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Arzneimittel und Therapie
Tamoxifen-Resistenz bei Mammakarzinom geklärt
Jährlich erkranken über 55.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs, von denen mehr als 23.000 unter 60 Jahren alt sind. Körpereigene und/oder künstlich zugeführte Hormone können das Erkrankungsrisiko bei verschiedenen Krebsarten, auch für bestimmte Mammakarzinome, erhöhen.
Rezeptoren und Krebsentstehung
Auf der Zelloberfläche und im Inneren aller Zellen befinden sich bestimmte Eiweißkomplexe, die als Empfangsstellen (Rezeptoren) für Botenstoffe aus dem Körper dienen. Die Bindung eines Botenstoffes an einen solchen Rezeptor kann über eine Reihe von Reaktionen die Zellteilung auslösen. Krebszellen haben häufig zu viele dieser Rezeptoren und reagieren deshalb mit einer überdurchschnittlichen Zellteilungshäufigkeit auf die Botenstoffe.
In der modernen, medikamentösen Krebstherapie wird die Bindung des Botenstoffs an den Rezeptor und damit der Auslöser des Tumorwachstums verhindert. Die einzelnen Rezeptoren und Botenstoffe sind sehr verschiedenartig. Bei Brustkrebs kommen unter anderem folgende Rezeptoren besonders häufig vor:
- Estrogenrezeptoren
- Progesteronrezeptoren
- HER2 (ErbB2)
- EGF-Rezeptoren
Bei 20 bis 25% aller Brustkrebserkrankungen kann die übermäßige Ausbildung des ErbB2-Rezeptors an der Oberfläche der Brustkrebszelle ein besonderes Charakteristikum sein. Dies ist ein Wachstumsfaktor, der zu der sogenannten ErbB-Familie gehört. Besitzt eine Zelle besonders viele dieser Rezeptoren, so kann sich diese Zelle häufig teilen und unkontrolliert wachsen.
Tamoxifen ist ein selektiver Estrogenrezeptormodulator, der das Wachstum von rezeptorpositiven Brustkrebszellen hemmen kann. Tamoxifen bindet an den Estrogenrezeptor. Die Wirksamkeit von Tamoxifen ist an ein ganz bestimmtes Gen, das sogenannte Gen ErbB2, gebunden. Dieses Gen wiederum lässt sich durch das Protein Pax2 aktivieren oder deaktivieren. Daraus ergibt sich für die Krebszelle die Möglichkeit zur Tamoxifen-Resistenz. Denn ErbB2 bleibt aktiv, wenn Pax2 durch Mutationen nicht in der Lage ist, das Gen zu deaktivieren. Die Krebszelle ist dann weiter Wachstumsimpulsen ausgesetzt.
Die Wissenschaftler vom Cambridge Research Institute, die diesen Zusammenhang jetzt erstmals beschrieben haben, hoffen, dass ihre Ergebnisse zur Entwicklung eines Tests führen, mit dem die Tamoxifen-Resistenz von Tumorzellen vorhergesagt werden könnte. Dieser Test müsste nachweisen, ob Pax2 in ausreichender Menge gebildet wird. Unklar ist allerdings, ob Mutationen in Pax2 alle Fälle der Tamoxifen-Resistenz erklären, möglicherweise können auch noch andere Mechanismen dazu beitragen.
QuelleHurtadol, A; et al.: Regulation of ERBB2 by oestrogen receptor–PAX2 determines response to tamoxifen. Nature 2008, doi: 10.1038/nature07483(online, 12. November 2008.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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