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Arzneimittel und Therapie
Dauertherapie bremst den Verlust an Lungenfunktion
Wie alt sind Sie? Sind oder waren Sie Raucher? Husten Sie? Haben Sie Auswurf? Sind Sie oft kurzatmig? Mit diesen fünf einfachen Fragen lässt sich rasch abklären, ob bei einem Patienten eine chronisch obstruktive Atemwegserkrankung (COPD) wahrscheinlich ist oder nicht. Ergeben sich Verdachtshinweise, so ist es auch bei jüngeren Menschen ratsam, die Diagnose abklären zu lassen. Denn jüngere Patienten profitieren offensichtlich von einer Behandlung mit dem Anticholinergikum Tiotropium (Spiriva®) in besonderem Maße, wie eine Subgruppenanalyse der Uplift-(Understanding Potential Long-term Impacts on Function with Tiotropium)-Studie dokumentiert.
In die Analyse wurden 356 Patienten bis zum 50. Lebensjahr des ursprünglichen Kollektivs einbezogen und zusätzlich zu der üblichen Standardtherapie mit Tiotropium oder Placebo behandelt. Dies führte in der Verumgruppe zu einem Abfall der Lungenfunktion, gemessen am forcierten exspiratorischen Volumen (FEV1), um 38 ml pro Jahr (primärer Endpunkt). In der Kontrollgruppe aber resultierte ein FEV1 -Rückgang um 58 ml/Jahr, was einem signifikanten Unterschied von 34% gleichkommt. Die Post-hoc-Analyse der Uplift-Studie demonstriert damit, dass sich die jährliche Verlustrate der Lungenfunktion bei jüngeren Patienten, anders als beim Gesamtkollektiv, durch den langwirksamen Bronchodilatator signifikant senken lässt.
Zur UPLIFT-StudieIn der UPLIFT-Studie waren 5993 COPD-Patienten aus 37 Ländern (470 Prüfzentren) zusätzlich zu einer Standardtherapie vier Jahre lang randomisiert doppelblind mit täglich 18 Mikrogramm Tiotropium oder Placebo behandelt worden. Die Studie hatte für das Gesamtkollektiv eine anhaltende Verbesserung der Lungenfunktion über vier Jahre unter Tiotropium ergeben, ohne dass jedoch die jährliche Verlustrate verringert werden konnte. Registriert worden war jedoch eine anhaltende Verbesserung der Lebensqualität der Patienten sowie eine Reduktion des Risikos für Exazerbationen und auch für Klinikeinweisungen während des Studienzeitraums. |
Weniger Exazerbationen, verbesserte Lebensqualität
Parallel dazu wurde auch in der Gruppe der unter 50-Jährigen eine Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, die anhand des St. George’s Respiratory Questionnaire (SGRQ) erfasst wurde, registriert. Die Daten belegen ferner ein um 27% verringertes Risiko für akute Exazerbationen bei den mit Tiotropium behandelten Patienten und auch ein um 16% vermindertes Mortalitätsrisiko. Es ist damit davon auszugehen, dass bei jüngeren Menschen durch das Anticholinergikum positiv Einfluss auf den allgemeinen Krankheitsverlauf genommen wird, so die Bewertung der Daten durch die Experten. Eine weitere Subgruppenanalyse hat darüber hinaus gezeigt, dass auch Patienten ohne vorherige Dauertherapie der COPD in besonderem Maße profitieren, wenn sie Tiotropium erhalten. Die Auswertung betraf 810 Patienten, die vor Studienbeginn weder ein Betamimetikum noch ein inhalatives Steroid, Theophyllin oder ein Anticholinergikum aufgrund der COPD erhalten hatten. In dieser Patientengruppe zeigte sich unter Tiotropium ebenfalls eine signifikante Reduktion der jährlichen Rate des Lungenfunktionsabfalls. Auch in diesem Kollektiv wurde eine signifikante Besserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität gegenüber Placebo beobachtet und die Hospitalisationsrate war um 23% und damit ebenfalls statistisch eindeutig niedriger als in der Kontrollgruppe. Es wurden beim europäischen Pneumologenkongress ferner die Ergebnisse einer dritten Patientengruppe vorgestellt, bei der die frühe Gabe des Anticholinergikums offenbar besonders lohnend ist. Es handelt sich hierbei um Patienten mit frühem Krankheitsstadium (GOLD II), bei denen die Tiotropium-Gabe ebenfalls den Rückgang der Lungenfunktion verlangsamte. Die vordefinierte Subgruppenanalyse umfasst 2739 Patienten, wobei die Verlustrate beim FEV1 unter Tiotropium bei 43 ml jährlich lag, unter Placebo jedoch bei 49 ml. Die mit dem Anticholinergikum behandelten Patienten wiesen auch in dieser Gruppe ein etwas geringeres Exazerbationsrisiko auf, was die Bedeutung einer frühzeitigen Dauertherapie der COPD unterstreicht.
Quelle
Prof. Dr. Roland Buhl; Prof. Dr. Otto Burghuber, Wien: "COPD: Improving Patient Outcomes in Primary Care" und "Meet the Expert", Jahreskongress der European Respiratory Society, Wien, 15. September 2009, veranstaltet von der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Ingelheim, und der Pfizer GmbH, Karlsruhe.
Christine Vetter, freie Medizinjournalistin
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