Arzneimittel und Therapie

Fördern NSAR Alzheimer Demenz?

Beobachtungsstudien haben die Hoffnung aufkommen lassen, dass nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Naproxen, Celecoxib und Rofecoxib vor der Entwicklung einer Alzheimer Demenz schützen können. Nun sorgt eine neue Analyse von Daten älterer Menschen für Verunsicherung: Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die häufige Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika das Risiko für das Auftreten von Demenzen und hier vor allem der Alzheimer Demenz im Alter erhöht.
NSAR und Demenz Widersprüchliche Ergebnisse aus Beobachtungsstudien werfen die Frage auf, welche Rolle entzündliche Prozesse und nicht-steroidale Antirheumatika in der Pathogenese der Demenz tatsächlich spielen.
Foto: Merz KGaA

Zwar ist die Pathogenese der Alzheimer Demenz immer noch in vielen Zügen unklar, doch gilt es als sicher, dass entzündliche Prozesse beteiligt sind. Beobachtungsstudien hatten die Hoffnung aufkommen lassen, dass NSAR vor der Entwicklung einer Alzheimer Demenz schützen können. Sicher ist allerdings, dass NSAR bei manifester Alzheimer Demenz wirkungslos sind und selektive COX-2-Hemmer die Progression einer Alzheimer Demenz nicht aufhalten können.

Nun haben amerikanische Wissenschaftler um J.C.S. Breitner im Rahmen einer weiteren Beobachtungsstudie festgestellt, dass der häufige Gebrauch von NSAR das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, um 66% erhöht. Sie haben 2736 über 65-Jährige (Durchschnittsalter 75 Jahre) über zwölf Jahre hinweg jährlich untersucht. Zu Studienbeginn hatten die Teilnehmer keine Anzeichen einer Demenz. Bei häufigem Gebrauch von Ibuprofen oder Naproxen, definiert als über 500 standardisierte Tagesdosen über zwei Jahre, stieg die Demenzinzidenz. Schon zu Beginn der Studie erfüllten 351 Teilnehmer die Kriterien eines häufigen NSAR-Gebrauchs. Im Verlauf der Studie griffen noch 107 weitere Teilnehmer entsprechend häufig zu den NSAR. Am Ende der Studie hatten 476 Teilnehmer eine Demenz entwickelt, 356 von ihnen in Form einer Alzheimererkrankung. Ihr Durchschnittsalter lag bei 83 Jahren. Die zunächst im Widerspruch zu älteren Studien stehenden Ergebnisse könnten die Folge einer verzögerten Demenzentwicklung unter nichtsteroidalen Antirheumatika sein. Sie würde zu einer erhöhten Alzheimerinzidenz in späten Lebensjahren führen. Die Ergebnisse erfordern nach Ansicht der Studienautoren weitere Untersuchungen zum Einfluss von NSAR auf die Pathogenese der Alzheimer Demenz.

 

Quelle
Breitner JCS et al.: Risk of dementia and AD with prior exposure to NSARs in an elderly community-based cohort. Neurology 2009 Apr 22.

 

du

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