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Die Zeit der polemischen Kritik ist vorbei

BERLIN (ks). Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zieht für 2008 eine positive Bilanz: Mit elf Abschlussberichten, 20 Vorberichten und 14 Berichtsplänen, einer überarbeiteten Version der allgemeinen Methoden sowie einem neu entwickelten Konzept für die Bewertung von Kosten-Nutzen-Verhältnissen bei Arzneimitteln sieht das Institut seine Produktivität unter Beweis gestellt. IQWiG-Chef Prof. Peter Sawicki ist zudem offenbar erleichtert, dass die scharfen Anfeindungen, denen er insbesondere 2005 und 2006 ausgesetzt war, "weitgehend der Vergangenheit angehören".
Schnell hochfahren Staatssekretär Schröder erwartet, dass das Verfahren der Kosten-Nutzen-Bewertung nach einer Modellphase rasch umgesetzt werden kann.

"Wir haben erneut eine stattliche Zahl von Aufträgen bearbeitet und erfolgreich die Herausforderungen gemeistert, vor die uns die jüngste Gesundheitsreform gestellt hat und mit der ‚Analyse der Effizienzgrenzen‘ einen Vorschlag für die Kosten-Nutzen-Bewertung vorgelegt", erklärte Sawicki am 10. Dezember in Berlin. Derzeit arbeitet das Institut Stellungnahmen in diese Methode ein. "Wir nehmen undogmatisch und unideologisch alles auf, was eine Verbesserung bringt", so Sawicki. Beraten wird das IQWiG dabei von einer Arbeitsgruppe seines Wissenschaftlichen Beirats. Parallel hierzu werde die Praktikabilität der Methode in Probeläufen geprüft. Der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Klaus Theo Schröder, zeigte sich zuversichtlich, dass man schon bald in die Modellversuche eintreten kann. "Nächstes Jahr wird noch eine Übergangsphase", sagte er. Wenn die Methoden in Modellen erprobt sind, könne man das gesamte Verfahren der Kosten-Nutzenbewertung "sicher schnell hochfahren".


Undogmatisch und unideologisch arbeite das IQWiG, meint Instituts-Chef Sawicki.

Fotos: DAZ/Sket

Arbeit an der Verwaltung

Während sich das IQWiG in den ersten Jahren zunächst auf seine wissenschaftlichen Aufgaben und die Sicherung der Ergebnisqualität der Berichte konzentriert hatte, rückte 2008 die administrative Prozessqualität stärker in den Mittelpunkt. Das Ressort Verwaltung wurde personell aufgestockt und dabei insbesondere um Sachverstand in Recht und Projekt-Controlling erweitert. Gemeinsam mit dem Vorstand der Stiftung IQWiG wurde überdies eine neue Vergaberichtlinie sowie ein Verhaltens-Kodex erarbeitet. Ein Vergaberechtler begleitet nun regelhaft Ausschreibungen und Vergabe von Aufträgen an externe Sachverständige und andere Dienstleister. Durch eine Änderung der Stiftungssatzung erhielten zudem der kaufmännische Geschäftsführer, zugleich der Leiter der Verwaltung, sowie die Justiziarin das Recht, direkt an den Vorstand zu berichten und dort auch selbst Anträge zu stellen. All dies ist nicht zuletzt eine Reaktion auf die Angriffe, denen das Institut bis Ende 2007 ausgesetzt war. Mittlerweile seien die über Medien lancierten Behauptungen, das IQWiG habe Aufträge regelwidrig vergeben, durch eine eingehende Wirtschaftsprüfung widerlegt worden.

Die Kommunikation stimmt wieder

Zur Verbesserung der Kommunikation des IQWiG mit den verschiedenen Akteuren und Interessengruppen veranstaltet das Institut unter anderem Workshops. Dies zahlt sich offenbar aus: "Die Kritik am Institut ist insgesamt sachlicher und konstruktiver geworden", sagt Sawicki. Insgesamt ist der IQWiG-Chef überzeugt, dass in Deutschland der Rückstand im Bereich Health Technology Assessment (HTA) aufgeholt werden konnte, seit sein Institut vor gut vier Jahren die Arbeit aufnahm. Man befinde sich mittlerweile auf gleicher Augenhöhe mit den entsprechenden angelsächsischen und nordeuropäischen Instituten, so Sawicki. Positiv bemerkte er zudem, dass auch die Pharmaindustrie dazu gelernt habe. Sie bemühten sich zunehmend, ihre Studien zu Arzneimitteln anders und besser durchzuführen.

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