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Häufigster Grund sind familiäre Verpflichtungen

"Frauendomäne Teilzeitarbeit – Wunsch oder Notlösung?" lautet der Titel eines Beitrags im STATmagazin des Statistischen Bundesamtes vom 28. April. Von den 4,9 Millionen Menschen, die im letzten Jahr 20 oder weniger Stunden pro Woche beschäftigt waren, haben mehr als die Hälfte ihre Arbeitszeit wegen der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Personen oder wegen anderer familiärer und persönlicher Verpflichtungen reduziert.

Laut Mikrozensus – das ist die auf Umfragen beruhende amtliche Repräsentativstatistik – hatten 16 Prozent aller abhängig Beschäftigten im vergangenen Jahr eine Teilzeitbeschäftigung mit Arbeitszeiten bis 20 Stunden. Seit 1998 hat sich die Zahl von damals 3,5 Millionen um 39 Prozent erhöht. Teilzeitarbeit ist nach wie vor eine Frauen-"domäne".

Die Gründe, warum Arbeitnehmer Teilzeit arbeiten, sind in den alten und neuen Bundesländern deutlich verschieden: Während im Osten 64 Prozent angeben, keine Vollzeitbeschäftigung gefunden zu haben, nennen in Westdeutschland nur 17 Prozent diesen Grund (gesamte Bundesrepublik: 23%).

Hingegen begründen in den neuen Ländern nur 14 Prozent ihre Teilzeitarbeit mit der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Personen oder sonstigen persönlichen oder familiären Verpflichtungen – weit weniger als im Westen mit 57 Prozent.

Betrachtet man nur die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Personen, so ist dies im Bundesdurchschnitt für 27 Prozent der Grund für die Teilzeittätigkeit (Ost-West-Unterschiede siehe Kasten).

Auswirkungen

Fast die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten ist nur geringfügig beschäftigt und damit auf Unterstützung durch den Partner oder auf staatliche Hilfen angewiesen. Aber auch der anderen Hälfte drohen bei der Altersvorsorge Nachteile, so die Autorin Katharina Puch im STATmagazin. Dies gilt insbesondere bei dauerhafter Teilzeitbeschäftigung.

Quelle: www.destatis.de, Publikationen, STATmagazin Dr. Sigrid Joachimsthaler

Familienpflichten

Als Grund für die Teilzeittätigkeit gaben an:
Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Personen
  • Gesamte Bundesrepublik27%
  • Bundesländer West29%
  • Bundesländer Ost* 8%
Sonstige persönliche oder familiäre Verpflichtungen
  • Gesamte Bundesrepublik 25%
  • Bundesländer West28%
  • Bundesländer Ost* 6%
* mit Berlin

Kommentar

Teilzeit ist keine Dauerlösung!
Teilzeitarbeit kann in bestimmten Lebensphasen sehr positiv sein und ist deshalb zu Recht gesetzlich stärker verankert worden. Aber wenn Frauen lebenslang über den Status der Hinzu- und Geringverdienerin nicht hinauskommen, begeben sie sich in eine Sackgasse, die spätestens im Rentenalter existenziell spürbar werden kann. Wer wenig verdient, kann nur wenig Altersvorsorge betreiben – davor warnt selbst das Statistische Bundesamt. Aber auch schon während des Arbeitslebens ist die Abhängigkeit vom Einkommen des Partners kritisch.
Liebe Kolleginnen, liebe Standesvertreter: Flexibilität bei den Arbeitszeiten ist eine tolle Sache, aber Teilzeitarbeit sollte nicht zum Ideal- und Dauerzustand werden. Alle Mitarbeiterinnen in Apotheken müssen Anspruch auf Gehälter und Arbeitsplätze haben, die ihre unabhängige Existenz im Hier und Jetzt sichern – und die sie vor Altersarmut schützen.
Barbara Neusetzer
ADEXA, Erste Vorsitzende

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