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Prävention: Zukunftsthema für Apotheker
Um herauszufinden, welche Rolle Apotheken in der Vorsorge spielen können, hat das Meinungsforschungsunternehmen infas vergangenen April im Auftrag der ABDA mit 3370 Bundesbürgern ab 16 Jahren telefonische Interviews geführt. Die Fragen rankten sich um das gesundheitliche Befinden und die eigene Einschätzung der Befragten, wie viel sie zum Erhalt ihrer Gesundheit unternehmen. Am 25. August stellte die ABDA die Ergebnisse in Berlin vor. Danach fühlt sich ein Großteil der Deutschen körperlich fit: Gut zwei Drittel bezeichneten ihren Körperzustand als gut (43 Prozent), sehr gut (19 Prozent) oder ausgezeichnet (6 Prozent). Die meisten sind auch der Meinung, einiges zur Vorbeugung von Erkrankungen zu tun. So gaben 87 Prozent an, sich im vergangenen Monat regelmäßig bewegt zu haben und 85 Prozent erklärten, sich gesund ernährt zu haben. Wenig Alkohol wollen 81 Prozent konsumiert haben, 65 Prozent waren Nichtraucher. An speziellen Präventionskursen nahmen lediglich 16 Prozent teil – unter den über 65-Jährigen war es allerdings fast jeder Vierte. Diese Altersgruppe erwies sich in der Befragung vielfach als sensibler für Präventionsfragen als die Jüngeren.
Beliebte Ausflüchte: Keine Zeit, kein Geld
Auch wenn die Mehrheit der Befragten eine positive Selbsteinschätzung hat: Bei genauerem Nachfragen zeigt sich, dass sich knapp jeder Dritte (29 Prozent) gar nicht für die Gesundheitsvorsorge interessiert. Diese "Präventionsmuffel" treiben keinen Sport, achten nicht auf gesunde Ernährung und kümmern sich nicht um regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen. Das häufigste Argument (52 Prozent) gegen die Prävention war die mangelnde Zeit. 57 Prozent der Männer und 44 Prozent der Frauen gaben diese Antwort. Jeweils ein knappes Drittel erklärte zudem, nicht genug Geld zu haben, nicht zu wissen, was zu tun ist bzw. nicht zu wissen, wo ein Anfang gemacht werden kann. Die Gruppe der über 65-Jährigen ist hier besonders deutlich vertreten – so gab mehr als die Hälfte von ihnen an, sie wüssten nicht, was sie für den Erhalt ihrer Gesundheit tun könnten. 50 Prozent der Älteren erklärten zudem, körperlich zu eingeschränkt zu sein, als dass Vorsorgemaßnahmen möglich wären.
Gute Ausgangsposition für Apotheken
"Wer sich durch das Thema Krankheitsvorsorge überfordert fühlt und wissen möchte, was er individuell tun kann, sollte sich in der Apotheke beraten lassen", erklärte hierzu Schmidt. Auch durch den Umstand, dass vier von zehn Befragten dauerhaft rezeptpflichtige Medikamente und ein Viertel gelegentlich oder kontinuierlich rezeptfreie Arzneimittel einnehmen, haben die Apotheken gute Ansatzpunkte, um ihre Kunden über Präventionsmaßnahmen zu informieren – und diese müssen nicht zwingend in der Apotheke selbst stattfinden, sondern können auch von Abgabesituationen abgekoppelt sein, betonte Schmidt. Die Umfrage zeigt, dass die Bürger durchaus bereit sind, Präventionsangebote außerhalb der Ärzteschaft anzunehmen: 49 Prozent erklärten, sie würden solche Angebote nutzen, wenn sie kostenlos wären; 21 Prozent würden für sie auch bezahlen. Hilfreich für die Apotheken ist sicherlich, dass sie nach wie vor von den Bürgern geschätzt werden: In der infas-Umfrage bewerteten 58 Prozent das Apothekensystem mit den Schulnoten "sehr gut" oder "gut". Unter den über 65-Jährigen waren es sogar 68 Prozent, die Bestnoten an die Pharmazeuten vergaben. Insgesamt schnitten die Apotheken mit einer Durchschnittsnote von 2,4 ab. "Wir freuen uns über diese Wertschätzung unserer täglichen Leistung", kommentierte Schmidt dieses Ergebnis.
Honorierung der Apotheken nötig
Für den ABDA-Vize ist die Apotheke daher der richtige Ort, das Gesundheitsbewusstsein der Menschen zu stärken – und das nicht nur durch einzelne Aktionen sondern auch durch eine kontinuierliche Betreuung. Aus seiner Sicht sind nun die Krankenkassen gefordert: "Wir erwarten, dass sie unsere Leistungen auch honorieren". Zwar sei der ökonomische Effekt einer präventiven Maßnahme schwierig zu messen – eine vom Aufwand abhängige Vergütung hält Schmidt dennoch für realisierbar. Vorbild könnte etwa die Art der Honorierung sein, wie sie derzeit schon in Hausapothekenverträgen vereinbart sei. "Wir freuen uns, mit den Krankenkassen über erste Ansätze zu sprechen", sagte Schmidt.
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