Selbstmedikation

Terbinafinlösung kann Fußpilztherapie verkürzen

Eine einmalige Fußpilzbehandlung mit einer filmbildenden Terbinafinlösung (Lamisil once®) ist mindestens so effektiv wie die Behandlung über einen längeren Zeitraum mit anderen topischen Antimykotika, so das Ergebnis einer Metaanalyse. Die Auswertung von 32 Studien zeigte, dass Terbinafin in einer filmbildenden Lösung anderen Terbinafin-Darreichungsformen, anderen Antimykotika oder Placebo nicht unterlegen war.
Fußpilz kann mit der Einmalanwendung einer 1%igen filmbildenden Terbinafinlösung ebenso wirksam bekämpft werden, wie mit der Anwendung anderer Antimykotika über mehrere Tage. Die höhere Compliance bei der Einmalanwendung soll dabei besonders von Vorteil sein.
Foto: Novartis Consumer Health GmbH

Terbinafin gehört zur Wirkstoffklasse der Allylamine. Diese greifen in die Ergosterolbiosynthese der Pilzzellen ein, hemmen die Squalenepoxidase und wirken schon in geringen Konzentrationen fungizid. Andere Antimykotika wie die Azole greifen ebenfalls in die Ergosterolbiosynthese ein, jedoch auf einer anderen Ebene, sie wirken fungistatisch. Die Vermehrungsfähigkeit der Pilzerreger wird so zwar verhindert, da die Erreger aber nur durch eine Hauterneuerung über einen größeren Zeitraum vollständig beseitigt werden, ist eine längere Behandlungszeit nötig. Bei lokalen Applikationsformen wie Salben, Cremes, Lösungen oder Gele beträgt sie in der Regel drei bis vier Wochen. Da bei vielen Präparaten schon schnell eine Linderung der Beschwerden eintritt, wird die Therapie oft vorzeitig vonseiten der Patienten beendet. Ruhende Pilzsporen in den obersten Hautschichten sorgen dann nach kurzer Zeit für ein erneutes Aufflackern der Pilzinfektion. Eine spezielle Zubereitung mit Terbinafin (Lamisil once®) soll diese mangelnde Compliance verbessern. Durch seine lipophile Molekülstruktur lagert sich Terbinafin an das Hornschichteiweiß Keratin und reichert sich so im Stratum corneum an. Die filmbildende Galenik verstärkt den Depoteffekt: so soll Terbinafin noch bis zu 13 Tage nach Einmalanwendung in der Hornschicht nachweisbar sein.

Für die aktuelle Metaanalyse sichteten die Wissenschaftler 78 Studienergebnisse. Mit einbezogen wurden auch unveröffentlichte, durch die Firma Novartis unterstützte Studien. Letztendlich wurden jedoch nur 32 der Studien in die Metaanalyse aufgenommen, da einige Studien die Auswahlkriterien nicht erfüllten: Die randomisierten, doppelblinden Studien sollten mindestens 30 Patienten einschließen. Der primäre Endpunkt der Studie musste erreicht sein: sechs Wochen nach Behandlungsbeginn musste der Nachweis einer Heilung nach mikroskopischer und mikrobiologischer Begutachtung erbracht werden. Alle Patienten mit Fußpilz wurden entweder mit Terbinafin (1%ige filmbildenden Terbinafinlösung oder andere 1%ige Terbinafin-Darreichungsform) vs. Placebo oder mit einem anderen topischen Antimykotikum vs. Placebo behandelt.

Zum einen erfasste die Metaanalyse die Wirksamkeit und Sicherheit verschiedener topischer 1%-iger Terbinafin-Formulierungen im Vergleich zu Placebo. Filmbildende Lösung, Creme, Gel oder Lösung zeigten hierbei ähnliche Heilungsraten, die alle zwischen 54 und 58% lagen. Zum Vergleich: topische Anwendungen mit aktiven Allylaminen (Butenafine, Naftifine) hatten eine 44%ige Heilungsrate. Um den Therapieerfolg der Einmalbehandlung gegenüber anderen lokalen Antimykotika abschätzen zu können, wurde außerdem ein indirekter, rein rechnerischer Vergleich gezogen. Studienergebnisse zur Wirksamkeit der verschiedenen Azole fielen sehr heterogen aus. So belegte eine Studie zu Bifonazol-haltigen Präparaten eine Wirksamkeit von 68%, während die durchschnittliche Heilungsrate dieser Wirkstoffklasse nur bei 44% lag. Die mittlere Heilungsrate der drei berücksichtigten Clotrimazol-Studien betrug nur 29% im Vergleich zum Scheinpräparat.

Terbinafin im Vergleich mit anderen Antimykotika

 

Zum anderen sollte in der Metaanalyse durch indirekten Vergleich gezeigt werden, dass die Einmalanwendung von Terbinafin keinem anderen Antimykotikum unterlegen ist. Wieder wurde zunächst die einmal anzuwendende Terbinafin-Zubereitung den anderen Applikationsformen der gleichen Wirkstoffgruppe gegenübergestellt. Der Therapieeffekt der Einmalanwendung war um 0,8% geringer als bei der Anwendung der 1%igen Creme bzw. um 4,4% geringer als bei der Applikationsform Creme, Gel und Lösung. Aufgrund der geringen Studienanzahl und der Heterogenität der Studienergebnisse ist dieser Unterschied jedoch nicht statistisch signifikant. Den aktiven Allylaminen ist die Terbinafin-Einmalanwendung mit 2% überlegen. Da die Studienergebnisse dieser Gruppe ebenfalls heterogen ausfielen, ist das Ergebnis statistisch nicht signifikant. Eine eindeutige Überlegenheit der filmbildenden Terbinafinlösung konnte jedoch bei der Wirkstoffklasse der Azole beobachtet werden. Die Einmalanwendung besitzt einen um 24% höheren Wirkeffekt als die Clotrimazol-Zubereitung und einen um 16% höheren Effekt als das Oxiconazol-Präparat. Insgesamt ergaben die Berechnungen um Studienleiter Dr. Jean-Paul Ortonne vom Universitätskrankenhaus Nizza, dass die Einmalanwendung von 1%igem Terbinafin keinem anderen Antimykotikum statistisch signifikant unterlegen war, auch wenn das Präparat über sechs Wochen und mehrmals täglich appliziert wurde. Allerdings sollte beachtet werden, dass bis dato noch keine klinischen Studien vorliegen, die direkte Vergleiche zwischen der Einmalapplikation von Terbinafin und anderen Antimykotika ziehen. In einem Fazit betonen die Studienautoren, dass die Einmalanwendung mit Terbinafin gegenüber länger anzuwendenden topischen Formen einen absoluten Vorteil besitzt: die Compliance ist für die einmal anzuwendende filmbildende Terbinafinlösung höher.

 

 

Quelle

Ortonne, J.-P.; et al.: Meta-analyses comparing a single application of terbinafine 1% film-forming solution with other topical treatments for tinea pedis. European Dermatology, 2009; 4:19 – 28.

 

acs

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