Arzneimittel und Therapie

Überlebenszeit von mehr als einem Jahr möglich

Die Second-line-Therapie des fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms mit Bevacizumab (Avastin) und Erlotinib (Tarceva) kann bei vielen Patienten zu einer Krankheitsstabilisierung von mehr als zwölf Monaten führen, wie aktuelle Studiendaten einer großen retrospektiven Analyse zu Erlotinib zeigen.

85% der Bronchialkarzinome sind histologisch nicht-kleinzellig (NSCLC). Drei Viertel der Patienten befinden sich zum Zeitpunkt der Diagnose im fortgeschrittenen Stadium mit einer mittleren Überlebenszeit zwischen sechs und zwölf Monaten. Diese Patienten werden palliativ mit einer platinbasierten Chemotherapie (Carboplatin/Paclitaxel bzw. Cisplatin/Gemcitabin) plus Bevacizumab behandelt. Der Angiogenesehemmer Bevacizumab konnte die Überlebenszeiten gegenüber der alleinigen Chemotherapie auf mehr als ein Jahr verbessern. Bei einem erneuten Fortschreiten der Krankheit hat die Suche nach wirksamen, nebenwirkungsarmen Zweit- und Dritt-Linien-Therapien zum Tyrosinkinase-Inhibitor Erlotinib geführt. Das progressionsfreie Überleben war in der zulassungsrelevanten, placebokontrollierten Phase-III-Studie BR.21 gleich lange wie bei Chemotherapie allein, aber die Therapie war wesentlich besser verträglich. In der internationalen Phase-IV-Studie TRUST (7040 Patienten mit fortgeschrittenen NSCLC in 552 Zentren in 52 Ländern, die nach Versagen einer Chemotherapie oder bei Kontraindikation gegen eine Chemotherapie mit 150 mg Erlotinib pro Tag behandelt wurden) zeigten sich sogar noch bessere Ergebnisse (14,3 Wochen gegenüber 9,7 Wochen in der zulassungsrelevanten Studie). Bei 20% der Patienten stoppte der EGFR-Inhibitor die Progression sogar um mehr als zwölf Monate. Nicht nur das Überleben ohne Progression, sondern auch das Gesamtüberleben verlängert sich durch Erlotinib. Erste Analysen zeigen 50% über 18 Monate, einzelne über 40 Monate. Dabei profitieren alle Subgruppen – Frauen, Männer, Raucher, Nichtraucher, alle histologischen Typen.

 

Hautnebenwirkungen häufig, aber beherrschbar

 

Erlotinib verursacht bei ca. 75% der Patienten kutane Nebenwirkungen (Rash). Dabei besteht eine Korrelation zwischen dem klinischen Therapieerfolg und dem Rash. Die Symptome reichen von Nagelwallentzündungen und papulopustulösem Exanthem über Hautatrophie und Alopezie bis zu bakteriellen Superinfektionen. Sie sind mit Juckreiz, Schmerz und einer Stigmatisierung verbunden. Wichtig ist die Aufklärung der Patienten und die Motivierung zur Therapiefortsetzung, da ja der Rash auch ein positives Zeichen für die Wirksamkeit zu sein scheint sowie rückfettende Pflege, Schutz vor mechanischen Reizen und UV-Exposition. Die Hautklinik Düsseldorf hat einen Management-Algorithmus zur Therapie der Hautveränderungen entwickelt, mit dessen Hilfe durch antiinflammatorische, antiseptische und antibiotische Maßnahmen eine Besserung des Hautbefundes bei gleichzeitiger Fortführung der Tumortherapien erreicht werden kann. Es hat sich gezeigt, dass auch reduzierte Dosen von 25 bis 50 mg/Tag bei Langzeittherapie wirksam sind.

 

Quelle Prof. Dr. Bernhard Homey, Düsseldorf; Priv.-Doz. Dr. Wolfgang Schütte, Halle: Lungenkrebs: Krankheitsstabilisierung von mehr als einem Jahr durch Second-Line-Therapie mit Tarceva, Berlin, 4. Dezember 2008, veranstaltet von der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.

 

Sabine Wenzel

Lungenkrebs in Deutschland ist die dritthäufigste Tumorart mit 46.200 Neuerkrankungen pro Jahr (33.000 Männer, 13.200 Frauen) sowie die häufigste tödliche Tumorerkrankung bei Männern.

Foto: Hoffmann-La Roche AG

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