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- DAZ 15/2010
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Arzneimittel und Therapie
Neues Antibiotikum aus Cellulose-zersetzendem Bakterium
Der Mikroorganismus ist ungewöhnlich, der Wirkstoff auch: Bislang konnten aus Anaerobiern keine Antibiotika isoliert werden. Das Genom von Clostridium cellulolyticum wurde kürzlich sequenziert, und den HKI-Wissenschaftlern fiel auf, dass das Bodenbakterium offensichtliche Gene für die Bildung bislang völlig unbekannter Stoffe besitzt. Unterschiedliche Kulturbedingungen führten jedoch nicht zu einer Synthese neuartiger Naturstoffe. Erst unter "naturnahen" Bedingungen waren die Forscher erfolgreich: C. cellulolyticum wurde aus pflanzlichem Kompost isoliert und trägt zum Verrottungsprozess bei, indem es die Cellulose abgestorbener Pflanzen abbaut. Durch Zugabe eines wässerigen Extraktes aus einer Bodenprobe konnte eine neue Komponente nach aufwendigen Trenn- und Reinigungsschritten in geringer Menge isoliert und die chemische Struktur aufgeklärt werden.
Closthioamid – ein interessanter Naturstoff
Der neue Naturstoff Closthioamid ist strukturell sehr ungewöhnlich, ein symmetrisches Molekül mit zahlreichen Schwefelatomen. Erste Untersuchungen zur biologischen Aktivität zeigten eine antibiotische Wirksamkeit auch gegen Methicillin-resistente Staphylococcus aureus. Auch wenn die Wirkungsweise des Antibiotikums bislang nicht bekannt ist, zeigt seine Entdeckung vor allem einen wichtigen Aspekt: Offensichtlich sind die streng anaeroben Bakterien doch in der Lage, interessante Wirkstoffe zu bilden, und weitere Screening-Programme könnten sicher überraschende Ergebnisse bringen.
Quelle Linke, T.; et al.: Closthioamide: An Unprecedented Polythioamide Antibiotic from the Strictly Anaerobic Bacterium C. cellulolyticum. Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 2010; 49(11): 2011 – 2013.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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