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DAX hat die 5000er Marke im Blick
Gewinnmitnahme, heftige Korrektur oder gar das Ende der Hausse? Am Parkett wird derzeit alles gehandelt, die Unsicherheit bei den Profis sitzt tief. Aus der Euphorie ist scheinbar quasi über Nacht ein ausgeprägter Konjunkturpessimismus geworden. Da half auch das kräftige Plus von 3,5 Prozent im dritten Quartal des amerikanischen BIP nichts. Natürlich, so hört man, werde die Wertschöpfung in den USA auch im vierten Quartal steigen. Aber eben möglicherweise viel langsamer als im dritten. Und so sind die anfänglichen Begeisterungsstürme einer allgemeinen Nörgelei gewichen: Die positiven Unternehmensergebnisse seien doch hauptsächlich Sparmaßnahmen zu verdanken, die Arbeitslosigkeit in den USA bleibe hoch und das Kreditvolumen in Europa sei erstmals seit 16 Jahren zurückgegangen. Für den Durchschnittsbullen scheint der am Parkett zurückgekehrte Realitätssinn einfach unerträglich zu sein. Und dennoch sind sie hie und da noch anzutreffen, die Vollblutoptimisten. Sie verweisen darauf, dass die fiskalischen Stützungsmaßnahmen auf jeden Fall noch zwölf Monate wirken sollten. Außerdem sei zu erwarten, dass die Notenbanker auf mittlere Sicht an der Politik des billigen Geldes festhielten, die liquiditätsgetriebene Hausse somit noch lange nicht am Ende sei.
Kommende Woche aus der Perspektive der Analysten
Noch zu Beginn der letzten Woche gab es viele Analysten, die bei jedem Rücksetzer zum Nachkauf von DAX-Titeln geraten hatten. So beispielsweise auch die Experten der Bremer Landesbank. Dort sah man in dem kräftigen Anstieg im US-Bruttoinlandsprodukt die "Initialzündung" für weitere Kursgewinne. Eine Zündung gab es ohne Zweifel, aber der Schuss ging nach hinten los. Die Bären sind wieder zurück. Für das Bankhaus Ellwanger&Geiger ist nun die Zeit der Kursanstiege vorbei. Bis zum Jahresende soll es jetzt nach Ansicht der Stuttgarter mit dem DAX nur noch seitwärts gehen. Einigermaßen verzweifelt wirken auch die Charttechniker. Nach dem Fall unter die 5500er Marke sehen sie nun weiteres Abwärtspotenzial von 300 bis 400 DAX-Punkten. Dagegen glaubt die Commerzbank nach wie vor an einen starken Börsenherbst mit Kursziel von 6100 Punkten zum Jahresschluss. Unterdessen wirft das Bankhaus Gries&Heissel schon mal einen Blick auf das kommende Börsenjahr. Die Analysten erwarten zwar in 2009 einen nur moderaten Konjunkturaufschwung, gehen dabei aber auch vom Erhalt der lockeren Geldpolitik aus, was letztlich – mangels Anlagealternativen – zu einem ganz passablen Börsenjahr führen könne. Diese Ansicht wird offensichtlich auch von vielen Investmentfondsmanagern geteilt. Laut einer Umfrage unter 150 internationalen Investmentfonds schwankt die Einschätzung hinsichtlich des Börsenjahres 2010 zwischen "neutral" bis "optimistisch". Dabei bevorzugen die Strategen die Bereiche Gesundheit und Technologie, während sie die Konsumsparte untergewichten.
Musterdepot und Strategie
Mit Siemens wird eine weitere Put-Position liquidiert. Der Optionsschein lieferte einen Gewinn von 51 Prozent. DAX am 5. November (13.30 h): 5430 Punkte.
Aktie |
zum Kurs |
Tipp vom |
Kurs aktuell |
Veränderung in % |
Strategie |
BMW Put 11/09
WKN: CG5RWU
|
0,19 |
09.09. |
0,20 |
+ 5% |
Verkauft 29.10. |
Bayer Put 12/09
WKN: DB68DS
|
0,30 |
17.09. |
0,27 |
– 10% |
Halten |
Adidas Put 11/09
WKN: CG74HM
|
0,21 |
17.09. |
0,35 |
+ 67% |
Verkauft 29.10. |
Lufthansa Put
WKN: CG5SWR
|
0,05 |
24.09. |
0,170 |
+ 240% |
Verkauft 29.10. |
Beiersdorf Put
WKN: CG5RVS
|
0,079 |
30.09. |
0,020 |
– 68% |
Halten |
Linde Put
WKN: CM0EM3
|
0,11 |
30.09. |
0,03 |
- 72% |
Halten |
Telekom Put
WKN: CM0E64
|
0,19 |
30.09. |
0,08 |
- 57% |
Halten |
Daimler Put 12/09
WKN: CG5NQJ
|
0,20 |
08.10. |
0,26 |
+ 30% |
Verkauft 28.10. |
ThyssenKrupp
Put 12/09 WKN: CG0ZUX
|
0,19 |
08.10. |
0,27 |
+ 42% |
Verkauft 29.10. |
Siemens Put 12/09
WKN: CG5NWY
|
0,37 |
08.10. |
0,56 |
+ 51% |
Verkauft 05.11. |
Henkel Put 12/09
WKN: CG74WA
|
0,10 |
15.10. |
0,09 |
- 10% |
Halten |
zum Vergleich: DAX seit 8. 1. |
4871,00 |
5430,00 |
+ 11% |
Aus der Sicht des QuerdenkersWas die fundamentale Seite des Börsenaufschwungs angeht, müsste man eigentlich spätestens jetzt von Aktienengagements absehen. Im September sind die Ausgaben der US-Verbraucher zum ersten Mal seit fünf Monaten wieder zurückgegangen. Grund: Die staatliche Abwrackprämie ist in den USA im August ausgelaufen. Ein klares Indiz dafür, dass die Nachhaltigkeit des Aufschwungs nach Ende der staatlichen Stützungsmaßnahmen nicht gewährleistet ist. Analog wird es dann wohl mit dem US-Immobilienmarkt laufen, wo die Steuererleichterungen für Hauskäufer im November auslaufen werden. Das nächste Problem heißt dann wahrscheinlich Gewerbeimmobilien.
Dennoch gestaltet sich die Situation für die Investoren unübersichtlich. Auf der einen Seite werden sich die Optimisten auch weiterhin auf die billige Geldquelle der Notenbanken verlassen dürfen. Auch die Unternehmensgewinne lagen größtenteils über den Erwartungen, sieht man einmal davon ab, dass hierfür fast ausschließlich Kostensenkungsmaßnahmen verantwortlich waren. Schließlich sollte man auch die traditionelle Weihnachts- bzw. Jahresendrallye auf der Rechnung haben.
Andererseits steht zu befürchten, dass sich die Dynamik bei der Entwicklung der Unternehmensgewinne nun deutlich abflachen wird, was durch Gewinnvergleiche zum Vorquartal sichtbar werden dürfte. Wenn die Regierungen dann noch bei den staatlichen Stützungsmaßnahmen zurückrudern, wird es für die Börse eng. Auf kurze Sicht spricht daher einiges dafür, dass der DAX seinen – an sich verhaltenen – Abwärtstrend bis ca. 5000 Punkte oder leicht darunter beibehalten wird. Dann könnten die Bullen wieder mit weihnachtlich verklärten Blicken das Ruder übernehmen. Die Kurse wären dann zumindest optisch billig, bei den Unternehmensgewinnen könnte man wieder an das Christkind glauben und Liquidität steht ohnehin im Überfluss zur Verfügung. Alles Argumente mit äußerst kurzem Haltbarkeitsdatum.
Peter Spermann Peter Spermann ist Dozent für Wirtschaftslehre und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der Börse. In der AZ-Rubrik "Querdenker" vertritt er konsequent den Standpunkt des Antizyklikers. |
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