Aus Kammern und Verbänden

Vitamin C für Gesundheitsexperten – 2. ZetA-Akademie

Vier Wochen lang, mit Beginn am 7. Mai, zeigten sich die Thüringer Apotheker mit ihrer Aktion "Beratung ist die beste Medizin" aktiv in der Öffentlichkeit. Mit dem "Beratungsmobil" tourte ein Team der Landesapothekerkammer durch 24 Städte des Freistaates und informierte, unterstützt durch Apotheker vor Ort, die Bevölkerung über das vielfältige Leistungsspektrum der wohnortnahen Apotheke. Am 7. und 8. Juni, nach Abschluss der erfolgreichen Beratungstour, gab es für alle fortbildungshungrigen Apotheker, Pharmazieingenieure und PTA in Weimar eine "Stärkung" der besonderen Art: Unter dem Motto "Vitamin C für Gesundheitsexperten" präsentierte die "2. ZetA-Akademie" zwölf praxisorientierte Fachseminare mit Top-Referenten aus Apothekenpraxis, Recht und Management.

Rund 200 Teilnehmer nutzten das attraktive Angebot, für das die DAZ und die PTAheute die Medienpartnerschaft übernommen hatten. Er wisse nicht, ob man bei einer Veranstaltung, die zum zweiten Mal stattfinde, bereits von "Tradition" sprechen könne, gestand der thüringische Kammerpräsident Ronald Schreiber, als er Referenten und Gäste der 2. ZetA-Akademie begrüßte. Zu spüren war jedoch die Freude darüber, dass alle ZetA-Aktivitäten sich im Laufe der letzten drei Jahre hervorragend entwickelt haben und auf hohe Resonanz stoßen. ZetA steht als geschützter Begriff für "Zertifizierte Apotheke" und ist eine Initiative der Landesapothekerkammer Thüringen. Ziel ist es, Methoden zu entwickeln und anzubieten, mit deren Hilfe sich die Qualität der apothekerlichen Leistung sichern, aber auch fortlaufend und überprüfbar verbessern lässt.

Der Erfolg der 1. ZetA-Akademie im Jahr 2006 führte dazu, dass Danny Neidel, Geschäftsführer der Landesapothekerkammer Thüringen, gemeinsam mit seinem engagierten Team für Fortsetzung sorgte: Die 2. ZetA-Akademie spannte thematisch einen weiten Bogen und überzeugte nicht zuletzt durch den Tiefgang, den die einzelnen Seminare boten. Es sei ein Wunsch vieler Teilnehmer, aber auch der Referenten selbst, anspruchsvolle und umfangreiche Themen nicht nur in einem (wie meist üblichen) 45-minütigen Vortrag, sondern angereichert mit zahlreichen Beispielen und bedarfsweise interaktiv mehrstündig zu behandeln, sagte Neidel. So entstand die Idee, zwölf verschiedene Seminare mit einer Dauer von jeweils vier Stunden anzubieten. Da jeweils drei Seminare zeitlich parallel liefen, hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, am Samstag und Sonntag maximal vier Seminare zu besuchen und sich auf diese Weise auf hohem Niveau fortzubilden.

Apotheker Thoralf Kühne, in der Landesapothekerkammer Thüringen zuständig für Arzneimittelinformation, Fort- und Weiterbildung, sowie das Team der Geschäftsstelle hatten zur weiteren Vertiefung der fachlichen Inhalte zusammen mit den Referenten vorbildliche Seminarunterlagen zusammengetragen, die jeder Teilnehmer in einem umfangreichen Ordner mitnehmen konnte. Nicht zuletzt sorgten die angenehmen und hellen Räumlichkeiten, die Konferenz- und Tagungsstätte der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringens in Weimar, sowie die professionelle Bewirtung für eine gelungene Veranstaltung.

Eine Extra-Würdigung erfuhr die 2. ZetA-Akademie durch den Auftritt von Magdalene Linz, Präsidentin der Bundesapothekerkammer, die am Samstagabend über "Die Zukunft der Apotheke aus dem Blickwinkel einer Gestalterin" sprach (siehe dazu den Bericht in der Rubrik DAZ aktuell in dieser Ausgabe).

Zwölfmal Fachwissen mit Tiefenwirkung

Die Meldungen der Arzneimittelkommission werden in den Apotheken Woche für Woche sorgfältig bearbeitet. In Weimar bestand die Gelegenheit, Prof. Dr. Thomas Beck, seit 2005 Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK), persönlich in einem vierstündigen Seminar zu erleben. Anhand von Beispielen aus der Praxis demonstrierte Beck, welche Möglichkeiten und Konsequenzen sich aus der apothekerlichen Kontrolle von Fertigarzneimitteln, Ausgangsstoffen und Drogen ergeben. Anschaulich stellte er die tägliche Arbeit der AMK-Geschäftsstelle vor und machte den Nutzen von Risikomeldungen deutlich.

Den fachgerechten Umgang besonders bei erklärungsbedürftigen Arzneiformen gegenüber dem Kunden klar zu erläutern – dieser Herausforderung sieht sich die Apotheke permanent gegenüber. Constanze Schäfer, als Apothekerin im Bereich Aus- und Fortbildung der Apothekerkammer Nordrhein tätig, stellte in ihrem praxisorientierten Seminarvortrag ausgewählte Arzneiformen und Applikationsformen vor. Sie sensibilisierte ihre Zuhörer auch dafür, dass selbst scheinbar einfache Darreichungsformen Probleme in sich bergen können. So ist für viele Patienten das Teilen von Tabletten, die korrekte Anwendung von Augen-, Nasen- und Ohrentropfen viel schwieriger, als die meisten von uns denken.

Immer wieder ergeben sich Beratungssituationen, in denen es um "heikle" oder "intime" Fragen geht. Weil mehrheitlich Frauen in Apotheken tätig sind und auch die Kundschaft überwiegend weiblich ist, kommt Gesprächen "von Frau zu Frau" eine große Bedeutung zu. Wie man auch in heiklen, oder sogar peinlichen Situationen die richtigen Worte findet, war Thema des Seminars von Vera Naumann, Kommunikationstrainerin und Beraterin für Organisationsentwicklung. Anhand lebendiger Beispiele zeigte sie, wie die Apotheke insbesondere für Frauen zum vertrauenswürdigen Informationszentrum in allen Gesundheitsfragen werden kann.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Apotheke ändern sich ständig. Und nicht nur der Apothekenleiter sollte rechtlich auf dem neuesten Stand sein, sondern auch die Mitarbeiter sollten sich auskennen. Deswegen bot die 2. ZetA-Akademie gleich zwei Seminare zu Rechtsfragen an. Arndt Preuschhof, als Jurist bei der ABDA tätig, stellte das Apotheken- und Arznei-mittelrecht aus Sicht des Rechtsexperten dar. Dr. Michael Schmidt, als Apotheker in der Leitstelle Arzneimittelüberwachung im Regierungspräsidium Tübingen tätig, beleuchtete dasselbe Thema aus Sicht des Apothekers. Den Seminarteilnehmern präsentierte Schmidt gut verständlich aufbereitete Erklärungen für komplexe Rechtsfragen, wie sie in der Apothekenpraxis laufend anfallen. Sein humorvoller Vortragsstil sorgte für eine gute "Verdaulichkeit" der mitunter recht trockenen Materie.

Menschen mit chronischen Hautproblemen wenden sich immer öfter an die Apotheke, wo sie sich eine sichere Beratung versprechen. Um kompetente Hilfe zu bieten, wurde das Projekt "Pharmazeutische Hautberatung" gegründet, für das es inzwischen bundesweit sechs regionale Arbeitskreise gibt, weitere sind in Vorbereitung. In ihrem Seminar bot Dr. Kathrin Büke, Apothekerin sowie Gründerin und Leiterin dieser Arbeitskreise, einen Überblick über die Möglichkeiten einer intensivierten pharmazeutischen Hautberatung. Schwerpunktmäßig zeigte sie Informationen zu einer der häufigsten Hautkrankheiten der Gegenwart, der Neurodermitis, auf. Die Theorie wurde dabei durch praktische Übungen anhand von klinischen Fällen aus der Praxis vertieft, außerdem wurden messtechnische Verfahren zur Präzisierung des Hautzustandes vorgestellt.

Über 20 Millionen Rezeptur-arzneimittel pro Jahr sprechen eine deutliche Sprache: Dieser Versorgungsweg spielt im Alltag immer noch eine ganz wichtige Rolle. "Rezepturfallen vermeiden" war das Thema eines weiteren vierstündigen Seminars unter Leitung von Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz, sowie Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Wissenschaftlicher Leiter des ZL und Präsident der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft. Dabei ging es um die Leitlinien der Bundesapothekerkammer als "Navigationssystem" im mitunter wie ein Labyrinth anmutenden, hochanspruchsvollen Herstellungsprozess komplexer Rezepturen. Anhand vieler praktischer Beispiele "navigierten" die Referenten die Seminarteilnehmer zu praxistauglichen Lösungen.

Und noch ein pharmazeutisches Thema: "Interaktionen erkennen und bewerten" – das ist im Apothekenalltag täglich gefordert. Ronald Schreiber, Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen, und Dr. Jörg Wittig, beide mit Spezialkenntnissen auf dem Gebiet der pharmazeutischen Betreuung und des Managements von Interaktionen, boten anhand von Beispielen Lösungsansätze zu pharmakologischen Problemen. Die fachlichen Hintergründe wurden ebenso diskutiert wie die Relevanz der Interaktionen für unterschiedliche Patientengruppen. Schreiber und Wittig "tauchten" dabei auch ein in die Strukturen der ABDA-Datenbank und eröffneten Einblicke in die dort angebotenen Informationen. Ein weiteres Anliegen der Referenten war es, Klarheit darüber zu schaffen, wie Interaktionen am besten kommuniziert und für unterschiedliche Personenkreise verständlich aufbereitet werden.

Wer eine Apotheke erfolgreich führen will, darf vor betriebswirtschaftlichen Themen nicht zurückschrecken. Sie gehören ebenso ins Fortbildungsspektrum wie das fachliche Wissen. Diplom-Kauffrau Claudia Knorr von der Treuhand Hannover und Steuerberater Frank Bremmer, Leiter der Treuhand-Niederlassung Erfurt, referierten über "Erfolgreiches Führen mit wirtschaftlichen Kennzahlen". Durch Beispiele aus der Beratungspraxis der Vortragenden sowie anhand der Darstellung aktueller Marktdaten erhielten die Seminarteilnehmer neue Impulse und Vergleichsdaten für ihre tägliche Arbeit. Moderiert wurde das Seminar von Stefan Fink, dem Vorsitzenden des Thüringer Apothekerverbandes.

Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Lebensmittel gehören heute unbedingt zum Warensortiment der Apotheke. Im Alltag ergeben sich immer wieder Unklarheiten. Jan Winters, Diplom-Ökotrophologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Lebensmittelwissenschaften der Universität Hannover, erklärte in seinem Seminar die aktuelle Rechtslage dieser Warengruppe aus ernährungswissenschaftlicher Sicht. Gemeinsam mit den Teilnehmern erarbeitete Winters, was in der Apothekenpraxis im Einzelnen zu berücksichtigen ist. Insbesondere ging der Referent auf Werbung und Wirkversprechen für/von Nahrungsergänzungsmitteln ein, was im Praxisalltag immer wieder ein heikles Thema ist.

Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Befindlichkeitsstörungen. Drei bis fünf Prozent der Bevölkerung nehmen regelmäßig Schmerzmittel ein – und das weitgehend in der Selbstmedikation. Bei der abgabebegleitenden Beratung kommt der Apotheke eine verantwortungsvolle Aufgabe zu. "Kopfschmerz und Migräne" war das Seminarthema von Dr. Eric Martin, Apotheker und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesapothekerkammer sowie Dozent an den Universitäten Würzburg, Jena und Erlangen. Ausführlich ging er auf alle Fragen rund um die Anwendung, aber auch den Missbrauch der bei Kopfschmerzen eingesetzten Analgetika ein.

"Mit Teampower den Apothekenalltag meistern" – das war das Thema von Dr. Hiltrud von der Gathen, Fachapothekerin für Offizinpharmazie, Gesundheits- und Ernährungsberatung und Referentin zahlreicher Kammerfortbildungen auf Landes- und Bundesebene. In dem Seminar ging es um Grundzüge einer erfolgreichen Kommunikation im Team. Vorgestellt wurden bewährte Methoden zu Verbesserung des Informationsflusses sowie Maßnahmen, die die Motivation im Team erhöhen und Demotivierung vermeiden. Wie wichtig das Thema vor allem für Ganztagskräfte ist, stellte von der Gathen gleich am Anfang dar: "Wir verbringen acht Stunden im Team – das ist ein Drittel unseres Lebens." Übrigens: Regelmäßige Mitarbeitergespräche – also ein konstruktives Feedback des Chefs bzw. der Chefin an die Angestellten – sind ein ganz wesentliches Instrument für mehr Teampower und Erfolg!

Hat dieser Bericht Sie nun neugierig gemacht auf die ZetA-Akademie? Schauen Sie doch mal ins Internet und informieren Sie sich unter www.zeta-apotheke.de. Auch Apotheken außerhalb von Thüringen finden dort interessante Angebote. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Mitarbeiterzufriedenheitsanalyse? Diese erfolgt über umfassende Fragebögen, die von den Mitarbeitern (anonym!) zu beantworten sind und mittels Punktesystem ausgewertet werden. Der Apothekenleiter erhält zusätzlich anonymisierte Vergleichsdaten anderer Apotheken. Und zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft: In zwei Jahren ist die 3. ZetA-Akademie geplant, auch wieder in Weimar.


rb

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