Arzneimittel und Therapie

Brustkrebspatientinnen profitieren von Soja

Der Verzehr sojahaltiger Lebensmittel senkt bei Brustkrebspatientinnen das Rezidiv- und Mortalitätsrisiko. Der protektive Einfluss von Soja konnte in einer chinesischen Studie unabhängig vom Menopausen- und Hormonrezeptorstatus gezeigt werden.

Lange Zeit war unklar, wie sich der Verzehr sojahaltiger Lebensmittel auf das Brustkrebsrisiko auswirkt. Sojahaltige Nahrung ist reich an Isoflavonen, die zu den Phytoestrogenen gezählt werden und modulierend auf den Estrogenrezeptor wirken. Dieser Einfluss kann estrogenähnlich sein, aber auch antiestrogene Wirkungen hervorrufen. Ferner besitzen Inhaltsstoffe von Soja antitumorale, antioxidative, antiangiogenetische und immunsteigernde Wirkungen. Allerdings werden Genistein, einem wichtigen Inhaltsstoff von Soja, auch unerwünschte Eigenschaften zugeschrieben, wie etwa eine Proliferations-steigernde Wirkung auf Brustkrebszellen. Daher bestand die Befürchtung, durch den Verzehr sojahaltiger Nahrungsmittel das Tumorwachstum zu fördern. Ferner wiesen In-vivo- und In-vitro-Studien auf Interaktionen zwischen Tamoxifen und Isoflavonen hin. In einer chinesischen Kohorten-Studie sollte daher Klarheit über den möglichen Einfluss sojahaltiger Lebensmittel auf das Brustkrebsrisiko gewonnen werden.

Chinesische populations-basierte Kohortenstudie

Die erforderlichen Daten wurden der Shanghai Breast Cancer Survival Study, einer Populations-basierten Kohortenstudie entnommen. Es handelt sich um die Daten von 5042 Frauen, die zwischen März 2002 und April 2006 an Brustkrebs erkrankt waren und deren Krankengeschichten bis Juni 2009 weiter verfolgt werden konnten. Etwa sechs Monate nach der Diagnose wurden Informationen über die Therapie, den Lebensstil, die Ernährung und den Krankheitsverlauf gesammelt. Bei drei folgenden Interviews nach 18, 36 und 60 Monaten wurden die Daten vervollständigt. Fehlende Angaben konnten mithilfe der Shanghai-Vital-Statistics-Registry-Datenbank ergänzt werden. Die durchschnittliche Beobachtungszeit lag bei 3,9 Jahren. In diesem Zeitraum starben 444 Frauen an ihrer Erkrankung, 534 weitere erlitten ein Rezidiv.

Protektiver Effekt von Soja

Der Konsum sojahaltiger Nahrungsmittel war eng mit der Mortalität und der Rezidivhäufigkeit assoziiert. Frauen mit dem höchsten Verzehr sojahaltiger Nahrungsmittel hatten innerhalb des Beobachtungszeitraums ein um 29% erniedrigtes Mortalitätsrisiko und ein um 32% gesenktes Rezidivrisiko im Vergleich zu Frauen mit einem geringen Sojaverzehr (HR 0,71; 95% Konfidenzintervall 0,54 –0,92 bzw. HR 0,68; 95% Konfidenzintervall 0,54 – 0,87). Die Mortalitätsraten lagen bei 7,4% vs. 10,3%, die Rezidivraten bei 8,0 vs. 11,2% (Vergleich jeweils zwischen dem höchsten und dem geringsten Verzehr). Der protektive Effekt von Soja nahm bis zu einer Menge von 11 g Sojaproteinen (entsprechend 40 mg Isoflavonen) pro Tag zu, danach blieb er konstant oder war abnehmend. Die Beziehung zwischen einem hohen Sojakonsum und dem verringerten Risiko bestand unabhängig vom Stadium der Erkrankung, dem Menopausen- und Hormonrezeptorstatus und war unabhängig von einer Einnahme von Tamoxifen.

Nicht bekannt ist, ob der Benefit sojareicher Ernährung auf die Isoflavone zurückzuführen ist, oder ob auch weitere Inhaltsstoffe wie Folate, Proteine, Proteaseninhibitoren, Calcium und Ballaststoffe – allein oder in Kombination – zum protektiven Effekt sojahaltiger Nahrung beitragen.

Ratschläge für die Praxis

Die obige Studie wurde von zwei amerikanischen Wissenschaftlern kommentiert und dabei unter einem westlichen Blickwinkel betrachtet. So erscheint ihnen die mediane Beobachtungszeit von knapp vier Jahren etwas kurz, um definitive Schlüsse auf das Überleben ziehen zu können. Des Weiteren sind traditionelle Ernährungsgewohnheiten, Screening- und Behandlungsmethoden in östlichen und westlichen Ländern unterschiedlich, so dass die Ergebnisse nicht ohne Weiteres übertragen werden können. Sicher erscheint jedoch, dass eine sojareiche Ernährung keine negativen Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf hat, sondern im Gegenteil wahrscheinlich einen protektiven Effekt aufweist. <

Quelle Xiao Ou Shu et al.: Soy food intake and breast cancer survival. J. Am. Med. Assoc. (2009) 302; 2437 – 2443. Ballard-Barbash R., et al.: Challenges in design and interpretation of observational research on health behaviors and cancer survival. J. Am. Med. Assoc. (2009) 302; 2483 – 2484.

 


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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