Die Medikamentendatenbank NADAMed

Im Mai 2008 schaltete die NADA erstmals eine Medikamentendatenbank NADAMed im Internet frei, in der sich Sportler und Betreuer hinsichtlich der Dopingrelevanz einzelner Wirkstoffe und Arzneimittel informieren können (www.nadamed.de). Wir sprachen mit der Leiterin der Abteilung Medizin, Marlene Klein, und ihrer Kollegin, Apothekerin Kerstin Neumann. Klein ist bereits seit Januar 2003 bei der NADA, Neumann seit Oktober 2007. Die junge Apothekerin hatte zufällig mitbekommen, dass in der NADA ein Pharmazeut für ein Projekt gesucht wird, und weil sie selbst als Leistungsschwimmerin aktiv war, ist sie gerne auf den Zug aufgesprungen. Auch nach ihrer Promotion an der Uni Bonn, die zum Jahresende ansteht, will sie weiter bei der NADA bleiben.

DAZ:

Frau Klein, Frau Neumann, erklären Sie bitte kurz, wie die Medikamentendatenbank der NADA funktioniert.

Klein: Es gibt verschiedene Suchmöglichkeiten, entweder über Oberbegriffe wie "Anabolika" oder "Cortison" oder auch die Option, einen Wirkstoff oder ein Fertigarzneimittel einzugeben. Soweit ein entsprechender Datensatz vorhanden ist, erscheint dann eine kurze Auskunft über das betreffende Doping-Reglement.

DAZ:Wie treffen Sie die Auswahl der Präparate?

Neumann: Die Datenbank beinhaltet eine Auswahl von Medikamenten, zu denen uns häufig Anfragen erreichen oder die bei Sportlern viel verwendet werden. Wir haben zurzeit knapp 3000 Medikamente und Wirkstoffe erfasst. Die Datensätze werden ständig erweitert.

DAZ:

Was ist mit Nahrungsergänzungsmitteln?

Klein: Das ist ein ganz schwieriges Feld. Die Datenbank weist keine Nahrungsergänzungsmittel aus. Wir raten allerdings den Sportlern diesbezüglich zu höchster Vorsicht. Wenn Vitamine, Mineralien und Spurenelemente supplementiert werden sollen, empfehlen wir, Präparate zu verwenden, die als Arzneimittel in Verkehr sind.

DAZ:

Die Dopingverbotsliste enthält an einigen Stellen den Vermerk "und andere Wirkstoffe mit ähnlicher Struktur oder ähnlichen pharmakologischen Wirkungen". Wie gehen Sie damit um, wenn ein Wirkstoff nicht explizit auf der Liste steht, aber möglicherweise unter das Verbot fällt?

Neumann: Wenn unsere Recherchen nicht zum Erfolg führen, fragen wir hierzu bei der Welt Anti Doping Agentur (WADA) an. Dies sollte ja auch einheitlich entschieden werden. Es gibt im übrigen seit Kurzem eine DATA-Review-Group, ein Netzwerk, in dem die Anfragen an die WADA gesammelt werden. Hier haben die Dopingagenturen über ein Intranet Zugang.

DAZ:

Die Angaben in der NADA-Datenbank können unter Umständen von erheblicher rechtlicher Relevanz sein. Wie sichern Sie sich ab?

Klein: Jeder Nutzer muss vor Betreten der Datenbank die Nutzungsbedingungen lesen und durch Anklicken eines Buttons bestätigen, dass er sie verstanden hat und akzeptiert. Selbstverständlich erstellen wir die Angaben in der Datenbank mit größtmöglicher Sorgfalt. Die Informationen beruhen auf den Angaben der Pharmaunternehmen in den Fachinformationen und in der Roten Liste. Trotzdem sind die Auskünfte unverbindlich. Sie dienen ausschließlich einer ersten Information des Nutzers. Eine Haftung der NADA ist ausgeschlossen.

DAZ:

Man hört immer wieder, dass Athleten in eine "Doping-Falle" tappen. Was ist hierunter zu verstehen?

Neumann: Hiermit ist eine versehentliche Einnahme oder Anwendung verbotener Substanzen gemeint, ohne auch nur im entferntesten an Doping zu denken.

DAZ:

Können Sie hierzu einige Beispiele nennen?

Klein: Aus dem Arzneimittelbereich: Mucosolvan^® (Ambroxol) ist erlaubt, Spasmo-Mucosolvan^® (Ambroxol und Clenbuterol) nicht, hier kommt es oft zu Verwechslungen. Da wäre auch noch der Mohnkuchen. Morphin steht auf der Dopingverbotsliste – schon der Verzehr von einem Stück Mohnkuchen mit einem hohen Morphingehalt kann zu einem positiven Dopingbefund führen. An so etwas denkt kaum ein Athlet.

DAZ:

Wird die Datenbank NADAMed gut angenommen?

Neumann: Wir sind sehr zufrieden. Pro Tag werden mindesten 100 Arzneimittel abgefragt, Tendenz steigend.

DAZ:

Welche Hilfestellungen gibt die NADA den Sportlern noch?

Klein: Wir haben einiges zu bieten: Zunächst mal unser Info-Faltkärtchen, dann die Broschüre "Beispielliste zulässiger Medikamente". Sie kann auf unserer Webseite heruntergeladen werden. Außerdem kann bei Unklarheiten über ein Medikament mithilfe eines speziellen Formulars, das ebenfalls zum Download bereit steht, auch eine individuelle Medikamentenanfrage an die NADA gerichtet werden. Daneben gibt es allgemeines Informationsmaterial, ein spezielles Handbuch zur Dopingprävention für Trainer und Betreuer. Für die Zielgruppe jugendlicher Athleten bieten wir die Basisbroschüre "high five" an, die sehr gut ankommt. Sie vermittelt nicht nur Grundwissen zum Thema Doping, sondern fordert auch zur kritischen Auseinandersetzung und Selbstreflexion auf (www.highfive.de).

DAZ:

Wie fühlen Sie sich als Angehörige der Gesundheitsberufe in diesem sportrechtlich geprägten Umfeld?

Neumann: Das ist gar kein Problem, ganz im Gegenteil. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit läuft in der NADA hervorragend, und auch unsere spezielle Aufgabe in der Agentur ist spannend: Die anderen sind die Jäger, und wir sind die Dienstleister.

DAZ:

Vielen Dank für das Gespräch!