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DAZ aktuell
Apotheker brauchen eine starke Berufsvertretung
DAZ: Herr Hubmann, Sie haben die ersten hundert Tage als Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands hinter sich. Macht die neue Arbeit Spaß?
Hubmann: Ein ganz klares Ja! Ohne Freude an dem zu haben was man tut, wäre so eine Aufgabe gar nicht zu stemmen. Auch wenn man hin und wieder ganz schön die Zähne zusammenbeißen muss, denn die Belastung ist schon enorm. Da ist es gut zu wissen, dass man mit seinem Vorstand und seiner Geschäftsstelle ein gut aufgestelltes Team hat, auf das man sich voll verlassen kann.
DAZ: Welche Aufgabe in Ihrer Position als Verbandschef sehen Sie derzeit als vorrangig an?
Hubmann: Die Stärkung und den Erhalt der inhabergeführten Apotheke. Da ziehe ich mit allen Landesverbänden und der ABDA an einem Strang. Schließlich erwarten wir die Urteile des EuGH zum Fremd- und Mehrbesitz. Eine weitere wesentliche Aufgabe schon jetzt ist, unsere Argumente bei den Politikern anzubringen und auf eine vernünftige Reformpolitik hinzuwirken. Denn im September 2009 wird der Bundestag neu gewählt. Weiterhin werden wir uns verstärkt mit der Entwicklung am Hilfsmittelmarkt auseinandersetzen und wo immer möglich und sinnvoll, neue Verträge mit den Krankenkassen schließen. Von ganz erheblicher Bedeutung sind auch unsere Verträge auf Landesebene. Der Rahmenvertrag nach §129 SGB V gibt die Leitplanken vor, aber er lässt immer noch Spielraum zu. Dabei haben wir im Vorstand den Fokus immer darauf gerichtet, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Krankenkassen überflüssige Bürokratie abzubauen und sinnvolles Arbeiten in der Apotheke zu ermöglichen.
DAZ: Ganz allgemein gefragt: Welche Rolle sollte Ihrer Meinung nach heute ein Apothekerverband spielen?
Hubmann: Ein Apothekerverband ist Dienstleister und Interessenvertreter seiner Mitglieder. Gegenüber Krankenkassen und gegenüber der Politik. Eines ist mir jedoch von größter Bedeutung: Wir wollen gegenüber allen Institutionen oder Parteien immer als Partner auftreten, nicht als Gegenspieler. Neben Politik und Kassen müssen wir aber auch die Interessen der bayerischen Apotheker gegenüber der ABDA, also der Bundesebene, vertreten. Denn nur ein Landesverband kennt die regionalen Besonderheiten und weiß, wo seine Mitglieder der Schuh drückt. Dabei müssen wir die Klammer finden, die die große Apotheke in der Innenstadt genauso einschließt, wie die kleine Dorfapotheke. Ein wichtiges Gremium ist deswegen unser Beirat. Die Mitglieder aus ganz Bayern vertreten Apotheken aller Größenordnungen. Eine Rolle, die auch immer wichtiger wird, ist die Funktion des Verbandes als Ansprechpartner für Medien.
DAZ: Die Mitgliedschaft in einem Apothekerverband ist – anders als in der Kammer – freiwillig. Das heißt, Sie müssen Ihren Mitgliedern etwas bieten. Heute gibt es bereits einige, die sagen, dass ihnen die Zugehörigkeit zu einer Kooperation mehr Vorteile bietet. Was können Sie dem entgegenhalten?
Hubmann: Man darf Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Kooperationen beackern ein ganz anderes Feld. Als Verband müssen wir immer das Große und Ganze im Auge behalten. Bei den Verhandlungen mit den Krankenkassen und anderen Partnern im Gesundheitswesen, oder in den Diskussionen mit Politikern. Da ist eine grundsolide Basis von größter Bedeutung. Eine wesentliche Kernkompetenz des Verbandes sind natürlich alle Fragen rund um Retaxationen. Gerade in Zeiten der Zerfaserung der Vertragslandschaft wird die Situation immer unübersichtlicher. Da ist es gut jemanden zu haben, der einen durch diesen Dschungel führt. Was unsere Krankenkassen-Abteilung auf diesem Gebiet an Beratungsarbeit für unsere Mitglieder leistet, ist enorm. Aber auch Fragen zum Arbeits- und Wettbewerbsrecht spielen eine immer größere Rolle. Hier steht der BAV mit Rat und Tat zur Seite.
DAZ: Was, glauben Sie, ist das stärkste Argument, sich einem Apothekerverband anzuschließen?
Hubmann: "Der Mensch für sich allein vermag gar wenig, nur in der Gemeinschaft mit den andern ist und vermag er viel." Nicht umsonst haben wir uns diese Sentenz des Philosophen Arthur Schopenhauer als Leitsatz in unsere BAV-Broschüre geschrieben. Apotheker brauchen eine starke Berufsvertretung. Deren Schlagkraft steigt mit der Zahl der Mitglieder, die sie vertritt. Das ist auch immer wieder ein wichtiges Argument bei den Gesprächen, die wir mit Politikern führen. Ein Verband mit 3000 Mitgliedern kann seine Argumente anders vertreten, als einer mit 300. Ein siebenköpfiger Vorstand kann nur wenig bewirken, er muss den entsprechenden Rückhalt haben. Außerdem ist die Mitgliedschaft im Verband das beste Sprungbrett für junge Apotheker, die sich selbst berufspolitisch engagieren wollen.
DAZ: In welche Richtung wollen Sie mit dem Verband marschieren? Wie wollen Sie den Verband für die Zukunft aufstellen?
Hubmann: Natürlich erarbeiten die ABDA und der DAV die Leitlinien und viele Entscheidungen werden in der Bundespolitik getroffen. Aber Bayern als größter Landesverband kann hier schon einen erheblichen Teil einbringen und gute Ideen werden dann im Bund verwirklicht. Zudem haben wir aufgrund der föderalen Struktur Deutschlands die Möglichkeit, durch gute Kontakte zur bayerischen Staatsregierung auf die Bundespolitik einzuwirken. Ein ganz wichtiger Punkt ist für mich auch die verstärkte Einbindung unserer Mitglieder, um eine noch höhere Zufriedenheit und Identifikation mit dem Verband zu erreichen. Wir werden uns auch immer deutlicher als Dienstleister für unsere Mitglieder verstehen.
DAZ: Herr Hubmann, vielen Dank und viel Erfolg für Ihre Arbeit!
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