Arzneimittel und Therapie

Hepatitis E

Vakzine kann Hepatitis-E-Erkrankungen verhindern

Bei uns ist sie recht unbekannt, doch Hepatitis E ist in Nordafrika und Vorderasien die zweithäufigste Hepatitis. In einer Phase-II-Studie wurde die hohe Effektivität einer Hepatitis-E-Vakzine an rund 900 Soldaten der nepalesischen Armee aufgezeigt. Angesichts des meist selbst limitierenden Verlaufs der Erkrankung spricht sich ein Kommentator der Studie zurückhaltend aus, zumal vor einer breiteren Anwendung des Impfstoffs einige Fragen geklärt werden sollten.

Hepatitis-E-Infektionen treten vor allem in Entwicklungsländern auf und breiten sich dort sporadisch und endemisch aus. Die Infektion mit dem erst seit 1983 bekannten Hepatitis-E-Virus verläuft in der Regel selbst limitierend und ist nach einer bis vier Wochen ausgeheilt. In seltenen Fällen kann die Infektion zu einem fulminanten Leberversagen führen, das in 0,1 bis 4% aller Fälle zum Tode führt. Besonders gefährlich ist eine Hepatitis-E-Infektion für Schwangere im dritten Trimester, die in knapp einem Viertel aller Fälle einen tödlichen Verlauf nimmt. Man schätzt, dass rund ein Drittel der Weltbevölkerung eine Hepatitis-E-Infektion durchgemacht hat, allein für Indien wird das Lebenszeitrisiko einer Infektion auf etwa 60% geschätzt. Angesichts dieser hohen Infektionsraten erscheint eine Impfung gegen das Hepatitis-E-Virus trotz des meist harmlosen Verlaufs sinnvoll zu sein. Seit Kurzem steht eine rekombinante Vakzine zur Verfügung, deren Sicherheit und Effektivität in einer Phase-II-Studie getestet wurde.

Die randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Studie wurde mit knapp 2000 nepalesischen Soldaten durchgeführt, die unter schlechten hygienischen Verhältnissen arbeiten und somit eine geeignete Zielgruppe bilden. 898 Probanden erhielten in den Monaten 0, 1 und 6 einen rekombinanten Hepatitis-E-Impfstoff (Hersteller GlaxoSmithKline), die Teilnehmer der Vergleichsgruppe eine Placeboinjektion. Der primäre Studienendpunkt war das Auftreten einer Hepatitis-E-Infektion nach der vollständigen Impfung. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 800 Tage.

In der Placebo-Gruppe erkrankten 66 Soldaten an Hepatitis E, in der Verum-Gruppe drei Soldaten. Daraus errechnet sich eine 95,5%ige Schutzwirkung nach drei Impfungen. Bereits vor Abschluss aller drei Impfungen liegt die Schutzwirkung bei 88,5%. Abgesehen von einzelnen schmerzhaften Reaktionen an der Impfstelle war die Impfung weitgehend nebenwirkungsfrei.

Kritischer Kommentar

Das Studienergebnis wurde im Editorial des New England Journal of Medicine diskutiert und zurückhaltend beurteilt. Dem Kommentator zufolge bestehen noch einige Unklarheiten, die zu einer genaueren Einschätzung vorab geklärt werden müssen:

  • Schützt die Impfung auch vor asymptomatischen Hepatitis-E-Infektionen? Wenn nicht, könnten geimpfte Probanden unwissentlich das Virus ausscheiden und so zu seiner weiteren Verbreitung beitragen.
  • Können auch Schwangere geimpft werden? Da eine Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus vor allem für gravide Frauen gefährlich ist, muss diese Frage dringend geklärt werden.
  • Wie lange hält der Impfschutz an?
  • Wie hoch sind die Kosten für die Impfung? Können Entwicklungsländern – und vor allem in diesen wird die Vakzine benötigt – für die Kosten der Impfung aufkommen?
Quelle

Shrestha M., et al.: Safety and efficacy of a recombinant hepatitis-E-vaccine. N. Engl. J. Med. 356, 895-890 (2007).

Krawczynski K.: Hepatits E vaccine – ready for prime time? N. Engl. J. Med. 356, 949-950 (2007).

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
  • Vorkommen:
endemisches Auftreten im gesamten indischen Subkontinent, Teilen Chinas und Zentralasiens; 2003 wurden in Deutschland 32 Fälle registriert, wobei sich die meisten Betroffenen in Endemiegebieten aufhielten oder ein Kontakt zu Rückkehrern aus Endemiegebieten bestand (Zahlen nach RKI).
  • Übertragungswege:
fäkal-oral; vor allem durch kontaminiertes Trinkwasser; eine Ansteckung von Mensch zu Mensch scheint unwahrscheinlich zu sein. Da auch in Schweinen das Hepatitis-E-Virus nachgewiesen wird und experimentell auf andere Tiere übertragen werden kann, ist auch eine zoonotische Übertragung denkbar.
  • Inkubationszeit:
drei bis acht Wochen (im Schnitt 40 Tage)
  • Klinik:
Erkrankungsgipfel zwischen dem 25. und 40. Lebensjahr; bei Kindern meist subklinischer Verlauf. Klinische Symptome sind Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Juckreiz und Fieber. Zusätzlich kann die Haut gelblich verfärbt sein; der Urin kann eine dunkle, der Stuhl eine helle, lehmige Farbe annehmen. Die Genesung erfolgt normalerweise nach zwei bis drei Wochen.
  • Prognose:
Meist selbst limitierende akute virale Hepatitis ohne Progress zu einer chronischen Erkrankung; in seltenen Fällen (0,1 bis 4,0%) kommt es zu einem fulminanten Leberversagen. Besonders gefährdet sind Schwangere im dritten Trimester, bei denen neben Früh- und Fehlgeburten gehäuft ein akutes Leberversagen mit einer Letalität bis zu 20% beobachtet wird.
  • Therapie:
Es ist keine kausale Therapie bekannt, die Behandlung beschränkt sich auf eine Symptomlinderung.
Hepatitis-E-Virus Das unbehüllte Einzelstrang RNA-Virus wird per Kontaktinfektion bzw. Schmierinfektion fäkal-oral und über das Wasser übertragen. Die Hepatitis E ist die zweithäufigste Hepatitis in Nordafrika und Vorderasien, speziell im Sudan und Irak. In Deutschland ist die akute Hepatitis-E-Viruserkrankung weitgehend auf Rückkehrer aus Endemiegebieten beschränkt.
Foto: CDC

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