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- DAZ 49/2009
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Aus Kammern und Verbänden
Gifte – historisch und aktuell
Dr. Erika Eikermann, Apothekerin und Pharmaziehistorikerin in Köln, berichtete über "Historische Antidote – Wundermittel und Panazeen gegen Gifte". Seit Menschengedenken galten einzelne Drogen aus dem Pflanzen-, Tier- und Mineralreich als Antidote, obwohl ihre Wirkungen aus heutiger Sicht großenteils fragwürdig waren. Giftwidrige Pflanzen der Antike waren z. B. Artemisia und Silphion, denen Apoll ihre göttliche Heilkraft gegeben haben soll. In der Renaissance, besonders am Hof der Medici in Florenz, schwor man auf "Machiavelli-Pillen", die u. a. den Echten Ziest (Betonica officinalis) als Antidot enthielten. Aus dem Mineralreich nutzte man Terra sigillata, die u. a. gegen Stiche und Bisse giftiger Tiere helfen sollte; am teuersten waren die Erden von den Inseln Lemnos und Malta. Beispiele für Antidote aus dem Tierreich sind das "Einhorn" und der Bezoarstein, ein Eingeweidestein von persischen Bergziegen. Eine seit der Antike bekannte, höchst begehrte Panazee (Universalheilmittel) war der Theriak, dessen Rezeptur sehr umfangreich war und im Laufe der Jahrhunderte vielfach variiert wurde.
Nicotin – ein oft verharmlostes Suchtgift
Dr. Ernst Pallenbach, Apotheker im Schwarzwald-Baar-Klinikum in Villingen-Schwenningen, referierte über Genuss- und Arzneimittel, deren missbräuchliche Anwendung zur Gewöhnung und damit zur physischen oder auch psychischen Abhängigkeit führt. An der Entstehung der Sucht, dem zwanghaften Verlangen nach dem Suchtmittel, sind drei Einflussfaktoren beteiligt (sog. Trias-Modell): die Persönlichkeit und die Umwelt des Betreffenden sowie das Suchtmittel selbst. Das Suchtpotenzial des Nicotins übertrifft dasjenige des Heroins oder Cocains; so sind auch Rückfälle nach einem Entzug häufiger, unter anderem wegen der unmittelbar einsetzenden Wirkung. Viele der mehr als 4000 Inhaltsstoffe im Tabakrauch sind gesundheitsschädlich, davon etwa 40 nachweislich krebserregend, sodass in Deutschland jährlich 110.000 bis 140.000 Personen daran sterben. Deshalb ist es wichtig, Prävention zu treiben und den Rauchern Hilfe anzubieten. Pallenbach betonte, dass dies auch eine Aufgabe der Apothekerinnen und Apotheker ist.
Medikamente und Alkohol
Prof. Dr. Herbert Käferstein, Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Köln, berichtete über "Medikamente und Alkohol: eine giftige Kombination". An einigen Fallbeispielen erläuterte er, dass Mischintoxikationen zum Tode führen können. So kann die gleichzeitige Einnahme von Disulfiram mit Alkohol zu einer Acetaldehydvergiftung führen, da das abbauende Enzym Acetaldehyddehydrogenase blockiert wird. Paradoxerweise verwendet man Ethanol allerdings auch als Gegengift bei Methanol- oder Ethylenglykolvergiftungen, da die Oxidation des Ethanols im Phase-I-Metabolismus bevorzugt stattfindet. Auch 1,4-Butandiol ist bei gleichzeitigem Alkoholkonsum toxisch; da es ein Prodrug des Betäubungsmittels γ-Hydroxybuttersäure ist, aber nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt, ist der Missbrauch häufig. Auch im Phase-II-Metabolismus des Alkohols kann es zu Interaktionen kommen, nämlich mit Stoffen, die Substrate derselben Uridindiphospho-Glucosyltransferase darstellen.
Aufgrund der additiven oder sogar überadditiven Wirkung von Alkohol mit Arzneimitteln oder Drogen ist es möglich, dass die Intoxikation protrahiert verläuft und der Tod bei an sich irrelevanten Alkoholkonzentrationen eintritt. Obwohl Alkohol ein Suchtmittel ist, wird er beim therapeutischen Entzug anderer Suchtmittel zur Linderung der Entzugssymptomatik genutzt.
Abschließend wies Käferstein darauf hin, dass Paracelsus‘ Aussage "Dosis sola facit venenum" nur eingeschränkt gilt, da auch niedrige Dosen in Kombinationen eine große Wirkung haben können.
Ein Besuch des Apothekenmuseums im Schloss Burg rundete das Symposium ab. Apotheker Dieter Fuxius, Köln, erläuterte die drei ausgestellten Offizinen: eine Einrichtung im Empirestil, eine aus dem Jahre 1830 und eine aus den 50er Jahren.
Insgesamt war es eine außerordentlich gelungene Veranstaltung. Der Vorsitzende der Regionalgruppe Rheinland der DPhG, Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Universität Bonn, dankte den Referenten und den Organisatoren Dr. Annette Koggel, Koblenz, und Dr. Jürgen Sievers, Wuppertal.
Katharina Arenz, Bonn
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