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- DAZ 34/2008
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Arzneimittel und Therapie
Nutzen von Memantin bei Alzheimer-Demenz ungeklärt
Ausgewertet hat das IQWiG Studien, die für Patienten und ihre Angehörigen maßgebliche Therapieziele untersucht haben: kognitive Fähigkeiten (z. B. Erinnerungsvermögen) und Alltagskompetenz (z. B. bei der Körperpflege) gehören ebenso dazu wie psychische Begleiterscheinungen (z. B. Depression, krankhafte Unruhe), Lebensqualität und die Vermeidung der Aufnahme in ein Pflegeheim. Von insgesamt elf betrachteten Studien, die Memantin bei Patienten mit moderater oder schwerer Alzheimer Demenz untersuchten, konnten letztlich nach Auffassung des IQWiG aber nur vier Studien in die Bewertung eingeschlossen werden. Bei zwei der sieben ausgeschlossenen Studien blieb eine Anfrage des IQWiG bei den Autoren, Wissenschaftlern von britischen und chinesischen Universitäten, unbeantwortet. Für die anderen fünf nicht eingeschlossenen Studien habe die Firma Merz, die den Wirkstoff entwickelt und eines der beiden derzeit auf dem deutschen Markt zugelassenen Memantin-Präparate herstellt, keine oder nur unvollständige Daten bereitgestellt, so das IQWiG. Das Institut bezieht sich hierbei insbesondere auf die Daten zu unerwünschten Wirkungen: Weil hier wesentliche Informationen fehlen, lasse sich das Schadenspotenzial des Wirkstoffs nicht angemessen bewerten. Die Firma Merz diskutiert die Methodik des IQWiG kontrovers und übt am Vorbericht Kritik: Es sei völlig unverständlich, dass das IQWiG für die Nutzenbewertung von Memantin einen Großteil der verfügbaren und der von Merz zur Verfügung gestellten Studiendaten nicht in die Nutzenbewertung einbezogen hat, so ein Sprecher der Merz Pharmaceuticals GmbH. Merz wird im weiteren Bewertungsprozess entsprechend Stellung nehmen, damit die für die verschiedenen Zulassungen von Memantin verwendeten Studien auch bei der Nutzenbewertung berücksichtigt werden.
Der Vorbericht ist Teil eines umfassenden Auftrags des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapiemöglichkeiten für Alzheimer-Demenz zu bewerten. Bis zum 11. September 2008 können interessierte Personen und Institutionen schriftliche Stellungnahmen dazu abgeben. Danach wird der Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht an den Auftraggeber, den G-BA, weitergeleitet.
Alltagskompetenz im mittelschweren Stadium verbessert
Die Aussagekraft der vier ausgewerteten Studien ist nach Meinung des IQWiG nur eingeschränkt. Denn bei allen vier Vergleichen wurden die Ergebnisse zu einzelnen Therapiezielen nicht oder nur unvollständig veröffentlicht. Trotz einer Anfrage des IQWiG nach einer umfassenden Ergebnisdokumentation wurde diese nur zum Teil übermittelt. So kommt das IQWiG zum vorläufigen Fazit, dass der Nutzen von Memantin für die Behandlung der moderaten bis schweren Alzheimer-Demenz nicht belegt ist. Lediglich für eine Untergruppe, nämlich Patienten mit einem mittelschweren Grad der Erkrankung, gibt es Hinweise, wonach der Wirkstoff den Erhalt alltagspraktischer Fähigkeiten positiv beeinflussen könnte. Wird Memantin nicht allein, sondern zusätzlich zu Donepezil, einem Cholinesterasehemmer, eingenommen, könnten Patienten mit mittelschwerer Alzheimer-Demenz nicht nur bei der Alltagskompetenz, sondern auch in Hinblick auf psychische Begleitsymptome Vorteile haben.
Unklar bleibt zudem auch der mögliche Schaden von Memantin, da die verfügbaren Risikodaten bei der Therapie zusammen mit Donepezil nicht der deutschen Zulassungssituation entsprechen und lückenhaft sind.
Quelle
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Memantin bei Alzheimer Demenz. Vorbericht A05-19C. Köln: IQWiG; 2008.
Mit Memantin die Alltagskompetenz erhalten. Pressemitteilung der Merz Pharmaceuticals GmbH vom 14. August 2008.
ck
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