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- DAZ 32/2009
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Ernährung aktuell
Bei Allergien an ein Vogelfeder-Ei-Syndrom denken
Die Ursache von Allergien aufzudecken, ähnelt meist einem Puzzlespiel. Vor allem, wenn allergische Reaktionen nach dem Genuss bestimmter Nahrungsmittel auftreten, ist immer auch an Aeroallergene zu denken. Gut bekannt sind z. B. Pollen-assoziierte Nahrungsmittelallergien wie eine Birkenpollen-Nuss-Steinobst-Allergie oder die Beifusspollen-Sellerie-Gewürz-Allergie. Doch gibt es auch eher exotische Kreuzreaktionen: So kann eine Sensibilisierung gegenüber Vogelfedern der Grund sein, wenn jemand rohe Eier nicht verträgt. Eine solche Reaktion wird im internationalen Sprachgebrauch als Bird-Egg-Syndrom bezeichnet und neuerdings in Deutsch als Vogelfeder-Ei-Syndrom. Die Kreuzreaktion ist auch umgekehrt möglich: Bestand primär eine Sensibilisierung auf Hühnereier und erst danach eine Allergie gegen Federn, wird von einem Ei-Vogelfeder-Syndrom gesprochen.
Kreuzreaktion auf Schweinefleisch und Katzenhaare
Relativ selten sind allergische Reaktionen auf Fleisch, speziell auf Schweinefleisch. Solche Phänomene werden meist ebenfalls durch ein Aeroallergen und zwar durch Katzenhaare getriggert, weshalb das Syndrom als Katzen-Fleisch-Allergie (Cat-Pork-Syndrom) klassifiziert wird. Es kann auch bei anderen Fleischarten auftreten – außer bei Geflügelfleisch. Die verantwortlichen Allergene wurden bislang nur unzureichend identifiziert.
Allergien bei VogelhalternKlagen Patienten über Allergien auf Sonnenblumenkerne oder auf Hirse, handelt es sich zumeist um Vogelhalter. Die Sensibilisierung erfolgt durch Aeroallergene in der Atemluft, wenn die Sonnenblumenkerne oder die Hirse an die Vögel verfüttert werden. Beim Verzehr von Sonnenblumenkernen oder Hirse können bei den Betroffenen zum Teil schwere allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock auftreten. |
Ambrosia – ein "Exot" wird in Europa heimisch
Als Aeroallergen gerät in jüngster Zeit ein anderer "Exot" zunehmend in die Schlagzeilen: Ambrosia artemesiifolia L., das aufrechte Traubenkraut. Der Blütenstaub dieses aus Nordamerika eingeschleppten, leicht verwilderten Krauts wirkt als starkes Allergen. Kommt es zur Sensibilisierung mit den Pollen, bildet sich in aller Regel eine allergische Rhinokonjunktivitis aus, wobei etwa ein Drittel der Heuschnupfen-Patienten im Hauttest positiv auf Ambrosia reagieren. Vorsichtige Schätzungen auf Basis populationsbasierter Erhebungen gehen davon aus, dass derzeit rund 15 Prozent der Bevölkerung gegen den "Exoten" sensibilisiert sind und davon 25 bis 30 Prozent klinisch relevant. Auch Ambrosia weist eine Kreuzreaktivität auf und zwar vor allem mit Beifuss. Das Kraut kann aber auch eine pollenassoziierte Lebensmittelallergie induzieren. Daran zu denken ist bei allergischen Reaktionen nach dem Genuss von Melonen, Bananen und/oder Gurken.
Quelle
Prof. Dr. Thilo Jakob, Freiburg; Prof. Dr. Bettina Wedi, Hannover; Prof. Dr. Werner Aberer, Graz; Prof. Dr. Thomas Fuchs, Göttingen; Prof. Dr. Heidrun Behrendt, München: Symposium "Krank durch Aeroallergene", 45. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 1. Mai 2009 Dresden.
Christine Vetter,
freie Medizinjournalistin
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