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Feuilleton
Fenchel – insbesondere für Kinder geeignet
Der Fenchel (Foeniculum vulgare ssp. vulgare) gehört sicherlich zu den bekanntesten Arzneipflanzen. Schon die alten Hochkulturen in Ägypten und China schätzten den Fenchel als Gemüse und Heilpflanze. In Deutschland schrieb erstmals Walahfrid Strabo, Abt des Klosters Reichenau am Bodensee, um 840 von den Heilwirkungen der Pflanze: Mit Wein oder Ziegenmilch getrunken, soll der Fenchel die Blähungen des Magens lösen, die träge Verdauung verbessern und bei Husten hilfreich sein. Damit liegt Walahfrid erstaunlich nahe an den Anwendungen der modernen Phytotherapie.
Fenchel gehört wie Anis, Kümmel und Liebstöckel zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Die Pflanze kommt aus dem Mittelmeergebiet und bevorzugt warme, feuchte, kalkhaltige Böden. Sie wird in Deutschland auf 400 ha Fläche angebaut. Die Früchte werden aus Bulgarien, Ungarn, Rumänien, Ägypten und China importiert. Meist wird die wirkstoffreichere Varietät Bitterer Fenchel (var. vulgare) bevorzugt, aber auch der Süße Fenchel (var. dulce) ist offizinell (im Europäischen Arzneibuch monographiert).
Medizinisch werden ausschließlich die Früchte (Foeniculi amari fructus bzw. F. dulcis fructus) verwendet, die umgangssprachlich auch "Samen" genannt werden. Ihr wirksamer Inhaltsstoff ist das ätherische Öl (40 bzw. 20 ml je kg wasserfreie Droge); dessen Hauptkomponenten sind das süßlich schmeckende trans-Anethol (mind. 60 bzw. 80%) sowie das eher bittere Fenchon (beim Bitteren Fenchel mind. 15%). Das ätherische Öl fördert die Motilität des Magen-Darm-Traktes und ist in höherer Konzentration krampflösend. Für Anethol und Fenchon ist eine sekretolytische Wirkung nachgewiesen. Daraus ergeben sich die Anwendungsgebiete:
- unspezifische Verdauungsbeschwerden, wie leichte krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Völlegefühl und Blähungen, sowie
- Katarrhe der oberen Atemwege.
Bei erkälteten Kindern wird vor allem der Fenchelhonig eingesetzt. Diese Sirup-artige Formulierung überlagert durch ihre angenehme Süße die bitteren Anteile des ätherischen Öls und macht es zugleich haltbar.
Die Erfahrungsheilkunde empfiehlt Fencheltee zudem zur Steigerung der Milchproduktion von stillenden Müttern und äußerlich als Augenwasser bei Ermüdungserscheinungen des Auges und bei unspezifischen Sehstörungen. Allerdings ist beim Einsatz am Auge wegen möglicher bakterieller Infektionen Vorsicht geboten.
Wie der Fenchel sind viele Arzneipflanzen wegen ihrer milden Wirkung insbesondere für Kinder geeignet; auch darauf möchte der "Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde" mit der Wahl des Fenchels zur Arzneipflanze des Jahres 2009 hinweisen.
Franz-Christian Czygan, Johannes Gottfried Mayer, Ralf Windhaber, Würzburg
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