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Eine Frage der Bewertung

DÜSSELDORF (tmb). Die Finanzkrise wirkt sich auch auf die Deutsche Apotheker- und Ärztebank aus. In der vorigen Woche berichteten die Wirtschaftszeitungen über eine Senkung des Finanzkraft-Ratings durch die Agentur Moody‘s. Dagegen bleibt das langfristige Emittenten-Rating unverändert auf einem soliden Wert. Diese beiden Bewertungen beruhen auf unterschiedlichen Perspektiven.

Am 27. Oktober hatte das "Handelsblatt" über das veränderte Rating von Moody‘s für die Apo-Bank berichtet. Das Finanzkraft-Rating wurde von "C" auf "D" gesenkt. Die Skala reicht von "A" bis "E", dabei gilt "D" als eine sehr schlechte Bewertung. Außerdem wurde der Ausblick als negativ eingestuft. Als Hintergrund verwies die Agentur auf ein Portfolio strukturierter Wertpapiere mit einem Volumen von etwa 4,5 Milliarden Euro. "Die pure Größe und Komplexität dieses Portfolios stellt eine große Herausforderung für die Bank dar", heißt es in einer Studie der Ratingagentur. Zugleich berichtete die "FAZ", die Anleger würden die Herabstufung gelassen nehmen. Die "FAZ" verwies darauf, dass die Apo-Bank-Anleihen entsprechend ihren relativ guten Bewertungen mit "A2" oder "A3" ohne weitere Risikoabschläge gehandelt werden. Moody‘s belässt auch nach der jüngsten Bewertung das langfristige Emittenten-Rating für die Apo-Bank auf "A2", also auf einem respektablen Wert.

Emittenten-Rating

Diese verschiedenen Bewertungen sind durch unterschiedliche Perspektiven zu erklären. Das nun auf "D" gesenkte Finanzkraft-Rating bezieht sich auf die Anlagen und das Eigenkapital der Apo-Bank allein. Das langfristige Emittenten-Rating berücksichtigt dagegen auch die Ertragskraft der Bank und ihre Einbindung in den Verbund der genossenschaftlichen Kreditinstitute. Deren gemeinsames Sicherungssytem schützt sowohl die Kundeneinlagen als auch das Institut insgesamt. Zudem gilt das Kerngeschäft der Bank als völlig intakt. Für die Einschätzung durch den Kapitalmarkt sind alle diese Faktoren relevant und dementsprechend gehen sie in das langfristige Emittenten-Rating ein. Dies ist auch für die Refinanzierung der Bank am Kapitalmarkt entscheidend.

Finanzkraft-Rating

Hinsichtlich des gesenkten Finanzkraft-Ratings zeigten sich Sprecher der Apo-Bank dagegen nicht überrascht. Die Ratingagentur hatte eine neue Bewertung bereits im Sommer angekündigt. Nach Informationen aus Kreisen der Bank liegt das bekannte Problem in der veränderten Bewertungsmethode der Ratingagenturen und in der Relation zwischen dem Finanzinstrumente-Portfolio der Bank und ihrem Eigenkapital. Das absolute Eigenkapital der Apo-Bank ist seit Beginn der Finanzkrise nicht gesunken. Doch schätzen die Agenturen die Risiken der Anlagen jetzt anders ein und fordern für bestimmte risikobehaftete Papiere mehr Eigenkapital als für andere Anlagen. Gemessen am Eigenkapital der Apo-Bank erscheint das Volumen dieser Papiere nun problematisch, gemessen an der Finanzkraft des genossenschaftlichen Finanzverbundes bleibt das Risiko dagegen eher überschaubar. Als wichtiges Maß für das Risiko dient dabei die Einschätzung der Anlagen durch den Kapitalmarkt – und dort liegt ein weiteres Problem. Denn für viele strukturierte Papiere ist der Markt zusammengebrochen. Sie sind praktisch nicht mehr verkäuflich und müssen dementsprechend niedrig bewertet werden, auch wenn Zins und Tilgung regelmäßig eingehen. Für die noch von der Bank bilanzierten, also nicht im Verlauf der Krise bereits abgeschriebenen Papiere sind aber zumindest bis zum vorigen Stichtag am 30. Juni alle Zins- und Tilgungszahlungen eingegangen, heißt es aus der Apo-Bank. So erscheint die schlechte Bewertung, die sich stark auf die Handelbarkeit der Papiere stützt, nun möglicherweise ebenso überzogen wie einst das blinde Vertrauen in schwer durchschaubare Finanzderivate.

Dabei spielt es für die Banken eine große Rolle, wo die als problematisch eingestuften Papiere verbucht werden. Nach Informationen aus Kreisen der Apo-Bank soll dies auch der Hintergrund für die Ausgliederung von Wertpapieren im Nennwert von 150 Millionen Euro nach dem 30. Juni gewesen sein (siehe AZ 36). Die Papiere wurden an den Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) übergeben, wobei die Apo-Bank eine Selbstbeteiligung von 30 Millionen Euro für das Ausfallrisiko übernahm. Aus Kreisen der Apo-Bank ist nun zu hören, dass dies nur dazu dienen sollte, die Bilanz der Apo-Bank zu entlasten und so eine bessere Relation zwischen den nicht mehr handelbaren Papieren und dem Eigenkapital herzustellen. Doch rechne die Bank weiterhin mit der Rückzahlung der betreffenden Papiere zur Fälligkeit Ende 2009.

Langfristige Belastung

In den jüngsten Presseberichten über die Apo-Bank wurde spekuliert, die Bank werde künftig möglicherweise noch öfter eine solche Lösung mit dem BVR nutzen. Denn der neue Vorstandschef Herbert Pfennig wolle das strukturierte Portfolio nur langsam abbauen. In der "Financial Times Deutschland" (Ausgabe vom 27. Oktober) hieß es, Pfennig wolle diese Positionen nicht radikal bereinigen, sondern die Fälligkeiten abwarten. Dabei hoffe er, dass es nicht zu Zahlungsausfällen komme.

Diese Vorgänge könnten die Bank und ihre Handlungsoptionen über Jahre belasten. In der "Financial Times Deutschland" wurde Pfennig mit der Aussage zitiert, es habe Möglichkeiten für Zukäufe gegeben. Die Bank habe sie aber nicht nutzen können, weil die Überschüsse zum Abbau der Altlasten benötigt würden. Zudem heißt es dort, das Finanzinstrumente-Portfolio solle erneut durch externe Experten bewertet werden. Nach Angaben aus Kreisen der Bank sollen die strukturierten Papiere Laufzeiten von bis zu acht Jahren haben, das gesamte Portfolio allerdings nur eine gewichtete Durchschnittslaufzeit von etwa vier Jahren.

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