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Arzneimittel und Therapie
Leitfaden zur Verordnung und Abgabe von Benzodiazepinen
Der Leitfaden stellt eine Handlungshilfe für Ärzte und Apotheker dar und gibt in Kürze einen Überblick über die Therapie und Versorgung mit dieser Medikamentengruppe. Sowohl bei der Therapie mit Benzodiazepinen als auch mit Benzodiazepin-Analoga kann es zu einer unerwünschten psychischen Abhängigkeit kommen. Das gemeinsame Ziel der beiden Heilberufekammern ist es, den Ärzten und Apothekern durch den vorliegenden Leitfaden zu helfen, diese Abhängigkeiten zukünftig besser zu erkennen, zu behandeln und zu vermeiden.
Benzodiazepine werden seit vielen Jahren als Schlafmittel, krampflösende Mittel, Beruhigungsmittel (Tranquilizer) oder als Mittel zur Muskelentspannung (Muskelrelaxanzien) erfolgreich eingesetzt. Ihre beruhigende, angstlösende und schlaffördernde Wirkung verleitet jedoch zahlreiche Patienten zu einer Dauereinnahme verbunden mit einer raschen Gewöhnung und ausgeprägten Entzugssymptomen beim Absetzen. Aus diesem Grund wurden neue Substanzen, die sogenannten Benzodiazepin-Analoga ("Z-Substanzen": Zaleplon, Zopiclon und Zolpidem), entwickelt, die ähnlich wie die Benzodiazepine wirken, aber nicht deren Nebenwirkungen haben sollten. Allerdings kommt es auch bei diesen Substanzen bei längerer Anwendung zu einer Abhängigkeit.
Auf nicht indizierte Dauerverordnungen achten
Die Abhängigkeit von Benzodiazepinen und deren Analoga ist ein zunehmendes Problem in unserem Gesundheitssystem. Bundesweit geht man von mehr als einer Millionen Benzodiazepinabhängigen aus. Besonders häufig sind alte Menschen betroffen, 80% der Langzeitverordnungen von Schlaf- und Beruhigungsmitteln gehen an Patienten über 55 Jahre. Mehr und mehr werden medizinische Versorgung, Pflege und Fürsorge von alten Menschen zu einer gesellschaftlichen Herausforderung. Die Dauerverordnung von Benzodiazepinen wird oftmals wenig hinterfragt.
Doch ist eine Dauereinnahme mit zahlreichen Nebenwirkungen und Gefahren verbunden. Neben Störungen der Konzentration und der geistigen Leistungsfähigkeit bedingt die muskelentspannende Wirkung eine erhöhte Sturzgefahr und stellt insbesondere im höheren Lebensalter ein zentrales Problem dar. Trotz dieser Gefahren und der weiten Verbreitung wird diese Patientengruppe kaum wahrgenommen und findet im Suchthilfesystem fast keine Beachtung. Die Kosten für eine Behandlung mit Benzodiazepinen sind gering, jedoch erhöht sich die gesundheitsökonomische Bedeutung durch hohe Fallzahlen und noch stärker durch immense Folgekosten beispielsweise durch Knochenbrüche.
Berufsgruppenübergreifend zusammenarbeiten
Benzodiazepine sind verschreibungspflichtige Arzneimittel, die Verordnung ist ärztliche Aufgabe. Apotheker sind verantwortlich für die Abgabe der Medikamente an den Patienten und die Beratung des Patienten und unterstützen damit die ärztliche Aufgabe. Somit gehört es auch zur Berufspflicht von Apothekerinnen und Apothekern, zu reagieren, wenn ihnen eine missbräuchliche Anwendung oder eine nicht indizierte Dauerverordnung auffällt. Eine Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker ist insbesondere in dieser Situation erforderlich und sinnvoll. In Absprache mit dem behandelnden Arzt können Apotheker einen ambulanten Entzug mit fachlicher Kompetenz und motivierenden Gesprächen begleiten.
Mit dem Leitfaden und der darin beschriebenen verbesserten, berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit wollen Ärzte und Apotheker gemeinsam zu einem sicheren und sinnvollen Umgang mit Benzodiazepinen beitragen und einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität vieler Menschen leisten. Die intensive Zusammenarbeit der beiden Kammern auf fachlicher Ebene für eine bessere Patientenversorgung zeigt, dass gerade auch die ehrenamtliche Selbstverwaltung hervorragende Ergebnisse zum Wohle aller Patienten generieren kann.
Dr. Ernst Pallenbach im Auftrag des Arbeitskreises Sucht der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg
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