Arzneimittel und Therapie

Screening nach kindlicher Krebserkrankung

Junge Frauen, deren Brustbereich im Kindesalter radiotherapeutisch bestrahlt wurde, haben ein erhöhtes Brustkrebsrisiko und sollten daher ab 25 Jahren jährlich eine Mammographie durchführen lassen. Allerdings vernachlässigen viele Betroffene diese Untersuchung, wie eine amerikanische Studie feststellte.
Erfolgreiche Therapie Die moderne Medizin mit ihren viele neuen Möglichkeiten sorgt mit dafür, dass immer mehr Kinder den Krebs besiegen. Über die Spätfolgen einer Chemo- und Strahlentherapie ist noch wenig bekannt. Das Risiko als Erwachsene an einem Zweitmalignom zu erkranken, ist erhöht.
Foto: Merck KGaA

Erwachsene, die im Kindesalter aufgrund einer Tumorerkrankung chemo- und strahlentherapeutisch behandelt wurden, haben ein erhöhtes Risiko für Zweitmalignome. Dies betrifft unter anderem auch junge Frauen, deren Brustbereich bestrahlt wurde. Das erhöhte Brustkrebsrisiko tritt frühestens acht Jahre nach der Strahlentherapie auf und liegt bei den 45-Jährigen bei etwa 12 bis 20%. Das höchste Risiko weisen Frauen auf, die aufgrund eines Hodgkin Lymphoms mit einer hohen Strahlendosis behandelt wurden. Da die Chancen, den Brustkrebs der betroffenen jungen Frauen zu heilen, umso höher sind, je früher die Diagnose gestellt und eine Therapie eingeleitet wird, sollte ein engmaschiges Screening erfolgen. Wie dies in der Praxis umgesetzt wird, ermittelte eine amerikanische Studie.

Geringe Beteiligung

Dazu wurden 551 Frauen im Alter von 25 bis 50 Jahren befragt, deren Brustbereich im Kindesalter einer mittleren bis hohen Strahlenbelastung ausgesetzt war. Von den 25- bis 39-jährigen Frauen hatten lediglich 36%, in der Altersgruppe der 40- bis 50-jährigen 76% in den vergangenen zwei Jahren eine Mammographie durchführen lassen. 47% der unter 40-Jährigen hatte noch nie eine Mammographie erhalten und lediglich 53% der Frauen im Alter von 40 bis 50 Jahren nahm regelmäßig an den empfohlenen Untersuchungen teil. Faktoren, die die Teilnahme an dem Screening beeinflussen, sind Alter, ethnische Zugehörigkeit, das persönliche Krankheitsverständnis und die ärztliche Empfehlung. So steigt die Rate der durchgeführten Mammographien an, wenn der Arzt zu dieser Untersuchung rät (76% vs. 18% in der Gruppe der 25- bis 39-Jährigen und 87% vs. 58% in der Gruppe der 40- bis 50-Jährigen).

In Deutschland leben heute über 25.000 Jugendliche oder Erwachsene, die im Kindesalter von einer Krebserkrankung geheilt wurden. Diese Zahl nimmt aufgrund der gestiegenen Heilungschancen weiter zu. Die Spätfolgen der intensiven Therapien sind noch nicht vollständig bekannt und werden erst sukzessive erfasst. Dies geschieht in Deutschland im Rahmen des Late Effects Surveillance Systems (LESS) in Erlangen zur Erfassung chemotherapiebedingter Spätfolgen und im Register RISK in Münster zur Erfassung strahlentherapiebedingter Spätfolgen. Vor allem nach Strahlen- und Stammzelltherapien besteht das Risiko einer Sekundärneoplasie, das bei 5 bis 10% liegt. Weitere mögliche Spätfolgen sind Wachstumsstörungen, Infertilität, hormonelle Störungen, Leistungsschwäche sowie die Beeinträchtigung der physischen und psychischen Entwicklung. Organische Spätfolgen sind je nach Tumorentität und Behandlungsart Herzmuskelerkrankungen (nach hohen Anthrazyklindosen), Hörverlust (nach Platin), Nierenschäden (nach hohen Dosen von Ifosfamid), oder Schilddrüsenunterfunktionen. Ferner weisen Überlebende von Krebs im Kindesalter später eine hohe Erkrankungsrate aufgrund chronischer Krankheiten auf.

Aktuelle Empfehlungen

Aktuelle amerikanische Richtlinien (Guidelines der current childhood oncology group) empfehlen nach einer Tumorerkrankung im Kindesalter für die Zeit von Pubertätsbeginn an bis zum Alter von 25 Jahren eine jährliche Examination der Brust. Wurde der Brustbereich mit einer Dosis von mehr als 20 Gy bestrahlt, sollte diese Untersuchung ab dem 25. Lebensjahr halbjährlich erfolgen. Zusätzlich wird eine jährliche Mammographie empfohlen (Beginn ab dem 25. Lebensjahr oder acht Jahre nach der Strahlentherapie). Da bei jungen Frauen die Mammographie häufig aufgrund des dichten Brustdrüsengewebes nur eine bedingte Aussagekraft aufweist, gewinnt die Magnetresonanztomographie an Bedeutung.

Quelle

Oeffinger, K., et al.: Breast cancer surveillance practices among women previously treated with chest radiation for a childhood cancer. JAMA 301, 404 –414 (2009).

Tayler, A., et al.: Surveillance for breast cancer after childhood cancer. J Am. Med Assocc 301, 435 – 436 (2009).

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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