Update Apothekenbewertung

Sie beraten seit vielen Jahren Apotheker und erläuterten die Grundzüge des Ertragswertverfahrens. Dabei geht es im Kern darum, den "Zukunftserfolg" einer Apotheke zu bestimmen. Bestimmende Größe ist dabei der nachhaltig realisierbare Ertrag.

Einflussfaktoren auf den Ertrag

Nicht mehr zu verantworten ist den Steuerexperten zufolge eine Wertermittlung nach dem Umsatzverfahren. Bei diesem definiert sich der Wert des Unternehmens nach einem vorgegebenen Prozentsatz vom Umsatz. Doch der Vergleich von Apotheken mit unterschiedlichem Versorgungsprofil zeigt schnell, dass die Gewinne auch bei gleichem Umsatz extrem schwanken können. Bei der Bewertung nach dem Ertragswertverfahren ist dagegen eine prospektive Ertragsvorschau vorzunehmen. Dabei ist zum einen die Entwicklung der vergangenen drei bis fünf Jahre unter die Lupe zu nehmen, mit dem Ziel, Besonderheiten und Trends zu erkennen. Zudem sind weitere Einflussgrößen zu analysieren. Hierzu gehören unter anderem gesundheitspolitische und rechtliche Rahmenbedingungen. Daran ändert auch das im Mai 2009 ergangene Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum Fremdbesitzverbot nichts. Apothekenleiter wissen selbst, dass sie gut managen müssen, um bestehen zu können. Doch auch wenn sie sich über Rabattverträge, den ungeklärten Kassenabschlag oder den neuen Hang einiger Kassen zu Ausschreibungen ärgern – einen Vorteil haben die Apotheken, betonte Witte: Der Gesundheitsmarkt ist und bleibt ein Wachstumsmarkt. Weitere Einflussgrößen auf den nachhaltigen Ertrag sind Veränderungen der Standortfaktoren (was ist z. B. städteplanerisch zu erwarten?) und absehbare Veränderungen im Kostenbereich. Dabei ist es vom Grundsatz unerheblich, ob die Apotheke als Einzel- oder Filialapotheke betrieben werden soll.

Stellschraube Unternehmerlohn

Der ermittelte Ertrag ist sodann um den Unternehmerlohn zu kürzen – und dieser ist eine der Stellschrauben in der Wertermittlung, die der Käufer im Blick haben sollte. Ein neutrales Gutachten sollte hier einen mittleren Wert ansetzen. So kann etwa bei einer Apotheke mit einem ermittelten nachhaltigen Ertrag von 90.000 Euro der Ertragswert um bis zu 76.000 Euro differenzieren, je nachdem, ob man als Unternehmerlohn 60.000, 65.000 oder 70.000 Euro ansetzt. Nach Abzug des Unternehmerlohns vom ermittelten nachhaltigen Ertrag ergibt sich der sogenannte Reinertrag, der dann kapitalisiert wird. Der hier gewählte Kapitalisierungszinssatz ist eine weitere Stellschraube, die man auf seriöse Art beeinflussen kann. Entscheidend für die Höhe dieses Zinssatzes sind die Langfristigkeit und die erhöhten Risiken der Investition in ein Unternehmen. Sie werden durch entsprechende Risikozuschläge zum Kapitalmarktzins für langfristige Anlagen berücksichtigt. Je höher er ist, desto niedriger fällt der Kaufpreis aus.

Es zeigt sich: Eine detaillierte Beschäftigung mit der Wertermittlung ist vor dem Kauf bzw. Verkauf einer Apotheke unerlässlich, wenn die nachhaltige Existenz gesichert sein soll. Dazu sollte man möglichst einen branchenerfahrenen Gutachter zurate ziehen.