Feuilleton

Auf nach Amerika!

Vor 300 Jahren wanderten erstmals mehrere Tausend Deutsche nach Nordamerika aus. Etwa 150 Jahre später erreichte die Auswanderung ihren Höhepunkt. Das Theodor-Zink-Museum in Kaiserslautern widmet dem Thema "Aufbruch nach Amerika" eine Sonderausstellung, die bis zum 2. August zu besichtigen ist.
Um 1900 war Bremen (im Bild: Dom, Rathaus und Roland) der wichtigste Auswandererhafen; damals fuhren auch schon Dampfschiffe.

Die Pfalz hat mehr als andere Regionen Deutschlands unter den Kriegen Ludwigs XIV. gelitten. Als mitten im Spanischen Erbfolgekrieg, Anfang 1709, ein fürchterlich kalter "Hungerwinter" das Elend der Bevölkerung verschärfte, begann ein Exodus, wie er in Deutschland seit den Wirren der Religionskriege nicht vorgekommen war. 13.000 Pfälzer sahen ihre einzige Rettung darin, in die britischen Kolonien in Nordamerika auszuwandern. Obwohl nur etwa 3000 Personen ihr Ziel erreichten – nicht wenige wurden z. B. von der britischen Regierung in Irland angesiedelt, andere wurden in ihre Heimat zurückgeschickt, und selbstverständlich starben viele auf der Überfahrt –, beginnt mit diesen sprichwörtlich "armen Pfälzern" (engl. "poor Palatines") die Auswanderung größerer deutscher Bevölkerungsgruppen in die heutigen USA.

Eine zweite Auswanderungswelle folgte 1816/17 infolge einer Missernte und Teuerung der Lebensmittel. Diesmal waren die USA bereits unabhängig, und die Auswanderer konnten von den niederländischen oder französischen Häfen direkt über den Atlantik nach Philadelphia, New York oder Baltimore gelangen.

Auch die dritte Auswanderungswelle ab 1846/47 begann mit einer Hungersnot, sie nahm aber erst wegen der damit in Zusammenhang stehenden Revolution von 1848/49 ein dramatisches Ausmaß an. Als die Revolution gescheitert war, flohen sehr viele politisch aktive Bürger vor der Restauration und den ihnen drohenden Zuchthausstrafen ins Land der Freiheit jenseits des Atlantiks. Zu den Wirtschaftsflüchtlingen, wie man heute sagen würde, gesellten sich also noch die politischen Flüchtlinge, darunter viele Akademiker wie Juristen, Ärzte und auch einige Apotheker – nicht zu vergessen die demokratisch gesonnenen Offiziere und Aufständischen wie Carl Schurz.

Die Exponate dokumentieren nicht nur das Phänomen "Auswanderung" in seinen Grundzügen, sondern rekonstruieren anhand von Bildern, persönlichen Briefen und amtlichen Dokumenten auch manches Auswandererschicksal. Die bedrängte Lage auf den Schiffen wird dabei ebenso nachvollziehbar wie das immer wiederkehrende Problem, sich in der Neuen Welt zu behaupten und eine neue Existenz aufzubauen.

Die Ausstellung wird vom 24. August bis 11. Oktober in Alzey gezeigt.

cae

Theodor-Zink-Museum
Steinstraße 48/55, 67657 Kaiserslautern Tel. (06 31) 3 65 23 27
Geöffnet: Dienstag bis Freitag 9 bis 17 h, Samstag, Sonntag 10 bis 18 h
Katalog: 12,– Euro, ISBN 978-3-936036-25-1

Internet: www2.atlantische-akademie.de

Ein Amerikaner (mit schwarzem Sklaven, rechts) begrüßt die Neuankömmlinge – so herzlich ist der Empfang selten oder nie gewesen.
Anfangs führte der Weg nach Nordamerika über Großbritannien.

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