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Arzneimittel und Therapie
PDE-5-Hemmer Sildenafil wirkt auch bei Frauen
Unter einer medikamentösen antidepressiven Therapie treten bei etwa 30 bis 70% der Patienten sexuelle Dysfunktionen auf. Die Beeinträchtigung des Sexuallebens ist wiederum ein häufiger Grund für das Absetzen des Antidepressivums. Der Therapieabbruch aufgrund sexueller Störungen erfolgt meist in den ersten Therapiewochen, so dass ein erneutes Auftreten der Erkrankung vorprogrammiert ist. Obwohl Frauen häufiger antidepressiv behandelt werden als Männer, gibt es relativ wenig Konzepte, wie die weiblichen sexuellen Beeinträchtigungen unter einer antidepressiven Therapie gelindert werden können. In einer Studie der University of New Mexico School of Medicine in Albuquerque wurde nun in einer kleineren Untersuchung der Einsatz von Sildenafil bei Frauen getestet. Sildenafil wurde dabei außerhalb seiner zugelassenen Indikation eingesetzt. Da verschiedene Untersuchungen zum Einsatz von Sildenafil bei Frauen zu keinen überzeugenden Ergebnissen geführt hatten und dem Hersteller vorgeworfen wurde, eine neue Krankheit – nämlich weibliche sexuelle Funktionsstörungen – zu postulieren, um Absatzmärkte zu schaffen, wurde vom Hersteller bisher auch kein dementsprechender Zulassungsantrag gestellt.
Studie mit Sildenafil
An der multizentrischen Studie nahmen 98 sexuell aktive Frauen im Alter von durchschnittlich 37 Jahren teil, bei denen es unter der Einnahme von selektiven oder nicht-selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren zu einer Remission der major Depression gekommen war, die aber seit der Therapie unter Libidostörungen und unter einer Beeinträchtigung der Orgasmusfähigkeit litten. Die Frauen wurden zwei Gruppen zugeteilt und angewiesen, während acht Wochen ein bis zwei Stunden vor der geplanten sexuellen Aktivität entweder Sildenafil (50 bis 100 mg) oder ein Placebo einzunehmen. Der primäre Studienendpunkt war der klinische Gesamteindruck der sexuellen Funktion; sekundäre Endpunkte umfassten weitere Fragebögen und Skalen zur Einstufung des Sexuallebens und zur Beurteilung der Depression sowie die Messung verschiedener Hormonspiegel.
Die Studie in Stichworten | |
offizieller Studientitel |
Randomized Double Blind Placebo Controlled Study of Sildenafil for Treatment of Serotonergic Reuptake Inhibitor Associated Sexual Dysfunction in Women With Major Depression Treated to Remission |
Fragestellungen der Studie |
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Studienart |
randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-IV-Studie |
Intervention |
50 bis 100 mg Sildenafil vor sexueller Aktivität
Placebo vor sexueller Aktivität
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Studiennummer |
NCT00375297 |
Investigator und Sponsor |
University of New Mexico
Pfizer
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Beginn |
September 2003 |
Ende |
Januar 2007 |
Verbessertes Sexualleben
Zu Beginn der Studie lagen die Werte auf einer Skala zum klinischen Gesamteindruck der sexuellen Funktion bei 4,8 von maximal 7 möglichen Punkten (schlechtester Wert). Nach acht Wochen hatte sich die sexuelle Funktion unter einer Therapie mit Sildenafil um 2 Punkte auf 2,8, unter der Placebo-Gabe nur um 1,1 Punkte auf 3,7 verbessert (p = 0,001). Insgesamt erfuhren 72% der Verum-Gruppe eine Verbesserung der sexuellen Funktion; in der Placebo-Gruppe waren es nur 27%. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen (43% vs. 27% im Placebo-Arm), Hitzewallungen (24% vs. 0%), Dyspepsie (12% vs. 0%) und vorübergehende Sehstörungen (14% vs. 2%). Diese Nebenwirkungen führten jedoch zu keinem Therapieabbruch. Die Therapie mit Sildenafil hatte keine signifikanten Auswirkungen auf die Schwere der Depression und der Score auf der Hamilton-Depressions-Skala blieb nahezu unverändert. Ein Initiator der Studie findet die Ergebnisse vielversprechend und sieht in der Verordnung von Sildenafil eine Möglichkeit, die Compliance einer antidepressiven Therapie bei jüngeren Frauen zu verbessern. Er weist aber gleichzeitig auf die Kürze der Studie hin und wirft die Frage auf, ob die betroffenen Frauen auch über einen längeren Zeitraum bereit wären, Sildenafil einzunehmen.
Quelle Nurnberg H., et al.: Sildenafil treatment of women with antidepressant-associated sexual dysfunction. A randomized controlled trial. JAMA 300, 395-404 (2008). Moynihan R.: The making of a disease: female sexual dysfunction. BMJ 326, 45-47 (2003).Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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