Aus Kammern und Verbänden

Pharmazeutische Kompetenz muss erlebbar sein

"Qualität bedeutet, dass der Kunde und nicht die Ware zurückkommt." Unter diesem Aspekt fand die letzte Kammerversammlung der LAK Brandenburg der laufenden Legislaturperiode am 11. Juni in Potsdam statt – Anlass und Gelegenheit, Resümee zu ziehen. In seinem Gastvortrag betonte der Leiter des neuen Geschäftsbereiches Arzneimittel der ABDA, Prof. Dr. Martin Schulz, dass die pharmazeutische Kompetenz des Apothekers für den Patienten erkennbar und erlebbar sein muss.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen in den vergangenen vier Jahren wechselten häufig. 2004 kam das GKV-Modernisierungsgesetz, welches eine freie Preisgestaltung im OTC-Segment und einen Ausschluss von der Verschreibungsfähigkeit, die Zulassung des Versandhandels mit Arzneimitteln, das Kombi-Modell (weitgehend preisunabhängige Apothekenvergütung) und den Filialbesitz an Apotheken zum Inhalt hatte. 2006 folgte das Arzneimittelversorgungs- Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) mit dem Verbot von Naturalrabatten und einer Begrenzung der Barrabatte sowie der Möglichkeit der Zuzahlungsbefreiung für Patienten. 2007 schloss sich das Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG) an, das Rabattverträge zwischen Krankenkassen und Herstellern und eine Anhebung des Apothekenabschlags auf 2,30 Euro einführte. Systembewahrend blieben noch das Arzneimittelmonopol der Apotheken, das Fremdbesitzverbot an Apotheken und ein einheitlicher Abgabepreis bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln erhalten.

Jede zweite Kammerversammlung wurde durch einen Gastvortrag bereichert. Dabei konnten sowohl die gesellschaftlichen Veränderungen berücksichtigt als auch insbesondere auf die Qualität eingegangen werden:

  • 2005 ZL-Ringversuche als qualitätssichernde Maßnahme in der Apotheke
  • 2006 Anforderungen an den Apotheker bei der Arzneimittelversorgung
  • 2007 Zukunft der Apotheken
  • 2008 Pharmazeutische Kompetenz des Apothekers – Voraussetzung für den freien Heilberuf

Zu diesem Thema sprach der Leiter des neuen Geschäftsbereiches Arzneimittel der ABDA, Prof. Dr. Martin Schulz. Er ging darauf ein, dass es der ABDA ein Kernanliegen ist, die pharmazeutische Kompetenz des Apothekers und deren Wahrnehmung zu verbessern, und zwar auf drei verschiedenen Ebenen. Zum einen soll die pharmazeutische Kompetenz des Apothekers für den Patienten erkennbar und erlebbar sein, d. h. auch so wahrgenommen werden.


Ernennung zum Ehrenamtlichen Pharmazierat

In seiner Ansprache ging der Staatssekretär auf die zunehmende Überwachungstätigkeit ein. Diese Aufgaben nähmen an Inhalt und Zahl zu. Er sprach vom Zwiespalt zwischen Kollegialität und ehrenamtlicher Aufsicht in einer Person und wünschte den Kollegen daher auch ein glückliches Händchen bei den Revisionen. Im Sinne eines kollegialen Miteinanders wünschen auch wir unseren Neueinsteigern Freude und Erfolg und bedanken uns bei allen Aktiven für die geleistete Arbeit. 

Aus den Händen von Gesundheitsstaatssekretär Winfried Alber (ganz rechts) nahmen Rainer Krüger, Falkenberg, Ulrike Patzer-Schniewind, Wittenberge, Stefanie Weichert, Rangsdorf, Katrin Wolbring, Senftenberg, Susanne Kelm, Putlitz, Anke Klassen, Mahlow, Daniela Lehrack, Forst, und Silke Hollatz-Herzberg, Rheinsberg (von links), ihre Ernennungsurkunde zum Ehrenamtlichen Pharmazierat entgegen.Foto: LAK Brandenburg

 

Die zweite Ebene ist der pharmazeutische Handlungsrahmen, dessen Möglichkeiten aufgrund der pharmazeutischen Kompetenz (und nicht der ökonomischen!) begrenzt sind. Ziel ist es, kompetenzbasierte Rahmenbedingungen mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens festzulegen. Politiker, Ärzte, Verbraucherschutzorganisationen und Krankenkassen sind Hauptzielgruppen. Ein Ansatzpunkt wären beispielsweise Vereinbarungen der Zuständigkeiten (Leitlinien, Verträge oder Konsensusvereinbarungen).

Die dritte Ebene stellt das Ansehen in der Öffentlichkeit, das heißt in Presse, Politik etc. dar. Hier soll das Bild des Apothekers von pharmazeutischer Kompetenz mit dem Ziel der Verbesserung von Image und Akzeptanz geprägt werden. Erreichen kann man das durch Unterstützung überregionaler Projekte, Einbringen der eigenen pharmazeutischen Leistungen auf Bundesebene oder auch durch die tägliche Öffentlichkeitsarbeit (Pressespiegel der ABDA). Der Geschäftsbereich Arzneimittel stellt dafür verschiedene Angebote zur Verfügung:

Um dem Patienten die pharmazeutische Kompetenz des Apothekers näherzubringen werden Arzneimittelinformationen z. B. in Form von Büchern, Zertifikatfortbildungen (u. a. für Asthma, Diabetes, Hypertonie), Publikationen, Vorträge, Seminare, Wochenendworkshops, Tools (z. B. Manuale zur Pharmazeutischen Betreuung), Qualitätssicherung mithilfe von Standardanweisungen, Checklisten, Interaktionstabellen, Netzwerk pharmazeutische Betreuung/Hausapotheke oder auch Umsetzungsstrategien wie Projekte VITA (Asthma und COPD), EDGAr (Diabetes), ABP (arzneimittelbezogene Probleme) erarbeitet.

Die Angebote für die zweite Ebene, das heißt für unseren Berufsstand, sind u. a. ein Konsensuspapier der BAK/DDG zur pharmazeutischen Betreuung von Diabetespatienten sowie zur Gesundheitsberatung von Risikopatienten, ein Positionspapier BAK/DDG, VITA- und EDGAr-Interventionen zu den Aufgaben der wohnortnahen Apotheke bei der Prävention oder Erfassung von arzneimittelbezogenen Problemen im OTC-Bereich.

Angebote für die Verbesserung der Kompetenz in der Öffentlichkeit reichen von der Erstellung einer BMG-Koordinierungsgruppe zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit, über Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (speziell: Diabetes-Journal), Symposium Sucht bis hin zum Runden Tisch Patienteninformation oder zur Versorgungsforschung (DAPI).

All diese Angebote haben die Förderung der Stellung der Apotheke/des Apothekers als kompetenter Partner zum Ziel.

Besonderes Augenmerk richtete Professor Schulz der Frage der pharmazeutischen Bedenken bei den Rabattverträgen. § 4 Abs. 3 des Rahmenvertrages nimmt Bezug auf § 17 Abs. 5) der ApBetrO, das heißt es besteht die Möglichkeit, vom Kontrahierungszwang abzusehen, wenn im konkreten Einzelfall pharmazeutische Bedenken entgegenstehen. Dies gilt allerdings nur für Apotheken, nicht für Schlecker, dm etc.

Zur Darstellung der pharmazeutischen Kompetenz in der Öffentlichkeitsarbeit führte der Präsident den Kollegen den aktuellen Fernsehbeitrag vor, der landesweit ausgestrahlt wurde. Dieser Beitrag ist ebenfalls der Qualität, insbesondere der Arzneimittelsicherheit gewidmet. Es wird berichtet, welche Maßnahmen Industrie, Großhandel und Apotheke ergreifen, um die Sicherheit des Arzneimittels und der Arzneimittelversorgung zu gewährleisten. Auch auf den Internethandel wird Bezug genommen, ein Vertreter des Zollfahndungsamtes kommt zu Wort. Unterbrochen wird der Beitrag durch einen Apotheker-Tipp, dieses Mal zum Thema Allergien.

 

 

 

Unter dem Aspekt der Qualität setzte Frau Fuchs die Ausführungen fort und berichtete von der Qualitätsoffensive der Bundesapothekerkammer. Qualitätssicherungsmaßnahmen wie Ringversuche, PseudoCustomer-Besuche, Beratungschecks, Testkäufe, Fortbildung und Qualitätsmanagement sollten intensiviert und verbessert werden. Dabei war es jeder Kammer freigestellt, wie sie ihre Mitglieder motiviert und unterstützt. Brandenburg hat sich im Gegensatz zu anderen Bundesländern konsequent für die freiwillige Teilnahme bei externen Qualitätssicherungsmaßnahmen und für vermehrte Fortbildungsangebote entschieden. Dabei musste festgestellt werden, dass die Fortbildungswilligen die Angebote nach wie vor wahrnehmen, aber trotz Kostenübernahme keine höhere Beteiligung erreicht werden kann. Obwohl Brandenburg auch bei den ZL-Rezepturringversuchen immer deutlich über dem Bundesdurchschnitt lag, wurde im vergangenen Jahr die verpflichtende Teilnahme jeder Apotheke an einem ZL-Rezepturringversuch beschlossen. Hierbei lag der Fokus klar auf dem Fortbildungsmoment. Nach Abschluss der Qualitätsoffensive lässt sich feststellen, dass bei den Rezepturringversuchen das 2006 gesteckte Ziel übererfüllt wurde, bei den anderen freiwilligen, aber finanzierten Maßnahmen Brandenburg über dem Bundesdurchschnitt liegt, bei den hohen Fortbildungsteilnehmerzahlen deutlich mehr Zertifikate ausgestellt sein könnten und die Vorgehensweise zur Erreichung der Kammer-QMS-Zertifizierung geändert wurde. Es besteht nach wie vor noch Verbesserungspotenzial, sowohl in der Beratung als auch bei der Rezepturherstellung.

Die Kosten für die Rezepturringversuche finden sich auch im Haushalt wieder. Aber ebenso wurden viele weitere Fortbildungsveranstaltungen nachgefragt. Auf diese und andere Positionen ging Jörg Ehlert in seinem nunmehr 5. Haushaltsabschluss ein. Er zitierte den Wirtschaftsprüfer, dass die Haushaltsführung entsprechend den gesetzlichen Vorgaben erfolgt und der Kammer ein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk erteilt wurde.

Die Qualitätssicherung spiegelt sich ebenso in den Anträgen zum Deutschen Apothekertag wider. Ein Antrag betrifft die Arzneimittelversorgung in Heimen. Hier wird der Gesetzgeber aufgefordert, die Verpflichtung zum Abschluss eines Versorgungsvertrages auch im Heimgesetz festzuschreiben. Nur so können bei Zuwiderhandlungen entsprechende rechtliche Maßnahmen ergriffen und somit auch tatsächlich zur Qualitätsverbesserung der Arzneimittelversorgung der Heimbewohner beigetragen werden.

Der andere Antrag widmet sich der Arzneimittelsicherheit. Die Hersteller, insbesondere oral zu verabreichender, flüssiger Arzneimittel, werden aufgefordert, die Aufbrauchfristen nach Anbruch wissenschaftlich nachvollziehbar zu bestimmen und zu deklarieren. Während bei konservierten Augentropfen nahezu einheitliche Verwendbarkeitsfristen ausgewiesen werden, differieren die Angaben für (einheitlich) konservierte Lösungen und Suspensionen bis zum Sechsfachen, was bei Patienten schnell zu Irritationen führt.

Als Delegierte zum diesjährigen Apothekertag in München werden Franziska Bukowski, angestellte Apothekerin in der Schwanen-Apotheke Päwesin und Pressesprecherin im Kreis Potsdam Mittelmark, Dr. Christian Heyde, Leiter der Krankenhaus-Apotheke in Neuruppin und Mitglied des Prüfungsausschusses Klinische Pharmazie, Anja Hildebrandt, angestellte Apothekerin/Filialleiterin der Markt-Apotheke Ludwigsfelde und Wieland Krug, Inhaber der Katharinen-Apotheke Herzberg und Ehrenamtlicher Pharmazierat, gewählt.

Zum Abschluss der Kammerversammlung gab der Präsident einen Ausblick auf die kommenden vier Jahre und stellte die Aufgaben dar, die der Berufsstand sich auf die Fahnen schreiben sollte. Er wies darauf hin, dass alle einzuleitenden Maßnahmen einvernehmlich nur dem Ziel dienen können, den Apotheker als Heilberufler zu stärken. Dabei ging er insbesondere auf die Voraussetzungen zur Stabilisierung des Systems ein, nannte aber auch die Anforderungen an den einzelnen Apotheker sowie den Berufsstand.

LAK Brandenburg

 

 

Die Hermann-Hager-Medaille für Werner Galys

Werner Galys
Foto: LAK Brandenburg

Mit der Hermann-Hager-Medaille werden seit dem Jahr 2000 Kolleginnen und Kollegen für besondere Verdienste um das Apothekenwesen in Brandenburg von der Kammer geehrt. Auf Beschluss des Vorstandes wurde sie anlässlich der Kammerversammlung zum neunten Mal verliehen – die Ehrung wurde Werner Galys zuteil. Werner Galys war Leiter und späterer Inhaber der Neustadt-Apotheke Rathenow. Sein berufspolitisches Engagement übte er als Vorsitzender der Revisionskommission (1990–1991) im damaligen Apothekerverband, dem Vorläufer der Apothekerkammer, als Mitglied des Vorstandes der Landesapothekerkammer Brandenburg (1992–2004) und seit 2004 als Vorsitzender des Satzungsausschusses aus. Außerdem ist Werner Galys Kreisvertrauensapotheker und Pressesprecher im Landkreis Havelland. Er arbeitet in der Paul-Marschall-Stiftung mit, die neben der pharmazeutischen Ausbildung auch soziale Vorhaben unterstützt. Dankeschön und herzlichen Glückwunsch!

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