- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 4/2007
- Osteoporose
Ernährung aktuell
Osteoporose
Führt Colatrinken zu brüchigen Knochen?
Beinahe 55% der amerikanischen Bevölkerung, insbesondere Frauen, sind von dem Risiko, an Osteoporose zu erkranken, betroffen. Amerikanische Forscher berichteten jüngst, dass Cola zu einer geringeren Knochendichte und -mineralisierung beitragen könnte und somit das Osteoporose-Risiko erhöht.
Osteoporose ist eine Erkrankung des Skelettsystems, die zu einer Verminderung oder gar zum Verlust von Knochensubstanz und -struktur führt. Beides begünstigt die Frakturanfälligkeit der betroffenen Person. Katherine Tucker und Kollegen von der Friedman School of Nutrition Science and Policy in Tufts, USA untersuchten in ihrer Studie, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Cola und der Knochendichte gibt. Dazu analysierten die Forscher von mehr als 2500 Probanden, die durchschnittlich knapp 60 Jahre alt waren, Ernährungsprotokolle sowie die Messwerte zur Knochendichte. Die Knochendichte wurde sowohl in der Wirbelsäule als auch an drei verschiedenen Stellen im Hüftknochen gemessen. Dabei kamen Tucker und ihre Kollegen zu folgenden Ergebnissen: bei Frauen konnte der Cola-Konsum mit einer geringeren Knochendichte an allen drei Messorten in der Hüfte ungeachtet von anderen möglichen Einflussfaktoren wie z. B. Alter, menopausaler Status, totaler Calcium- und Vitamin-D-Status sowie Zigaretten- und Alkoholkonsum, in Zusammenhang gebracht werden.
Die Knochenmineraldichte am Femurhals war bei den Frauen, die täglich Cola tranken, um 3,7% niedriger als bei Frauen, die weniger als einmal pro Monat Cola tranken. Auf die Knochendichte der Wirbelsäule der Frauen hatte die Cola jedoch keinen Einfluss. Auch bei den männlichen Probanden konnte kein erhöhtes Osteoporose-Risiko aufgrund der Aufnahme von Cola festgestellt werden.
Der wöchentliche Cola-Konsum im Verhältnis zu anderen kohlensäurehaltigen Softdrinks lag bei den männlichen Probanden bei 83% und bei Frauen bei 80%. Je höher die aufgenommene Cola-Menge war, desto geringer war die Knochendichte und deren Mineralisierungsgrad. Der Kohlensäuregehalt der Getränke scheint dabei keine Rolle zu spielen, denn für andere kohlensäurehaltigen Softdrinks konnte keine Assoziation mit einer verringerten Knochenmineraldichte gefunden werden.
Die Wissenschaftler betonten auch, dass seit den 60er Jahren der Konsum von kohlensäurehaltigen Softdrinks enorm angestiegen ist. Den größten Anteil macht mit 70% Cola aus, die im Gegensatz zu den anderen Getränken auch Phosphorsäure enthält.
In älteren Studien kam der Verdacht auf, dass ein erhöhter Cola-Konsum einen Rückgang der konsumierten Menge an Milchprodukten zu Folge hat, was schließlich zu einer reduzierten Knochendichte führt. Anhand der Ernährungsprotokolle konnte Tucker dies zwar widerlegen, da die Cola-Trinker keineswegs weniger Milch tranken, aber gleichzeitig stellten die Forscher fest, dass die Calcium-Aufnahme aus allen Nahrungsquellen – neben Milchprodukten auch dunkles Blattgemüse und Bohnen – vermindert war, wenn die Probanden höhere Mengen Cola konsumierten.
Ingesamt konnte in der Studie eine zu geringe Calciumaufnahme festgestellt werden. Die durchschnittliche Calciumaufnahme lag bei Frauen bei 1000 mg/d und bei Männern bei 800 mg/d. Die amerikanischen Empfehlungen geben dagegen für über 50-Jährige 1200 mg/d an, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE empfiehlt auch für diese Altersgruppe 1000 mg/d. Physiologisch gesehen kann eine Calcium-arme und gleichzeitig Phosphat-reiche Ernährung den Verlust von Knochenmasse begünstigen. Dabei wird das Gleichgewicht der Knochenumbauprozesse gestört und Calcium geht aus den Knochen verloren. Einige Studien zeigen jedoch, dass die in Cola enthaltene Menge an Phosphorsäure unbedeutend ist verglichen mit anderen Nahrungsmitteln wie Hühnerfleisch oder Käse, so Tucker. Sie empfiehlt, weitere kontrollierte Studien durchzuführen, um herauszufinden, ob sich gewohnheitsmäßiger Cola-Konsum und die damit verbundene regelmäßige Aufnahme von Phosphorsäure ohne gleichzeitige Aufnahme von Calcium oder anderer neutralisierender Inhaltsstoffe nachteilig auf die Knochengesundheit auswirken kann. Für die Wissenschaftler bleibt dennoch unklar, warum Frauen, die mehr Cola tranken, eine geringere Knochendichte und -Mineralisierung im Hüftknochen vorwiesen. Vorangegangene Studien haben auch gezeigt, dass eine geringe Aufnahme von Obst und Gemüse die Knochendichte und den Mineralisierungsgrad beeinflussen könnte. Folgendes Fazit ergibt sich für Tucker aus der Studie: die gesamte Lebensmittelauswahl hat einen entscheidenden Einfluss auf die Knochengesundheit; bisher fehlt jedoch der konkrete Beweis, dass überhöhter Cola-Konsum die Knochen schädigt. Solange aber die Unbedenklichkeit von übermäßigem Cola-Konsum nicht hinreichend abgesichert ist, rät Tucker Frauen im höheren Alter davon ab.
QuelleTucker, K. L.; et al.: Colas, but not other carbonated beverages, are associated with low bone mineral density in older women: The Framingham Osteoporosis Study. Am. J. Clin. Nutr. 84 , 936 – 942 (2006).Katja Aue
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.