das WIPIG kann sich der Apotheker zum Präventionsmanager weiterbilden. Gemeinsam mit den Ärzten engagieren sich bayerische Apotheker in der Bayerischen Akademie für Sucht. Aus ethischer Verantwortung heraus wollen die Apothekerinnen und Apotheker die flächendeckende Arzneimittelversorgung aufrechterhalten einschließlich des unrentablen Nachtdiensts.
Als kleine mittelständische Unternehmen gehören die Apotheken zum Rückgrat der Wirtschaft, hob Krötsch heraus. Nach einem halben Jahr schwarz-gelber Regierung erwarten die Apotheken von der Bundesregierung klare Aussagen zur Apotheke, zur Abschaffung von Pick-up-Stellen und Aussagen, dass die Apotheke nicht in Richtung Kommerzialisierung geht. Krötsch hofft, dass die Pläne des Gesundheitsministers Röslers wie Abschaffung der Importquote und Überprüfung der Rabattverträge zugunsten der Patienten umgesetzt werden. Die Bitte von Krötsch an die Adresse des bayerischen Gesundheitsministers: "Wir brauchen Ihre Hilfe gegen die Kommerzialisierung im Arzneimittelbereich."
In die Fortbildungsoffensive
Mit der neuen Struktur des Bayerischen Apothekertags stelle man das Fortbildungsangebot in den Mittelpunkt, hob Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands hervor. Fortbildung soll helfen, den Apotheker fit zu machen für die Zukunft und für einen Wettbewerb um Qualität, Dienstleistung und Beratung. Der Wettbewerb sei bei den Apotheken angekommen, auch der Preiswettbewerb. Ob hier allerdings alles sinnvoll sei, wage er zu bezweifeln. Er halte es für falsch, wenn Analgetika verramscht würden. Außerdem werde der Kunde durch einen ausufernden Preiswettbewerb zum Mehrkauf von Arzneimitteln verleitet.
Fortbildung im Mittelpunkt28 Fortbildungsvorträge aus den Bereichen Pharmazie und Wirtschaft standen beim Bayerischen Apothekertag auf dem Programm, darunter drei Plenarvorträge: "Wie entstehen Resistenzen gegen Antibiotika und Virustatika?" von Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, "Der Krebspatient in der Apotheke" von Prof. Dr. Ulrich Jaehde und "Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung" von Ursula Hasan-Boehme. |
Apotheker hat eine zentrale Rolle
Das Gesundheitswesen in Deutschland ist mit Abstand eines der besten der Welt – und die Apotheker gehören ganz besonders dazu, so der bayerische Gesundheitsminister Söder in seinen Grußworten. Apotheker sind nicht nur die Personen, die das Arzneimittel verabreichen, sie sind gleichzeitig auch Berater, Seelsorger und eine Art Therapeut und nehmen so eine zentrale Rolle im Gesundheitswesen ein. Man solle das Gesundheitswesen nicht nur als Kostenfaktor sehen, sondern als wesentlichen und wichtigen Bestandteil unserer Gesellschaft, es ist rezessionssicher und globalisierungsfest.
Söder würdigte die Leistungen der Pharmazie. Er wehre sich dagegen, dass man alles billiger machen wolle. Angesichts der demografischen Veränderungen und des technischen Fortschritts werde dies nicht möglich sein. Es sei angemessen, so der bayerische Gesundheitsminister, wenn der Mensch an seinem Lebensende auch menschliche Zuwendung bekommt – die Apotheker spielten dabei eine große Rolle. Apotheker zeigen Präsenz in der Fläche. Einer Entwicklung hin zu Pharmadiscountern erteilte er eine Absage, da dort die Beratung auf der Strecke bleibe. "Wir brauchen den freien Heilberuf des Apothekers, wir müssen alles dafür tun, dass er erhalten bleibt."
Söder beklagte die überbordende Bürokratie im Gesundheitswesen: "Keiner konnte bisher belegen, dass ein Formular eine heilende Wirkung hat."
Mit dem Koalitionsvertrag wolle man einen Richtungswechsel in der Gesundheitspolitik, die Freiberuflichkeit soll einen hohen Stellenwert erhalten. "Wir lehnen Pick-up-Stellen ab, wir wollen keine Apotheke light, es wird jetzt Zeit, dass wir in die Puschen kommen", so Söder. Die Politik muss jetzt das Verfahren einleiten, wie man Pick-up-Stellen entweder ganz verhindern oder wenigstens so eingrenzen kann, dass es juristisch auch haltbar ist.
Deutlich machte Söder: Bei der anstehenden Gesundheitsreform sollten die Apotheker ausgenommen werden. Eine Kürzung der Großhandelsspanne sei daher nicht klug, da dies den Apotheker treffe.
Apotheker sollten sich über Beratung und nicht über den Preis definieren. Die Frage des Arzneimittelpreises "müssen wir woanders regeln". Die vorgesehenen Einsparungen im Pharmabereich seien demnach vernünftig, ob es allerdings klug sei, dies gleich für drei Jahre festzulegen, sei fraglich.
Der Patient soll in Zukunft zuzahlen dürfen, wenn er ein anderes als das verordnete Rabattarzneimittel haben möchte. Dafür wolle er sich, so der Bayerische Gesundheitsminister, in den weiteren Verhandlungen einsetzen.
Lob fürs neue ErfolgskonzeptDie Veranstalter des Bayerischen Apothekertags gingen in diesem Jahr neue konzeptionelle Wege im Aufbau des Apothekertags. Die Berufspolitik wurde auf den Freitagnachmittag gelegt. Sie fand im Ovalsaal der Würzburger Residenz statt. Nur relativ kurze berufspolitische Reden der Vorsitzenden standen auf dem Programm, außerdem das Grußworte des Gesundheitsministers und des Würzburger Oberbürgermeisters. Neu war die Idee, zwei gesundheitspolitische Kurzvorträge ins Programm zu nehmen und eine Podiumsdiskussion. Der zweite und dritte Tag des Bayerischen Apothekertags waren für die Fortbildung von Apothekern, PTA und Studierenden reserviert. Als Tagungsräume hatte man sich für das großzügige Vogel Convention Center (VCC) in Würzburg entschieden, ein ehemaliges Druckereigebäude. Die Fortbildung bildete so den Schwerpunkt der Veranstaltung. Man hatte sich hier am Modell des westfälisch-lippischen Apothekertags orientiert, der die Fortbildung in den Mittelpunkt stellt. Begleitet wurde der Bayerische Apothekertag durch eine Fachmesse. Am Samstag hatten die Teilnehmer Gelegenheit sich bei über 25 Ausstellern rund um das Thema Elektronik und Sicherheit in der Apotheke zu informieren. Wie bei vergangenen Bayerischen Apothekertagen hatten die Veranstalter auch dieses Mal die Pharmaziestudierenden bayerischer Universitäten eingeladen und gesponsert, was der Nachwuchs wieder gerne annahm. Beibehalten wurde auch die Struktur des Rahmenprogramms: ein eher rustikaler Eröffnungsabend (dieses Mal in der weinseligen Hofkellerei der Würzburger Residenz) und ein festlicher Gala-Abend am Samstagabend in der großen Rotationshalle des VCC. Mit einer professionellen Band, einem Comedy-Moderator, zwei Akrobatik-Einlagen und einem feinen Drei-Gänge-Menü wurde der Gala-Abend zum Erlebnis. Den Teilnehmern gefiel die neue Struktur des Bayerischen Apothekertags –Fortbildung im Mittelpunkt ohne die Berufspolitik nicht zu vernachlässigen: weiter so in Bayern! |
Apothekenlaufmeisterschaft: Der lange Weg
Ja, ich war dabei. Bei den ersten offenen bayerischen Apothekenlaufmeisterschaften 2010. Und das bei herrlichstem Wetter. Er fand als eigene Wertung im Rahmen des 22. Residenzlaufs in Würzburg statt. Der Würzburger Residenzlauf ist ein leichter Rundkurs (4 x 2,5 km) um die Würzburger Residenz und Parkanlagen. Es handelt sich um eine Asphalt-Strecke. Start und Ziel ist der Residenzplatz. In den 22 Jahren seines Bestehens hat sich der Residenzlauf zu einer der beliebtesten Laufveranstaltungen Deutschlands entwickelt. 2010 konnten 7029 Teilnehmer verzeichnet werden. 1949 Teilnehmer starteten mit mir um 14 Uhr beim Hauptlauf, davon 28 Apothekerinnen und 28 Apotheker.
Vor einem Jahr hätte ich es mir nicht träumen lassen, dass in Würzburg einmal anlässlich des Residenzlaufes die erste offene Apothekermeisterschaft stattfindet. Eine tolle Idee. Endlich kann man sich als Würzburger auch einmal mit den Kollegen messen. Das spornt an. So entschloss ich mich im Februar an einer Vorbereitung für den Residenzlauf teilzunehmen, den der Veranstalter (die TGW Würzburg) anbot und der einen in zehn Wochen fit für den Residenzlauf machen sollte. Der gute Tipp kam von meiner Frau Christine, die dieses Angebot in der Main-Post las. Einmal pro Woche, samstags, wurde ich so mit vielen Tipps und einem Trainingsplan an das Laufen herangeführt. Ein-, zweimal die Woche zusätzlich laufen. Erst drei, dann vier Kilometer und irgendwann auch die fünf und die sechs Kilometer-Runde. Ich wurde immer besser. Aber es kostete oft Überwindung. Es geschafft zu haben, tat einfach gut. Auch wenn nie und nimmer Glückshormone flossen.
Das schöne an so einem Ereignis ist, dass sich auch Freunde zu Besuch anmeldeten – um selbst am Apothekerlauf und Apothekertag oder nur am Apothekertag teilzunehmen und den Lauf einfach mit anzuschauen. So genießt man den Apothekertag, der neben Fortbildungen ein wunderbares Rahmenprogramm bot.
Doch der Höhepunkt für mich war der Lauf. Familie und Freunde standen am Straßenrand und jubelten einem zu. Das motiviert! Auch wenn das schöne Wetter von Würzburg zur Qual wurde. Aber immerhin, ich hab’s geschafft. Meine Zeit: 51.10 min.
Dr. Michael Hannig, Luitpold-Apotheke, Würzburg
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