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- DAZ 1/2009
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Mikronährstoff-Interaktionen
Vitamin-B12 -Mangel durch Metformin
In der chinesischen Fall-Kontroll-Studie wurden 155 Diabetiker, die unter der Therapie mit Metformin einen Vitamin-B12 -Mangel entwickelt hatten (durchschnittliche Vitamin-B12 -Serumspiegel 148,6 ± 40,4 pg/ml [110 ± 30 pmol/l]), mit 310 Diabetikern verglichen, die unter der gleichen Medikation keinen Mangel an Vitamin B12 aufwiesen. Dabei ergab sich nach Angleichung möglicher Einflussfaktoren eine statistisch signifikante Korrelation zwischen der Dosierung und der Dauer der Metformintherapie einerseits und einem Vitamin-B12 -Mangel andererseits.
- Jede Dosissteigerung des Metformins um 1 g/d erhöhte das Risiko für einen Vitamin-B12 -Mangel um mehr als das Doppelte (Odds Ratio 2,88; 95%-Konfidenzintervall 2,15 – 3,87; p < 0,001).
- Das Gleiche gilt für eine Dauer der Metformintherapie von mindestens drei Jahren gegenüber einer Therapiedauer von weniger als drei Jahren (Odds Ratio 2,39; 95%-Konfidenzintervall 1,46 – 3,91; p = 0,001) [1].
Ähnliche Ergebnisse zeigt eine weitere Studie an 165 Typ-2-Diabetikern, die den Einfluss von Metformin und Rosiglitazon auf den Vitamin-B12 - und Folsäure-Status und den Homocysteinspiegel erfasste. In dieser Studie kam es unter der sechswöchigen Therapie mit Metformin zu einem Anstieg der Homocysteinspiegel um 2,36 µmol/l sowie zu einem Abfall der Folsäure- und Vitamin-B12 -Blutspiegel. Rosiglitazon hatte dagegen keinen Einfluss auf den Vitamin-B12 - und Folsäure-Status [2].
B-Vitamine spielen eine zentrale Rolle im Energie- und Kohlenhydratstoffwechsel. Ihre Aufgabenfülle in unserem Körper ist ungeheuer groß. Sie reicht von der Steuerung der Nerven- und Herzfunktion über die Blutbildung und Energiegewinnung in unseren Körperzellen bis zur Abwehrfunktion und der Gesundheit von Haut und Haaren. Da die B-Vitamine wasserlöslich sind, gehen sie bei Diabetikern vermehrt über den Urin verloren. Daher sollte bei diesen Patienten auf eine adäquate Versorgung mit Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B6 (Pyridoxin) und Vitamin B12 (Cobalamin) geachtet werden.
Literatur [1] Ting RZ, et al. Risk factors of vitamin B(12) deficiency in patients receiving metformin. Arch Intern Med 166(18);1975-1979:2006. [2] Sahin M, et al. Effects of metformin or rosiglitazone on serum concentrations of homocysteine, folate, and vitamin B12 in patients with type 2 diabetes mellitus. J Diabetes Complications 21(2);118-123:2007. [3] Gröber U. Interaktionen – Arzneimittel und Mikronährstoffe. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2009. [4] Gröber U. Arzneimittel und Mikronährstoffe. Medikationsorientierte Supplementierung. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2007.
Anschrift des Verfassers:
Uwe Gröber
Akademie & Zentrum für Mikronährstoffmedizin
Zweigertstraße 55
45130 Essen
Metformin-induzierte Störung der Vitamin-B12 -Resorption [3, 4]
Mechanismus:
Metformin stört die calciumabhängige und Rezeptor-vermittelte Endozytose des Intrinsic-Factor-Vitamin-B12 -Komplexes im terminalen Ileum.
Auch der Folsäurestatus kann durch die Therapie mit Metformin beeinträchtigt werden.
Folgen:
- Vitamin-B12 -Serumspiegel ↓ (Mangel: < 300 ng/l bzw. 222 pmol/l; Serum-Methylmalonsäure > 372 nmol/l)
- Milde Hyperhomocysteinämie (Hcy-Plasmaspiegel: ≥ 10 µmol/l)
- Risiko für neuropsychiatrische Störungen (z. B. Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit, depressive Verstimmungen, Demenzen) und Neuropathien.
Hinweise:
- Unter Langzeittherapie mit dem Biguanid Metformin sollte regelmäßig Vitamin B12 (100 – 1000 µg/d) zusammen mit Folsäure und Vitamin B6 supplementiert werden.
- Älteren Personen (≥ 60 Jahre), die häufig eine atrophische Gastritis aufweisen, wird eine Vitamin-B12 -Supplementierung von wenigstens 100 µg pro Tag empfohlen.
- Bei einem Vitamin-B12 -Mangel empfiehlt sich initial die parenterale Applikation (subkutan, intramuskulär, intravenös) von Cyano- oder Hydroxocobalamin (z. B. 1000 µg Cyanocobalamin, 2× pro Woche über einen Zeitraum von 2 Wochen).
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