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Gemeinsamer Appell gegen Ökonomisierung

KIEL (tmb). Die Heilberufler im nördlichsten Bundesland veranstalteten am 1. Oktober in Kiel den ersten Schleswig-Holsteinischen Heilberufetag. Damit trat die bundesweit wohl einmalige Interessengemeinschaft der Heilberufe in Schleswig-Holstein (IdH) als gemeinsame Vertretung der Apotheker, Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten stärker als bisher in die Öffentlichkeit. Das zentrale Thema des Heilberufetages war die Ökonomisierung des Gesundheitswesens als Gefahr für die flächendeckende Versorgung.

Gegenüber Vertretern der Medien erläuterten die Präsidenten und Vorsitzenden der Berufsorganisationen, welche Auswirkungen die Ökonomisierung jeweils auf ihren Beruf hat. Dabei wurde auf vielfältige Aspekte eines weithin feststellbaren Umbruchs hingewiesen. So könnten Klinikkonzerne medizinische Versorgungszentren gründen, während Praxissitze zu Preisen gehandelt werden, die für junge Ärzte unerschwinglich sind. Dies verstärke die Konzentration der Ärzte in Zentren an lukrativen Standorten und dünne die Versorgung in der Fläche aus. Aus der zahnärztlichen Versorgung wurde über Zahnarztketten mit billigem Zahnersatz aus China und Discountzahnersatz aus dem Internet berichtet. Für den Bereich der Arzneimittelversorgung wurde auf pick-up-Stellen in Drogeriemärkten und die Sorge vor einem Fall des Fremdbesitzverbotes hingewiesen, das Apotheker zu abhängigen Verkäufern in Kettenapotheken machen könnte.

Diese Entwicklungen hätten gravierende und nach Einschätzung der Repräsentanten oft negative Auswirkungen auf die Patienten. "Wir müssen darüber diskutieren, wie viel Einfluss wir den Kapitalgesellschaften im Gesundheitswesen zubilligen", meinte Hans-Peter Küchenmeister, Präsident der Zahnärztekammer, "wir wollen, dass Patient und Arzt über medizinische Dinge entscheiden und nicht der Staat oder der Aktienkurs". Übereinstimmend warnten die Vertreter der Heilberufler vor einer sich abzeichnenden Entwicklung, bei der in erster Linie gewinnorientierte Konzerne die Versorgung bestimmen würden. "Das eigenverantwortliche Handeln von freiberuflichen Heilberufen wird damit gefährdet – und das kann nicht im Sinne der Patienten sein," erklärte Holger Iven, Präsident der Apothekerkammer. Darüber hinaus lehnten die Heilberufler staatliche Eingriffe ab. Denn durch Budgetierung, Rabattvertragschaos in den Apotheken und Existenznöte der Krankenhäuser als Folge von gesetzlich verordneten Sanierungsbeiträgen seien viele Probleme erst geschaffen worden.

Die Körperschaften der Heilberufe appellierten an den Gesetzgeber, weder einen ungeregelten freien Markt noch ein staatliches Gesundheitswesen zu schaffen. Den besten Nutzen für die Patienten böten die regionale Selbstverwaltung und die eigenverantwortliche Ausübung der freien Heilberufe. Im öffentlichen Teil der Veranstaltung mit etwa 150 Teilnehmern vertiefte Prof. Dr. Eberhard Wille, Mannheim, die Betrachtungen zur Ökonomisierung des Gesundheitswesens und bot damit die Grundlage für die anschließende Diskussion.

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