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Prävention – ein Megatrend
Auch wenn ein Präventionsgesetz noch auf Eis liegt: Prävention ist ein Zukunftsthema. Die Vorbeugung und Verhütung von Krankheiten wird, so meine Prognose, noch eine weit größere und bedeutendere Rolle spielen als heute. Wenn angesichts der steigenden Gesundheitsausgaben die Therapie immer teurer wird und damit die Beiträge zur Krankenversicherung immer höher ausfallen, kann es nur einen vernünftigen Ausweg geben: Krankheiten erst gar nicht entstehen zu lassen, so weit dies möglich ist und so weit man selbst etwas dafür tun kann: Zauberwort Prävention.
Doch das Wissen um eine richtige Prävention ist in der Bevölkerung nur sehr rudimentär ausgeprägt oder kaum präsent. Und wenn das Wissen vorhanden ist, dann fehlt es doch an der aktiven Umsetzung der Präventionskenntnisse in die Praxis, an der Motivation. Einfache Beispiele zeigen es: Nehmen wir nur die richtige Ernährung und die Bewegung. Wie viele Krankheiten sind heute auf eine falsche Ernährung ("Selbstmord mit Messer und Gabel") und mangelnde Bewegung zurückzuführen? Der Anstieg von Diabetes mellitus in unserer Gesellschaft zeigt dies überdeutlich ebenso wie die Zunahme der Adipositas – Krankheiten, die mit einer gesunden Lebensweise in vielen Fällen hätten vermieden werden können, eben durch Prävention. Ganz zu schweigen von den Gefahren durch das Rauchen und den Folgeerkrankungen. Welche Kosten könnten in unserem Gesundheitswesen gespart werden, wenn das Wissen um die richtige Vorbeugung besser im Bewusstsein der Bevölkerung verankert wäre und sich die Menschen wenigstens ein Stück weit daran hielten.
Die Apotheker haben schon früh von der Politik gefordert, in die Prävention eingebunden zu werden. Verfolgt man die letzten Apothekertage, findet man immer wieder einen verabschiedeten Antrag, der den Gesetzgeber dazu auffordert, die Apotheker stärker mit Aufgaben in der Prävention zu betrauen, beispielsweise auf dem Apothekertag im letzten Jahr. Dort fordert ein Antrag vom Gesetzgeber, "die Apothekerinnen und Apotheker mit ihrem umfassenden Leistungsangebot im Bereich der Prävention und Prophylaxe neben den Ärzten als weiteren Heilberuf im Präventionsgesetz zu verankern". Und in diesem Jahr wurden erneut Gesetzgeber und Krankenkassen aufgefordert, Apothekerinnen und Apotheker in den Bereich der Primär- und Sekundärprävention mit einzubeziehen. Unterstützend dazu sollen Aus-, Fort- und Weiterbildung verstärkt auf den Aspekt der Prävention ausgerichtet werden. Warum tut sich hier von Seiten des Gesetzgebers nichts? Warum will man den Apotheker als Präventionsmanager nicht fördern oder mit einbeziehen? Gerade die Apotheke mit ihrem leichten Zugang für jedermann ist doch wie geschaffen dafür, Kenntnisse über die Prävention von Krankheiten an die Bevölkerung weiterzugeben.
Nicht auf den Gesetzgeber warten wollte der Vorstand der Bayerischen Landesapothekerkammer. Er ergriff die Initiative und gründete 2007 das unabhängige Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG). Nach einer Phase der Vorarbeit konnten in diesem Jahr die ersten Projekte starten. Im nächsten Jahr soll dann der erste Kurs der Weiterbildung "Prävention und Gesundheitsförderung" starten. Zu den Vorhaben in diesem Jahr gehört die Aktion "Apotheke macht Schule". Apothekerinnen und Apotheker gehen in Schulen, halten dort vor Schülerinnen und Schülern Vorträge beispielsweise über Essstörungen, gesunde Ernährung oder Lifestyle-Pillen. Das Konzept "Apotheke macht Schule" hat die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg ins Leben gerufen und mittlerweile an andere Bundesländer, darunter Bayern, Berlin, Rheinland-Pfalz u. a. weitergereicht. Ein hervorragender Ansatz, der unbedingt weiterverfolgt und ausgebaut werden sollte!
Bisher sind Gesundheitsthemen in den Lehrplänen der Grundschulen so gut wie nicht vorgesehen. Die Schüler von heute erfahren in den Schulen nichts oder nur wenig über eine gesunde Ernährung, über die Notwendigkeit ausreichender Bewegung, über die richtige Mund- und Zahnpflege. Sie erfahren auch nichts über die unterschiedlichen Arzneiformen, deren Anwendung, über Themen wie Einnahmetreue (Compliance) oder auch über die richtige Einnahme von Arzneimitteln generell. Hier eröffnet sich ein großes Betätigungsfeld für Apotheker, die sich berufen fühlen, den Gedanken der Prävention und Vorbeugung an die Bevölkerung weiterzugeben. Die Chance, dass Kinder Kenntnisse über Gesundheitsvorbeugung und den richtigen Umgang mit Arzneimitteln beherzigen, ist wesentlich größer als bei Erwachsenen. Menschliches Verhalten wird zu einem Großteil in der Kindheit geprägt. In diesem Sinne ist zu wünschen, dass WIPIG eine Erfolgsstory wird, sich auf andere Bundesländer ausbreitet und sich viele Kolleginnen und Kollegen finden, die hier mitmachen.
Peter Ditzel
"Gedacht” ist nicht gesagt …
"gesagt” ist nicht gehört …
"gehört” ist nicht verstanden …
"verstanden” ist nicht gewollt …
"gewollt” ist nicht gekonnt …
"gekonnt und gewollt” ist nicht getan …
"getan” ist nicht beibehalten …
nach Konrad Lorenz (1903–89),
österreichischer Verhaltensforscher,
1973 Nobelpreis
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