Arzneimittel und Therapie

Ibuprofen senkt Fieber schneller als Paracetamol

Allerdings hält die Wirkung einer Monotherapie mit Ibuprofen nicht so lange an, wie unter Paracetamol. Eine kombinierte oder eine abwechselnde Einnahme der beiden Wirkstoffe scheint Kinder in den ersten 24 Stunden am längsten fieberfrei zu halten. Zu diesem Schluss kommen die Autoren einer aktuell veröffentlichten Studie, die 156 Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und sechs Jahren einschloss. Bisher wurde aus Angst vor Überdosierungen von Kombinationen abgeraten.

Fieber gilt als eine häufige Begleiterscheinung auch von banalen Infektionen bei Kindern. Ob es immer medikamentös behandelt werden sollte oder vielleicht eher als Teil der natürlichen Immunantwort des Körpers angesehen werden sollte, wird kontrovers diskutiert. Wenn aber die Entscheidung für eine antipyretische Therapie gefallen ist, so ist in der Regel ein schneller Wirkungseintritt gewünscht. Die am häufigsten in der Pädiatrie angewendeten Antipyretika sind Paracetamol und Ibuprofen. Da sie einen unterschiedlichen Wirkungsmechanismus haben, ist eine additive Wirkung vorstellar. Aus Angst vor Überdosierungen wurde bisher in der Regel von Kombinationen abgeraten, zumal Paracetamol eine enge therapeutische Breite hat.

In die englische Studie wurden 156 Kinder im Alter von sechs Monaten und sechs Jahren eingeschlossen, die akut mit einem Fieber zwischen 37,8 und 41° Celsius erkrankt waren und zu Hause behandelt wurden. Die Kinder wurden auf drei Gruppen randomisiert, in denen sie entweder Paracetamol oder Ibuprofen oder beides kombiniert erhielten. Die eingesetzte Dosis wurde dabei nach dem Gewicht des Kindes festgelegt: Eine Dosis Paracetamol entsprach 15 mg/ kg Körpergewicht, eine Dosis Ibuprofen entsprach 10 mg/kg Körpergewicht. Primäres Studienziel war die fieberfreie Zeit in den ersten fünf Stunden nach der ersten Medikation.

Am schnellsten – nach durchschnittlich 42,2 Minuten – erreichten die Kinder unter Ibuprofen eine Temperatur unter 37,2°C und galten damit als fieberfrei. Etwas länger – durchschnittlich 45,5 Minuten – dauerte es unter der Kombination, während die Kinder unter einer Monotherapie mit Paracetamol erst nach durchschnittlich 71 Minuten fieberfrei waren. Als Schlussfolgerung aus diesen Ergebnissen raten die Autoren, wenn eine schnelle Fiebersenkung erwünscht ist, zunächst zu Ibuprofen zu greifen.

War Ibuprofen allein in den ersten vier Stunden den beiden anderen Therapien überlegen, so lässt die Wirkung danach – trotz wiederholter Gabe – offenbar nach. In der Studie waren die Kinder jedenfalls in den ersten 24 Stunden unter einer Kombination von Paracetamol und Ibuprofen 2,5 Stunden länger fieberfrei als unter Ibuprofen allein.

Pragmatische Empfehlung der Autoren

Die Autoren ziehen aus pragmatischen Gründen einen gewagten Schluss: Obwohl diese Option in der Studie nicht untersucht wurde, sollten Ibuprofen und Paracetamol abwechseln gegen werden, um die Kinder in den ersten 24 Stunden möglichst lange fieberfrei zu halten. Wichtig sei dabei, dass die Eltern sorgfältig notieren, wann sie welche Dosen geben. So soll eine versehentliche Überdosierung vermieden werden. Diese Empfehlung steht allerdings im Gegensatz zu den derzeitigen Empfehlungen des National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE), das den Ärzten rät, sich zwischen Ibuprofen oder Paracetamol zu entscheiden, nicht aber beide Mittel zu kombinieren. Die Autoren der Studie sind aber davon überzeugt, dass die abwechselnde Gabe nicht nur besser ist, sondern auch kostengünstiger. Um dies zu belegen, soll eine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt werden.

 

Quelle

Hay, A.; et. al.: Paracetamol plus ibuprofen for the treatment of fever in children (PITCH): randomised controlled trial. Brit. Med. J. 2008; 337; a1 302 . Doi: 10.1136/bmj.a1302). 

 


 

ck

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