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Arzneimittel und Therapie
HPV-Impfung reduziert Krebsvorstufen
Im Dezember letzten Jahres hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Ständige Impfkommission (Stiko) aufgefordert, ihr Votum für eine Impfung gegen Papillomaviren (HPV) noch einmal zu überdenken: die schnelle Entscheidung der Stiko aus dem März 2007 wurde kritisiert, allen Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren die Impfung zu empfehlen, die gegen bestimmte HPV-Typen schützt. Das Ziel sollte eine Senkung der Zahl von Zervixkarzinom-Fällen sein, denn auch nach der Einführung von frühzeitigen Nachweisverfahren (Pap-Screening) in den 50er Jahren ist Gebärmutterhalskrebs immer noch die zweithäufigste tödliche Krebserkrankung für Frauen weltweit.
Seit mehreren Jahren läuft eine Phase-III-Studie zur Wirksamkeit des Impfstoffs Cervarix® • Die abschließende Analyse dieser Studie des Herstellers GlaxoSmithKline unter dem Namen Patricia (PApilloma TRial against Cancer In young Adults) mit der Zusammenfassung der Daten aus den letzten drei Jahren wurde jetzt vorgelegt. An der Studie nahmen mehr als 18.600 junge Frauen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren teil, 17.100 von ihnen bekamen die notwendige Dreifachimpfung mit dem Impfstoff bzw. einem Placebo. Verglichen wurde die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen höhergradige Krebsvorstufen CIN2+ ("cervical intraepithelial neoplasia 2+"), die auch mit den beiden häufigsten onkogenen HPV-Typen 16 und 18 assoziiert sind. Die Effektivität wird mit über 90% angegeben. Der Impfstoff schützt aber offensichtlich nicht nur vor Infektionen mit den HPV-Typen 16 und 18: Es scheint auch eine Kreuzprotektion zu drei weiteren bedeutenden HPV-Typen (31, 33 und 45) zu bestehen.
Insgesamt sind jedoch mindestens 15 onkogene HPV-Typen bekannt, und nur etwa 70% der CIN2+-Läsionen lassen sich auf die Typen 16 und 18 zurückführen. Allerdings sollen es über 90% sein, wenn der HPV-Typ 45 hinzugerechnet wird. Insgesamt wurde durch Hochrechnung ein Schutz von etwa 70% bestimmt, wenn die Wissenschaftler nur jene Frauen in die Auswertung einbezogen, die vor der Impfung mit keinem onkogenen HPV-Typen infiziert waren. Die wahre Zahl von CIN2+-Läsionen könnte allerdings unterschätzt werden, da sich durch andere HPV-Typen induzierte Läsionen langsamer entwickeln als die von den HPV-Typen 16 und 18 verursachten.
Karin B. Michels von der Harvard University und Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum weisen in einem Kommentar in "The Lancet" darauf hin, dass die Impfung nach Jahren vermutlich wieder aufgefrischt werden muss [2]. Da die Infektion durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr erfolgt, sei "der einzige effiziente Weg, die Viren zu stoppen, auch die andere Hälfte der sexuell aktiven Bevölkerung zu impfen: Jungen und Männer." Studien hätten bereits ergeben, dass Jungen zwischen 10 und 15 Jahren gut auf die Impfung ansprechen. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass das Pap-Screening langfristig weiterhin erforderlich bleibt.
Quelle
[1] Paavonen, J.; et al.: Efficiacy of human papillomavirus (HPV)-16/18 AS04-adjuvanted vaccine against cervical infection and precancer caused by oncogenic HPV types (PATRICIA): final analysis of a double-blind, randomised study in young women. The Lancet 2009, doi:10.1016/S0140-6736(09) 61248-4 vom 07.07.2009.
[2] Michels, K.B, zur Hausen, H.: MIHPV vaccine for all. The Lancet 2009, doi:10.1016/S0140-6736(09) 61247-2 vom 07.07.2009.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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