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Pharmako-logisch!

Doris Uhl

Beim Blick auf die Titelseite dieser DAZ werden sich sicher viele von Ihnen gefragt haben, was die Spinne im Netz mit der Volkskrankheit Diabetes und dem metabolischen Syndrom zu tun hat. Zugegeben, das erschließt sich nicht ohne weiteres.

Um dieses Bild zu verstehen, muss man sich darauf einlassen, diese bei vielen von uns noch unter dem Begriff Altersdiabetes abgespeicherte Stoffwechselerkrankung aus einer neuen, ungewohnten Perspektive zu betrachten. Störungen des Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsels, Hypertonie, Atherosklerose, Herzerkrankungen und Gerinnungsstörungen prägen das Spinnennetz "metabolisches Syndrom". In dessen Zentrum sitzt die durch Hyperinsulinämie und Insulin-Resistenz charakterisierte Spinne Typ-2-Diabetes.

Allein in Deutschland leiden sechs Millionen Menschen an den Folgen eines gestörten Insulin-Stoffwechsels, der im Lauf der Zeit Herz, Nieren, Augen, Nerven und Gefäßen schwere Schäden zufügt. Im Jahr 2010 sollen es schon zehn Millionen Menschen sein. Die Kosten für die Behandlung von Grunderkrankung und Folgeschäden werden für 2010 auf 40 Milliarden Euro geschätzt. Dieser Entwicklung kann nur durch massive Anstrengungen in Prävention und Therapie entgegengetreten werden.

Für die Therapie steht inzwischen ein ganzes Arsenal von Antidiabetika bereit, die allein oder in Kombination den erhöhten Blutzuckerspiegel senken können. Doch im Hinblick auf die gefürchteten Spätkomplikationen ist es ebenso wichtig, dass begleitende Erkrankungen wie ein erhöhter Blutdruck oder Fettstoffwechselstörungen bestmöglichst therapiert werden. Das stellt hohe Anforderungen an die Pharmakotherapie. Sie können nur erfüllt werden, wenn man das ganze Wechselspiel der Folgeerkrankungen, aber auch die besonderen Wirkprofile, Nebenwirkungen und Interaktionen der verschiedenen zum Einsatz kommenden Arzneistoffe kennt – angefangen bei den Antidiabetika, über Antihypertonika, Cholesterinsenker bis hin zu Schmerzmitteln.

Hier den Überblick zu behalten ist für jeden Arzt, der Diabetiker behandelt und für jeden Apotheker, der Diabetiker betreut, eine große Herausforderung. Sie lässt sich nur mit Hilfe von engagierten Experten meistern, die mit Leidenschaft nach neuen Wegen suchen, solche komplexen Zusammenhänge so aufzuarbeiten, dass sie schnell erfasst und verstanden werden. Einer von ihnen ist der Mediziner und Pharmakologe Professor Thomas Herdegen von der Universität Kiel. Seine Visionen, wie Pharmakologie vermittelt werden kann, haben uns so begeistert, dass wir mit ihm zusammen die neue DAZ-Pharmakologie-Fortbildungsserie "Pharmako-logisch!" konzipiert haben.

In diesem Heft finden Sie die erste Folge, in der der Typ-2-Diabetes von allen Seiten beleuchtet wird. Ein modulartiger Aufbau erlaubt es Ihnen, entweder den Artikel von vorne bis hinten durchzuarbeiten oder sich einfach das herauszugreifen, was Sie gerade am meisten interessiert. So zum Beispiel die Pathogenese oder die leitliniengerechte Therapie oder aber nur ganz zentrale Merksätze, die Sie unter "Pharmako-logisch! – Auf einen Blick" am Schluss des Beitrags finden.

Besonders nahelegen möchten wir Ihnen das pharmakologische Herzstück dieser Folge. Es ist eine Übersichtsdarstellung der antidiabetischen Wirkstoffklassen, ihrer therapeutischen Effekte, Nebenwirkungen und Interaktionen. Mit ihr können Sie sich schnell einen Überblick verschaffen und dann ganz gezielt in pharmakologische Tiefen vordringen. Zum guten Schluss werden Ihnen Glinide, Gliptine, Glitazone und Co. so vertraut sein wie die gute alte Acetylsalicylsäure. Denn im Grunde genommen ist alles ganz logisch – Pharmako-logisch eben!


Doris Uhl

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