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Aus Kammern und Verbänden
AK Nordrhein
Apothekerliche Werte stärken
Am 21. November 2007 fand eine Sitzung der Apothekerkammer Nordrhein in Neuss statt. Dort berichteten Kammerpräsident Lutz Engelen und ABDA-Vizepräsident Friedemann Schmidt über die aktuelle gesundheits- und standespolitische Lage, und Prof. Dr. Harald Schweim referierte über Arzneimittelfälschungen aus dem Internet.
Schmidt legte dar, was den freien Heilberuf ausmacht: In Abgrenzung zu einem Gewerbe zeichnet er sich durch den intellektuellen Hintergrund der Kernleistung aus. Zudem wird die Leistung für ein bestimmtes Individuum, hier einen Patienten, erbracht. Damit ist auch ein mögliches individuelles Schädigungspotenzial verbunden. Durch die aktuelle politische Entwicklung besteht die Gefahr, dass diese individuelle Versorgung verloren geht. Umso wichtiger sei es für die Apotheker, sich auf die zentralen Werte des freien Berufes zu besinnen und sich von der Profanisierung des Arzneimittelhandels deutlich abzuwenden.
Der Apotheker, so ergänzte Engelen, ist mit seinen Dienstleistungen dem Gemeinwohl verpflichtet. Die von der Apothekerkammer Nordrhein durchgeführte Evaluation der Beratung werde von 95 Prozent der Kollegen positiv aufgenommen. Um die Beratungsqualität noch weiter zu steigern, will die Kammer ab dem kommenden Jahr zusätzlich ein Coaching anbieten. Zudem bemühe sich die Kammer um die Verbesserung der Rezepturqualität. Vorbildlich seien die hohen Standards der Kollegen in den Niederlanden. Engelen rief dazu auf, an den ZL-Ringversuchen teilzunehmen. In diesem Zusammenhang erklärte er, dass die Apotheker, die an den Rezepturfälschungen mit Zytostatika beteiligt sind, berufsrechtlich belangt werden.
Aspekte der neuen Apothekenbetriebsordnung
Der Referentenentwurf zur Novellierung der Apothekenbetriebsordnung liegt zwar noch nicht vor. Friedemann Schmidt berichtete jedoch, er habe durch Gespräche mit Frau Dr. Krüger, die die Neufassung im Bundesministerium bearbeitet, den Eindruck gewonnen, dass die Befürchtungen einer Deregulierung und eines Abschmelzen der Standards oder gar einer "Apotheke light" nicht begründet seien. Die wichtigen Aspekte zur Novellierung aus Sicht der ABDA sind: eine flächendeckende qualitativ gleiche Versorgung mit Arzneimitteln, eine Modernisierung der Arbeitsbedingungen zum Beispiel in Bezug auf Prüfvorschriften und eine stärkere Erlebbarkeit des Apothekers. Es gehe um die Sicherung des Tätigkeitsfeldes des Apothekers. Gleichzeitig müsse den Ausfransungen am Rande bewusst entgegen gesteuert werden.
Schmidt forderte die Kollegen auf, zusammenzustehen und nicht obskuren Angeboten auf den Leim zu gehen. Vor wenigen Tagen hatte der Präsident der Ärzteschaft Hoppe die vier ärztlichen Grundwerte dargestellt. Diese sind, so Schmidt, auch für den Apotheker anwendbar:
- persönliche und fachliche Kompetenz,
- Verschwiegenheit,
- dem Menschen nicht zu schaden, sondern ihm sogar von möglichen schädigenden Einflüssen oder Entscheidungen abzuraten und
- die Uneigennützigkeit im Handeln.
Öffentlichkeitsarbeit
Aber nicht nur gute Arbeit, auch das Kommunizieren darüber sei wichtig, so Engelen. Seit einem halben Jahr wehe durch die Öffentlichkeitsarbeit der ABDA ein neuer Wind. Offensiver und intensiver würde die politische und pharmazeutische Pressearbeit verfolgt. Die Mitglieder der Kammerversammlung bekundeten durch ihren Applaus an dieser Stelle, dass sie dies ebenfalls wahrgenommen haben.
Engelen machte deutlich, dass die Rabattverträge in der Versorgung Schwerstkranker nicht tragbar sind. Es bestehe die Hoffnung, dass die neuen Rabattverträge in einigen Punkten eine Flexibilisierung erfahren, um den Bedürfnissen von Patienten, Apothekern und Ärzten gerecht zu werden. Und trotz des ganzen Ärgers, den die Rabattverträge in den Apotheken verursacht haben, sei gerade in dieser Situation wieder einmal deutlich geworden, wie unersetzlich die persönliche Betreuung der Patienten durch die Apotheke vor Ort ist.
Internet: das Tor für Arzneimittelfälschungen
Über die mit dem illegalen Arzneimittelimport verbundenen Risiken referierte Prof. Dr. Harald Schweim vom Lehrstuhl Drug regulatory affairs der Universität Bonn. Das Image des Arzneimittels hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Preiskampf im OTC-Markt, Diskussionen zur Erstattungsfähigkeit durch die Krankenkassen, zum Teil nicht kontrollierbare Vertriebswege und nicht zuletzt die Möglichkeit, verschreibungspflichtige Präparate über das Internet zu bestellen, haben dazu beigetragen. Dass für viele Arzneistoffe als Folge der Globalisierung keine Produktionsstätten mehr in Europa, sondern vermehrt in China und Indien zu finden sind, erleichtert den Fälschern die Arbeit. Wird zudem noch eine Net-Doktor-Verordnung angeboten, wie das zum Teil auf ausländischen Internetseiten der Fall ist, sind Arzneimittelfälschern Tür und Tor geöffnet. Leider ist die Strafverfolgung durch die Behörden unzureichend, obwohl die EU-Kommission harte Strafen fordert.
Gegen den Versandhandel
Bereits Mitte Oktober hat eine Veranstaltung des Lehrstuhls Drug regulatory affairs an der Universität Bonn deutlich gemacht, welche Gefahren der Versandhandel im Internet birgt (Bericht in DAZ 42 S. 48). Sowohl die Vertreterin des Bundeskriminalamts als auch der Referent der Verbraucherzentralen untermauerten dies und betonten, wie beratungsintensiv das Arzneimittel sei. Auch die "Laumann-Initiative", die derzeit durch die nordrhein-westfälische FDP blockiert werde, zielt in diese Richtung. Um die Laumann-Initiative zu unterstützen, verabschiedeten die Delegierten eine von den Apothekerkammern Nordrhein und Westfalen-Lippe gemeinsam vorbereitete Resolution (Text auf Seite 63).
In der Kammerversammlung beschlossen die Delegierten eine Reihe von Anträgen, unter anderem die Änderung der Weiterbildungsordnung, mit der aus dem Fachapotheker für Offizinpharmazie und Hausapotheke zukünftig der Fachapotheker für Allgemeinpharmazie wird. Ebenfalls mit großer Mehrheit wurde der Haushaltsplan für das Jahr 2008 angenommen. Außerdem wurden die Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder des Aufsichtsführenden Ausschusses des Versorgungswerkes und zwei stellvertretende Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses des Versorgungswerkes neu gewählt.
Constanze Schäfer
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