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Selbstmedikation
Wenn der "social jetlag" Kopfschmerzen bereitet
Müssen "Eulen", die üblicherweise eher spät aufstehen und spät ins Bett gehen, regelmäßig um sechs Uhr zur Arbeit, kommt es ebenso zu einem "social jetlag", wie wenn Frühaufsteher, also die "Lerchen", regelmäßig den Spätdienst übernehmen müssen. Besonders hart trifft es Schichtarbeiter. Der Körper gerät unter Stress, langfristig kommt es zu Gesundheitsstörungen etwa Schlafmangel oder Verdauungsprobleme. Ob jemand zu den häufigeren "Eulen" oder zu den selteneren "Lerchen" gehört, ist angeboren. Müßig also der Versuch, seinen Körper überlisten zu wollen und zu versuchen ihn umzugewöhnen, etwa weil der Beruf es erfordert. Der ein oder andere würde, ginge es nach seiner inneren Uhr, erst um vier Uhr früh zu Bett gehen und um elf Uhr aufstehen. Deshalb kann es auch bei normalen Arbeitszeiten zu einer chronischen sozialen Jetlag-Situation kommen. Und damit zu chronischem Schlafmangel, der dann am Wochenende oder an freien Tagen "nachgeschlafen" wird. Bis zu 60% der Bevölkerung leiden unter einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Jetlag.
Zu viel, zu wenig und zu unregelmäßiger Schlaf
Sämtliche Körperfunktionen hängen von der inneren Uhr ab, auch das Schmerzempfinden. Kopfschmerz vom Spannungstyp, der typische Alltagskopfschmerz, tritt besonders häufig am Vormittag auf. Die geringste Schmerzempfindlichkeit besteht in den späten Abendstunden. Verstärkende Faktoren sind Kieferfehlstellungen, psychosozialer Stress, Angst und Depression sowie der übermäßige Gebrauch von Medikamenten. Aber auch die Folgen des sozialen Jetlag leisten dem Spannungskopfschmerz Vorschub. Zu viel, zu wenig und unregelmäßiger Schlaf mit Tagesmüdigkeit, zu frühes und unausgeruhtes Aufwachen fördern die Entstehung von Kopfschmerz bzw. verstärken ihn. Auch diätetische Faktoren wie Hunger oder übermäßiger Alkoholgenuss, können Kopfschmerzen induzieren.
Alles zu Schnelle meiden
Was aber hilft gegen die Volkskrankheit Kopfschmerz? "Zeit nehmen, Zeit geben, Zeit lassen, in der Zeit leben und die Zeit heilen lassen", betonte Prof. Dr. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik in Kiel. Die wichtigste Regel sei die Regelmäßigkeit im Alltag. Alles zu Schnelle, zu Plötzliche und Unvorhergesehene sollte vermieden werden. Ein gleichmäßiger Tag-Nacht-Rhythmus sorgt dafür, dass die biologischen Rhythmen im Takt bleiben und so die körpereigene Schmerzabwehr stabilisieren. Regelmäßiger Ausdauersport sowie regelmäßige Mahlzeiten zu festen Zeiten gehören ebenfalls dazu. Drei Liter Flüssigkeit sind Pflicht und Kaffee sollte ebenfalls regelmäßig in Maßen oder gar nicht getrunken werden. Hilfreich ist auch ein Kopfschmerztagebuch, in dem Aktivitäten und Schlafverhalten erfasst werden. Bei episodischen Kopfschmerzen sollte auch ein Schmerzmittel eingesetzt werden, allerdings maximal an zehn Tagen pro Monat. Göbel plädierte hier für eine Monotherapie mit Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol. Sie sollten ausreichend hoch dosiert, rechtzeitig eingesetzt und mit 250 ml Wasser eingenommen werden. Lösliche Präparate, wie Aspirin® plus C, haben den Vorteil der schnelleren Wirksamkeit. Vitamin C bewertete Göbel insbesondere bei stressinduziertem Kopfschmerz als sinnvoll.
Quelle
Prof. Dr. Till Ronneberg, München; Prof. Dr. Hartmut Göbel, Kiel: "Social Jetlag: Leben gegen die innere Uhr", Hamburg, 18. September 2008, veranstaltet von der Bayer Vital GmbH, Leverkusen.
Apothekerin Dr. Beate Fessler
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