Arzneimittel und Therapie

Mammakarzinom

Bessere Prognose bei Brustkrebs durch gesunde Ernährung?

Zwei aktuelle Studien untersuchen den Einfluss der Ernährung auf das Rezidivrisiko einer Brustkrebserkrankung. Bei einer intensivierten Take-five-Diät blieb der erhoffte Nutzen aus, eine verminderte Fettaufnahme scheint hingegen das Risiko zu senken.

Epidemiologische Studien weisen darauf hin, dass die Nahrung das Brustkrebsrisiko beeinflussen kann. So scheint eine an Früchten, Gemüse und Ballaststoffen reiche Ernährung das Mammakarzinomrisiko zu reduzieren, eine fettreiche – insbesondere eine an tierischen Fetten gehaltvolle – Ernährung das Risiko hingegen zu erhöhen. Wie verhält es sich nun mit dem Einfluss der Nahrung auf das Rezidivrisiko und auf die Gesamtsterblichkeit von Frauen, die bereits an Brustkrebs erkrankt sind? Kann die Ernährung den Krankheitsverlauf beeinflussen? Mit diesen Fragen beschäftigen sich zwei amerikanische Untersuchungen. Die WHEL-Studie (Women`s Healthy Eating and Living Study) geht der Frage nach, ob sich eine vermehrte Aufnahme von Früchten, Ballaststoffen und Gemüse und eine reduzierte Fettaufnahme auf den Krankheitsverlauf niederschlagen; in der WIN-Studie (Women’s Intervention Nutrition Study) wurde der Einfluss einer verminderten Fettaufnahme untersucht.

Bei der WHEL-Studie handelt es sich um eine randomisierte und kontrollierte Studie, die an sieben Zentren in den USA durchgeführt wurde. An ihr nahmen 3088 Frauen im Alter von 18 bis 70 Jahren teil (das mittlere Alter betrug 53 Jahre), die an einem primären, frühen Mammakarzinom erkrankt waren und nicht chemotherapeutisch behandelt wurden. Die Probandinnen der Interventionsgruppe wurden angewiesen, eine bestimmte Diät einzuhalten. Diese bestand aus:

  • täglich fünf Portionen Gemüse und einmal Gemüsesaft, drei Portionen Früchte und 30 Gramm Ballaststoffe. 15 bis 20% der Energieaufnahme wurden durch Fett abgedeckt (intensivierte Take-five-Diät).

Die Patientinnen der Kontrollgruppe sollten eine Take-five-Diät einhalten, die folgendermaßen definiert wurde:

  • täglich fünf Portionen Obst und Gemüse, mindestens 20 Gramm Ballastsstoffe und weniger als 30% der gesamten Energieaufnahme aus Fett.

Primärer Studienendpunkt war das Auftreten einer Brustkrebserkrankung (Rezidiv oder neuer Tumor) sowie die Gesamtsterblichkeit. Der Interventionszeitraum betrug vier Jahre, der mittlere Beobachtungszeitraum lag bei etwas über sieben Jahren.

Die Probandinnen der Interventionsgruppe nahmen 65% mehr Gemüse, 25% mehr Obst und 30% mehr Ballaststoffe und 13% weniger Fettkalorien zu sich als die Teilnehmerinnen der Vergleichsgruppe. Diese Angaben konnten anhand diverser Blutparameter (u. a. PlasmaKarotinwert, HDL-Wert) bestätigt werden. Allerdings schlug sich die Diät nicht in den Studienendpunkten nieder: 16,7% der Frauen der Interventionsgruppe und 16,9% der Vergleichsgruppe hatten ein Rezidiv erlitten (Hazard ratio 0,96; 95% Konfidenzintervall 0,80 bis 1,14; p = 0,63) und 10,1% in der Interventionsgruppe und 10,3% in der Vergleichsgruppe waren verstorben (Hazard ratio 0,91; 95% Konfidenzintervall 0,72 bis 1,15; p = 0,43).

Die WIN-Studie: weniger Fett

Die WIN-Studie ist ebenfalls eine randomisierte, multizentrische Studie, an der 2437 Brustkrebspatientinnen nach einer adjuvanten Standardtherapie teilnahmen. Die 975 Probandinnen der Interventionsgruppe sollten eine fettreduzierte Diät einhalten, bei der lediglich 15% der Gesamtkalorien durch Fett gedeckt wird. Die Patientinnen wurden durch Diätassistentinnen und in Schulungen unterstützt. Die 1462 Frauen der Vergleichsgruppe erhielten keine besondere Diät. Primäre Studienendpunkte waren wiederum das Auftreten eines Rezidivs und die Gesamtmortalität.

Zu Beginn der Studie hatten die Teilnehmerinnen beider Gruppen rund 30% ihrer Kalorienzufuhr in Form von Fett aufgenommen. Nach einem Jahr lag der Fettanteil der Nahrung in der Interventionsgruppe bei rund 20%, in der Kontrollgruppe blieb er unverändert. Dies schlug sich auch auf das Körpergewicht nieder, und die Patientinnen der Interventionsgruppe hatten nach fünf Jahren durchschnittlich knapp drei Kilogramm abgenommen.

Nach fünf Jahren zeigt eine Interims-Analyse im Hinblick auf das rezidivfreie Überleben einen signifikanten Benefit für die Frauen der Interventionsgruppe. Auch eine weitere Zwischenanalyse nach acht Jahren bestätigte den Benefit durch die fettarme Ernährung. In Subgruppenanalysen wurde festgestellt, dass insbesondere Hormonrezeptor-negative Patientinnen von der fettarmen Ernährung profitieren. Endgültige Ergebnisse werden bis Ende 2007 erwartet.

Immer noch viele Unklarheiten

Ein Kommentator beider Studien interpretiert diese Ergebnisse mit Bedacht. Noch sei unklar, ob der in der WIN-Studie beobachtete Benefit durch die Fettreduktion zustande kam oder ob dieser auf den Gewichtsverlust zurückzuführen sei, zumal bekannt ist, dass Übergewicht und Gewichtszunahme das Brustkrebsrisiko erhöhen. Und aus den Ergebnissen der WHEL-Studie könne nicht automatisch der Schluss gezogen werden, dass eine gesunde Ernährung sinnlos sei, da die Langzeiteffekte nicht untersucht wurden. Ernährung, körperliche Aktivität und Energieaufnahme scheinen eine komplexe Rolle zu spielen, die erst ansatzweise bekannt ist. Vorläufige Daten weisen zudem auf unterschiedliche Effekte der diätetischen Intervention je nach Hormonrezeptorstatus hin. Eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und Änderungen im Lebensstil scheinen jedoch die Überlebensdauer von Brustkrebspatientinnen positiv beeinflussen zu können. <

Quelle

Pierce, J., et al.: Influence of a diet very high in vegetables, fruit, and fiber and low in fat on prognosis following treatment für breast cancer. JAMA 298, 289-298 (2007).

Gapstur S., et al.: Fat, fruits, vegetables, and breast cancer survivorship. JAMA 298, 335-336 (2007).

Chlebowski RT., et al.: Dietary fat reduction and breast cancer outcome: Interim efficacy results from the women‘s intervention nutrition study. J Natl Cancer Inst. 98, 1767-1776 (2006).

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
Alkohol und Brustkrebsrisiko
In der prospektiven EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) wurde der Alkoholkonsum von rund 275.000 Frauen in ganz Europa beobachtet und mit dem Brustkrebsrisiko in Verbindung gebracht. Bei einer täglichen Alkoholzufuhr von 10 g lag die Incidence Rate Ratio (IRR) im Vergleich zur völligen Alkoholabstinenz bei 1,03; bei täglichem Alkoholgenuss von mehr als 19 g stieg sie auf 1,13. Erhöhter Alkoholkonsum, der längere Zeit zurücklag, wirkte sich nicht auf das Brustkrebsrisiko aus. Ob und wie weit die alkoholbedingte Risikoerhöhung durch andere Faktoren des Lebensstils wieder verringert werden kann, ist nicht bekannt
[Quelle: Tjonneland A., et al.: Alcohol intake and breast cancer risk: The european prospective investigation into cancer and nutrition (EPIC). Cancer Causes Control 18, 361-373 (2007)].
Fettreduzierte Diät Weniger Fett in der Nahrung scheint die Überlebensdauer von Brustkrebspatientinnen positiv beeinflussen zu können: Die Probandinnen verloren nicht nur Gewicht, nach fünf Jahren zeigte sich im Hinblick auf das rezidivfreie Überleben ein signifikanter Benefit für die Frauen der Interventionsgruppe.
Foto: Precon

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