Wirtschaft

DAX: Blutleere Erholung

Börse bezweifelt die Nachhaltigkeit der Unternehmensgewinne

(hps). Die Reaktion auf die Veröffentlichung der guten Quartalszahlen der Deutsche Bank scheint symptomatisch für die gesamte Börsenlage zu sein. Der hohe Vorsteuergewinn bei der Großbank sei Sondereffekten zuzuschreiben, die Dividende zu niedrig bemessen und überhaupt seien die Flüsterschätzungen höher gewesen. Mit anderen Worten: Man will nicht. Stattdessen wartet man lieber auf die US-Arbeitsmarktzahlen. Vielleicht können die dann ja später erklären, warum man heute gar so frustriert ist.

Sorgenvoll blickte man zu Beginn der letzten Woche auf das Handelsgeschehen, nachdem der DAX im Schnellverfahren auf die 5500er Marke zugerauscht war. Der Jahresauftakt war ordentlich misslungen – für viele Profis ein schlechtes Omen für das gesamte Börsenjahr. Die Verschuldung Griechenlands, die Euro-Schwäche, die härtere Gangart Chinas in der Geldpolitik – alles Themen, die das Parkett bis heute beschäftigen. Unter diesen Vorzeichen wollten viele der jüngsten Kurserholung auch nicht mehr als das Prädikat "technische Erholung" zubilligen. Und tatsächlich wurde bereits bei 5700 Punkten die Luft für den DAX dünn, obwohl die teils sehr guten Quartalsberichte den Optimisten in die Hände spielten. Zuletzt hatten Weltunternehmen wie der US-Netzwerkausrüster Cisco Systems oder hierzulande die Deutsche Bank mit ihrem Zahlenwerk zum 4. Quartal die Wirtschaftskrise schon abgehakt. Aber El-Erian, Chef des weltgrößten Rentenfonds Pimco, scheint es in einem Interview gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg auf den Punkt zu bringen: Die Investoren hätten fälschlicherweise das Gelingen eines ordentlichen Rückzugs aus den staatlichen Konjunkturpaketen und der Politik des billigen Geldes bereits eingepreist. Es sei aber zu befürchten, dass sich die Gewinnschätzungen für 2010 als falsch erweisen werden. Der Abgabedruck zu Jahresbeginn an den Börsen könnte somit ein Hinweis auf ein enttäuschendes Börsenjahr sein.

Einen Ausblick auf die künftige Marschrichtung der Börse gibt möglicherweise der Euro. Die Gemeinschaftswährung konnte sich zwar nach dem tiefen Fall ein wenig stabilisieren. Eine Rückeroberung der 1,40er Marke gelang ihr aber nicht. Eine schwache Vorstellung, die zumindest bei auf US-Dollar lautenden, kreditfinanzierten Aktienkäufen an den Weltbörsen zu Positionsauflösungen zwingen könnte.

Für Patrick Hussy, Analyst bei Sentix, einem unabhängigen Anbieter von Stimmungsindices, ist die Sache klar: Aktien haben ihren Boden bereits gefunden und verfügen über ein weiteres Kurspotenzial von 30 Prozent. Mit anderen Worten: 7200 Punkte seien für den DAX erreichbar. Zur Begründung führt er an, dass die Investitionsquote institutioneller Anleger im Zuge der jüngsten Kursverluste schlagartig von 80 auf 60 Prozent abgebaut wurde. Es sei zu erwarten, dass die Profis jetzt wieder in den Markt zurückkehrten. Überraschend optimistisch ist man auch bei der Unicredit und der Hessischen Landesbank. Dort vertraut man auf gute Unternehmensnachrichten. Nach Ansicht der ING-Bank könnte der DAX bereits zur Jahresmitte wieder über der 6000 Punkte-Marke liegen. Von den Charttechnikern wird die Aufbruchstimmung nicht geteilt. Die Spezialisten der Commerzbank machen sich Sorgen, weil die Gegenbewegung der letzten Woche jede Dynamik vermissen ließ. Daraus leiten die Experten ab, dass die weltwirtschaftlichen Probleme schon bald wieder die Oberhand gewinnen und dem DAX eine weitere Abwärtswelle bescheren dürften. Kursziel: 5300 Punkte.

Eckdaten zum 4. Februar 2010
(alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (4. 2., 11.10 h)
5630 Punkte
Dow Jones
(3. 2. Schluss)
10.270 Punkte
Gold (Feinunze)
1105,20 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,22%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,85%
1,60%
(Netbank AG)
Festgeld 12 Monate
(Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,38%
1,60%
(Mercedes-B. Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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