- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 36/2008
- Alternative zu ...
Arzneimittel und Therapie
Alternative zu Ciclosporin erfolgreich im klinischen Test
Etwa 2 bis 3% der Bevölkerung sind von der Schuppenflechte (Psoriasis) betroffen. Die Erkrankung verläuft individuell unterschiedlich. Bei vielen Betroffenen wechseln sich Krankheitsschübe und belastungsfreie Phasen ab, bei etwa 25% tritt die Schuppenflechte nur ein Mal auf. Psoriasis gilt als nicht heilbar. Die Hauterkrankung tritt in sehr vielen Erscheinungsformen auf; die häufigste Form ist die Psoriasis vulgaris mit scharf begrenzten einzelnen Herden, die von silbrig-grauen Schuppen bedeckt sind. Die Herde sind vor allem im Ellenbogen- und Kniebereich sowie im Bereich des Kreuzbeins und der Haaransatzstellen am Kopf lokalisiert. Der Schweregrad der Erkrankung und die Erfolge einer Therapie werden mittels des sogenannten PASI(Psoriasis Area and Severity Index)-Scores ermittelt.
Immunsuppressiva unterdrücken Psoriasisläsionen
Psoriasis ist eine erblich bedingte Autoimmunerkrankung, wobei als auslösende Faktoren eine Vielzahl von inneren und äußeren Ursachen genannt werden. Es kommt dann zu einer massiv beschleunigten Zellerneuerung in der Oberhaut. Vor mehr als 20 Jahren wurde eher zufällig entdeckt, dass das Immunsuppressivum Ciclosporin die Läsionen der Psoriasis unterdrücken kann. Die Nephrotoxizität von Ciclosporin hat aber einen breiten Einsatz des Medikamentes verhindert. Für Voclosporin (ISA247), das wie Ciclosporin zu den Calcineurininhibitoren gehört, liegen jetzt die Ergebnisse einer Phase-III-Studie vor. In diversen kanadischen Kliniken beteiligten sich 451 Patienten im Alter von 18 bis 65 Jahren mit einem Befall von mindestens 10% der Körperoberfläche an der Studie. Unter der höchsten Dosierung von 0,4 mg Voclosporin/kg Körpergewicht erzielten 47% der Patienten nach zwölf Wochen eine Reduktion des PASI-Wertes um wenigstens 75%. In den beiden anderen Dosierungen war die Wirkung deutlich geringer (25% in der 0,3 mg/kg-Gruppe und 16% in der 0,2 mg/kg-Gruppe), aber immer noch deutlich besser als in der Placebo-Gruppe. Die Wirksamkeit des Calcineurininhibitors ISA247 wurde nach zwölf Wochen beurteilt. Danach nahmen die Patienten den Wirkstoff nochmals zwölf Wochen ein. Die Verträglichkeit wurde als gut bewertet, obwohl bei einer Dosierung von 0,4 mg/kg 13% der Patienten die Studie vorzeitig abbrachen. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Nasopharyngitis und Infekte der oberen Atemwege. Es wurde ein geringer Anstieg des Blutdrucks beobachtet. Ein Rückgang der glomerulären Filtrationsrate wird in der höchsten Dosierung bei 6% der Patienten angegeben und war häufigster Grund für einen Abbruch der Behandlung. Die Nierenfunktionsstörungen sollen in der Regel reversibel sein.
Kritik an der Studie gab es im Editorial derselben Ausgabe des Lancet: Für die Beurteilung einer möglichen nephrotoxischen Wirkung des neuen Wirkstoffes sei der Untersuchungszeitraum zu kurz. Grundsätzlich wird auch die FDA kritisiert, da sie – unabhängig von der Ausgangssituation und der Verfügbarkeit geeigneter Behandlungsmöglichkeiten – immer noch placebokontrollierte Studien fordert, was in diesem Fall angesichts einer Vielzahl von wirksamen Antipsoriatika ethisch bedenklich erscheint.
Quelle
[1] Papp, K.; et al.: Efficacy of ISA247 in plaque psoriasis: a randomised, multicentre, placebo-controlled phase III study. Lancet 2008, 371: 1337 – 1342.
[2] Naldi, L.: The search for effective and safe disease control in psoriasis. Lancet 2008, 371: 1311 – 1312.
Dr. Hans-Peter Hanssen, Universität Hamburg, Institut für Pharmazeutische Biologie und Mikrobiologie, Bundesstr. 45, 20146 Hamburg
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.