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DAZ aktuell
Neue Rabattverträge starten am 1. April
Auch bei der vierten Ausschreibung blieb sich das AOK-System treu: In jedem Fachlos der fünf Gebietslose gibt es erneut nur einen Rabattpartner. "Never change a winning team", erklärte der baden-württembergische AOK-Vize und Chefverhandler der Rabattverträge Christopher Hermann am 30. März in Berlin. Neu war lediglich die Umstellung der Ausschreibung auf elektronische Medien sowie eine Prüfung auf Auskömmlichkeit der Angebote durch unabhängige Wirtschaftsprüfer. Damit wollte die AOK Vorhaltungen entgegentreten, teilweise Dumpingangebote anzunehmen. "Die Angebote wurden einzeln durchgecheckt", betonte Hermann. Lediglich in einem Fall sei es zum Ausschluss eines Unternehmens gekommen. Es habe sich jedoch gezeigt, dass auch Rabatte jenseits von 90 Prozent noch auskömmlich sein könnten.
AOK: Versicherte finden Rabattverträge gut
Und so freut sich die AOK über Einsparungen. Um 520 Millionen Euro sollen die laufenden Verträge das AOK-System dieses Jahr entlasten. Berücksichtigt man die Einsparungen seit 2007, soll die Milliardenschwelle in diesem Jahr noch geknackt werden. Hermann bleibt dabei: Die AOK-Methode biete Versorgungskonstanz und Planungs-sicherheit und trage damit den Anliegen von Patienten, Ärzten, Apotheken und Großhandel umfassend Rechnung. Insbesondere befürworte auch die große Mehrheit der AOK-Versicherten die Rabattverträge als geeignetes Mittel, um die Ausgaben der Krankenkassen in den Griff zu bekommen, erklärte Hermann. Aus Versichertenbefragungen wisse man, dass die Rabattverträge von den Versicherten eher akzeptiert werden als andere Maßnahmen zur Ausgabenbegrenzung – etwa die Beitragserhöhungen oder höhere Zuzahlungen. Compliance-Probleme kann Hermann nicht erkennen.
Gewinn für den Mittelstand
Zudem versteht sich die AOK als Vorreiterin in Sachen Mittelstandsschutz: Das Ausschreibungsverfahren über regionale Gebietslose komme insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen zugute, die es im Wettbewerb mit den Branchenriesen schwer haben. "Wir haben eine bunte Vielfalt an Vertragspartnern", so Hermann. Unternehmen wie Apogepha, die Heyl chemisch-pharmazeutische Fabrik oder Leo Pharma hätten zuvor nie eine Chance auf dem Markt gehabt. Hermann betonte zudem, dass in den einzelnen Gebietslosen nicht immer derselbe Hersteller für einen Wirkstoff den Zuschlag erhalten habe. Immerhin knapp 20 Prozent der Fachlose hatten mehr als einen erfolgreichen Bieter.
An der Seite der Hausärzte
Während die AOK sich bei der letzten Vertragsrunde im letzten Jahr noch Seite an Seite mit der Apothekerschaft präsentierte, war es diesmal der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, der die Rabattverträge als funktionierendes Instrument lobte. "Einsparungen sind ohne Qualitätsverluste gelungen und den Hausärzten konnte der Regressdruck genommen werden", erklärte er.
DAV: Einsparungen offen legen
Der Deutsche Apothekerverband (DAV) gab sich in einer Presseerklärung weniger euphorisch: Viele Patienten erführen erst bei der Rezepteinlösung in der Apotheke, dass ihre Kasse bestimmte Präparate für sie vorgesehen hat und ihre Medikation deshalb umgestellt werden muss. Zugleich betonte der DAV-Vorsitzende Fritz Becker, dass die Apotheken den Patienten bei allen Fragen zu den neuen Rabattverträgen helfen, "egal ob es um pharmazeutische Bedenken oder Zuzahlungsregelungen geht". Von den Krankenkassen forderte er jedoch mehr Transparenz bei der Offenlegung ihrer Einsparungen. "Wenn sich Millionen Patienten umstellen müssen und in den Apotheken mehr Aufwand entsteht, sollten die Kassen auch ihre Einsparungen offenlegen und gegenüber ihren Versicherten verantworten."
AOK-Kritik an Mehrkostenregelung
Hermann macht allerdings keinen Hehl daraus, dass die Rabatte weiterhin ein Geschäftsgeheimnis bleiben werden. Auch aus diesem Grunde hat er wenig Verständnis für das Vorhaben der Regierungskoalition, eine Mehrkostenregelung bei Rabattverträgen einzuführen. Um sie umzusetzen, müsste man schließlich die Rabatte kennen – und das wäre das faktische Ende der Verträge. Darüber hinaus kritisiert er an der geplanten Kostenerstattungsregelung, dass sie die Effizienz der Rabattverträge infrage stelle: Die Planungs- und Kalkulationssicherheit für die Vertragspartner werde zerstört, wenn ihre Exklusivität nicht mehr gesichert ist. "Hier müssen wir noch Überzeugungsarbeit leisten", meint Hermann.
Die nächste Ausschreibung kommt
Eines ist klar: Auch wenn die wesentlichen generischen Wirkstoffe nun unter Dach und Fach sind – es kommen ständig neue hinzu. Und so laufen für weitere 13 Wirkstoffe, die kürzlich patentfrei geworden sind – darunter Clopidogrel – bereits die Vorbereitungen für die fünfte Ausschreibung. Diese Verträge sollen am 1. Oktober starten und ebenfalls für zwei Jahre gelten.
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