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Wirtschaft
Pharma-Aktien im Visier
WKN 904278, Xetra-Handel
Novartis agiert in den Bereichen Pharma und Consumer Health und sieht sich als weltweit führend in den Bereichen verschreibungspflichtige Medikamente und Generika. Zu den Blockbustern im Pharmabereich zählen Diovan (Bluthochdruck) und Glivec (Krebs). Im Gesamtjahr 2009 lag der Umsatz des Konzerns bei 44,27 USD und der Nettogewinn bei 8,45 Mrd. USD.
Die Zahlen zum 4. Quartal sind da – und sie sind durchaus beeindruckend. Der Umsatz kletterte um über 28 Prozent und währungsbereinigt um 20 Prozent. Das Nettoquartalsergebnis stieg um 54 Prozent auf 2,32 Mrd. Dollar. Als Wachstumstreiber erwies sich dabei das Pharmageschäft, das im Gesamtjahr 2009 gut 84 Prozent zum operativen Gewinn beitrug. Die Nachfrage nach den H1N1-Impfstoffen schlug allein mit 1 Mrd. USD zu Buche. Sämtliche Divisionen des Novartis-Konzerns (Medikamente, Impfstoffe und Diagnostik, Sandoz Generika und Endverbrauchergesundheit) erzielten einen prozentual zweistelligen Umsatzanstieg. Dabei besinnen sich die Schweizer auf das Kerngeschäft. Die Babynahrungsaktivitäten wurden verkauft und mit Alcon ein Spezialist in der Augenheilkunde – die fünfte Division im Konzern – für 50 Mrd. USD übernommen.
Die Nationalbank AG sieht Novartis in der Platzierung neuer Produkte hervorragend aufgestellt und bescheinigt dem Wert weiteres Kurspotenzial. Als Kursziel nennen die Experten 64 CHF. Auch die Analysten der Helvea taxieren Novartis mit "Buy" und einem Kursziel von 65 CHF. Die BNP Paribas sieht sogar Luft bis 69 Franken. Dabei berichtet die Bank von größeren Umschichtungen aus Papieren britischer Pharmaunternehmen in Novartis-Aktien. Auch für die Züricher Kantonalbank ist der Pharmariese ein klarer Kauf. Die Experten vermuten, dass die Handelsbandbreite, die bei Novartis seit Jahren zwischen 40 und 75 CHF liegt, bald nach oben verlassen werden könnte. Derzeit notiert der Wert bei 58,05 CHF in Zürich bzw. 39,30 Euro im Xetra-Handel.
Johnson & Johnson (USA)
WKN 853260, Xetra-Handel
Das in New Brunswick ansässige US-Unternehmen gliedert sich in die drei Bereiche Consumer Health Care, Medical Devices & Diagnostics und Pharmaceuticals. Zu den Blockbustern zählen Remicade (Entzündungshemmer) Risperdal (Psychopharmakon). Im Gesamtjahr 2009 erzielte der Konzern einen Gewinn von 12,9 Mrd. Dollar.
Der Hersteller der Penaten-Creme und Bebe-Hautpflegeprodukte erzielte im vierten Quartal 2009 dank Übernahmen, neuer Produkte und einer günstigen Wechselkursentwicklung ein Umsatzplus von 9 Prozent gegenüber Vorjahr. Besonders die Auslandsmärkte fielen durch starkes Wachstum auf, während das Unternehmen in den USA in der Medikamentensparte Einbußen durch die Kostendämpfungsmaßnahmen im Gesundheitswesen hinnehmen musste. Beim Gewinn ging es indes rückwärts. Hier schlugen Restrukturierungsmaßnahmen zu Buche. Kosten, die sich aber bereits 2010 bezahlt machen sollen. Noch eine gute Nachricht: Der Patentstreit mit der Boston Scientific Corp. um Gefäßstützen für Herzkranzgefäße wurde beigelegt. J&J erhält vom Wettbewerber zum Ausgleich 1,73 Mrd. Dollar.
Während die Analysten der Credit Suisse den Wert neutral bewerten und von einem Kurziel von 71 USD ausgehen, sehen amerikanische Analysten für das laufende Jahr steigende Gewinne voraus. Das Kurspotenzial soll demnach bis 75 Dollar reichen, so sehen es beispielsweise die Analysten bei Leerink Swann. Derzeit notiert die Aktie in New York bei 63,59 USD bzw. 45,77 Euro im Xetra-Handel.
Bayer (D)
WKN BAY001, Xetra-Handel
Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern gliedert sich in drei Sparten: Pharma, Chemie und Pflanzenschutz/Düngemittel. Zu den umsatzstarken Blockbustern bei den Medikamenten gehören Yasmin (Empfängnisverhütung), Betaferon (multiple Sklerose) und Xarelto (Thrombose). Die Produktpipeline von Bayer gilt als gut bestückt.
Auch wenn die Analysten generell das Medikamenten-Sortiment von Bayer als beachtlich einstufen, häufen sich doch in jüngster Zeit die kritischen Stimmen. Das Thrombosemittel Xarelto kommt in den USA vermutlich erst 2011 auf den Markt und die Medikamenten-Studie zu dem Wirkstoff BAY79-4980 der Bayer Schering Pharma zur Behandlung der Bluterkrankheit wurde in der Phase II abgebrochen. Das Mittel sollte nur einmal die Woche angewendet werden und so gut wirken wie Vergleichspräparate, die dreimal in der Woche zur Anwendung kommen. Die Zwischenanalyse zeigte jedoch, dass das Studienziel nicht erreicht werden kann. Die Börse reagierte enttäuscht. Die Bayer-Tochter Schering nahm bei der Behandlung und Erforschung der Bluterkrankheit weltweit stets eine Spitzenposition ein. Diese sei nun gefährdet, so einige Experten. Die Bayer-Aktie musste von ihrem Hoch Anfang Januar inzwischen über 12 Prozent abgeben und weist damit eine deutlich schwächere Entwicklung auf als der DAX. Das Analysten-Rating ist seitdem nur noch verhalten optimistisch, wobei als Kursziel häufig eine Spanne zwischen 57 (so die Experten von Exane BNP und Morgan Stanley) und 60 Euro (WestLB) genannt wird. Charttechniker schlagen indes Alarm: Die Experten von "Focus-Money" raten nach der Talfahrt der Bayer-Aktie zu einem Stoppkurs bei 49 Euro. Bei einem Bruch der Marke sei der Aufwärtstrend in Gefahr. Die Aktie notiert aktuell bei 49,30 Euro im Xetra-Handel.
Pfizer (USA)
WKN 852009, Börse Frankfurt
Die Nummer 1 im weltweiten Pharmamarkt bringt es mit der Übernahme von Wyeth auf einen Umsatz von ca. 68 Milliarden Dollar. Zu den umsatzstärksten Medikamenten von Pfizer zählt Liptor (Cholesterinsenker), wobei hier der Patentschutz 2011 ausläuft. Wyeth präsentiert sich umsatzstark mit dem Antidepressivum Effexor und Prevnar (gegen Lungenentzündung). Für das laufende Jahr stellt der Konzern einen Umsatz zwischen 67 und 69 Milliarden Dollar in Aussicht.
Der weltgrößte Pharmakonzern kann im 4. Quartal seinen Gewinn gegenüber Vorjahr fast verdreifachen, dämpft aber für das laufende Jahr die Erwartungen der Analysten – hier droht der wieder erstarkte Dollar das Ergebnis zu beeinträchtigen. Für 2012 rechnet Pfizer mit einem Umsatzrückgang auf 66 bis 68,5 Milliarden Dollar.
Die Integration von Wyeth verlief reibungslos. Innerhalb von nur zehn Jahren vollzog Pfizer nach dem Erwerb von Warner-Lambert im Jahr 2000 und Pharmacia (2003) mit Wyeth die dritte Riesenübernahme. Der Konzern will auch weiterhin die Branchenspitze durch Akquisitionen verteidigen.
Der verhaltene Ausblick auf die kommenden zwei Jahre verstimmte die Anleger allerdings. Die Umsatzverluste durch die Generikakonkurrenz versucht Pfizer seit einiger Zeit mit Kostensenkungsmaßnahmen wieder auszugleichen. Mit dem Blutfettsenker Liptor verliert Pfizer 2011 sein lukrativstes Medikament. Aber auch die anderen vier Top-Produkte von Pfizer – Lyrica, Celebrex, Norvasc und die Potenzpille Viagra – leiden unter Umsatzrückgängen. Analysten senken daher mehrheitlich den Daumen. Aktuell notiert Pfizer mit 18,76 USD in New York bzw. 13,30 Euro in Frankfurt.
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